Leverkusen Der Haifisch zeigt die Zähne

Leverkusen · Neun Mädchen und zwei Jungs Der Theaterkurs Literatur am Landrat-Lucas-Gymnasium hat "Die Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weill auf die Bühne gebracht. Heute Abend feiert die Schüler-Lehrer-Produktion mit Live-Musik Premiere.

 Heute Abend feiern die Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums mit Bert Brechts "Dreigroschenoper" Premiere. Die wichtigsten Lieder werden live gesungen.

Heute Abend feiern die Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums mit Bert Brechts "Dreigroschenoper" Premiere. Die wichtigsten Lieder werden live gesungen.

Foto: Uwe Miserius

Alles ist in bester Ordnung mitten im berüchtigten Londoner Stadtteil Soho. Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren ein Moritatensänger singt eine Moritat – die von Mackie Messer. In diesem Fall ist es eine Sängerin, die im Vorspiel den wohl bekanntesten Song aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper anstimmt. Denn die Frauen sind – wie so oft – deutlich in der Überzahl im Theaterkurs Literatur des Doppel-Abijahrgangs Q1 am Landrat-Lucas-Gymnasium. Das Theaterspiel steht klar im Vordergrund bei dieser Inszenierung von Marco Isermann, aber die wichtigsten Lieder werden dennoch gesungen – live.

Die Jugendlichen haben sich bereitwillig darauf eingelassen, trotz der eher sperrigen Melodik. Die instrumentale Begleitung des Orchesters haben Lehrer übernommen in kleinstmöglicher Besetzung – als Trio. Die Musiklehrerinnen Emma Fridmann (Geige und Leitung), Katarzyna Mysona-Rupik am Klavier und Klemens Büsch am Kontrabass sorgen dafür, dass die durchaus anspruchsvolle Komposition Kurt Weills, die Elemente aus Jazz, Tango, Blues und Jahrmarkts-Musik mischt, sicher und professionell die Sänger erdet.

Auf Wunschrollen beworben

Das Stück sei ein Herzenswunsch ihres Lehrers und Regisseurs gewesen, verrieten die Schüler bei der Generalprobe. Aber große Überredungskünste brauchte es wohl nicht. Alle konnten sich schnell damit anfreunden und haben sich auf ihre Wunschrollen beworben. Über die Besetzung entschieden hat die Mehrheit. In vielen Proben, nicht zuletzt zusätzlichen Wochenenden, haben sie die Aussage des Stücks in die Gegenwart transportiert. Brecht benutzte das Theater zur sozialkritischen Belehrung. Ganz so sperrig und textlastig wie im Original aber haben es die Schüler nicht realisiert. Sie verwandten viel Sorgfalt bei der Ausstattung der Typen, die sich hier in der Londoner Unterwelt herumtreiben. Bettler, Huren und Diebe, die man äußerlich und am Tonfall erkennt. Aber bei den Armen, deren Milieu diese Dreigroschenoper gewidmet ist, herrschen ähnliche Machtverhältnisse wie in der bourgeoisen Gesellschaft. Was bei Brecht durch Verfremdungseffekte, Kommentare das schlichte Rezipieren einer Story vereiteln sollte, erschien in einer Schülerversion 2012 wenig sinnvoll. Deswegen entschied man sich, die Widersprüchlichkeit zwischen Schein und Sein durch scheinbar authentische Vorstellungen der Mitwirkenden per Videosequenz einzuspielen.

(RP)
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