Leverkusen "Ehrensold: Es wäre anständiger zu verzichten"

Leverkusen · Der Leverkusener Jens Waldinger hat eine Internetpetition gestartet. Er sammelt Unterschriften von Menschen, die dafür plädieren, dass der am Donnerstag per Zapfenstreich verabschiedete Bundespräsident Christian Wulff keinen Ehrensold bekommt. 650 Leute haben schon unterschrieben .

 Wulff-Gegner Jens Waldinger.

Wulff-Gegner Jens Waldinger.

Foto: Uwe Miserius

Jens Waldinger ist keiner, der die Hände in den Schoß legt. Er will etwas tun, etwas verändern. "Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt": So lautet die Philosophie des Leverkuseners. Und weil es ihn ärgert, dass Bundespräsident a.D. Christian Wullf den vollen Ehrensold bekommen soll, hat er eine Petition im Internet gestartet: "Keinen Ehrensold für Christian Wulff."

Auf der Online-Plattform, auf der jeder eine Petition starten kann, sammelt er Unterschriften von Leuten, die genauso denken wie er selbst. Die Unterschriften, die in einem Monat zusammenkommen, will er an das Bundespräsidialamt senden. Seit einer Woche läuft die Petition, und 650 Menschen haben bereits unterschrieben. Auch Unterzeichner aus dem Ausland sind dabei, aus den USA, Angola, Serbien und der Schweiz. Einige haben allerdings anonym unterschrieben.

Mit gutem Beispiel vorangehen

"Ich finde, der Ehrensold steht Wulff nicht zu", sagt Waldinger. Schließlich sei er nicht aus politischen Gründen zurückgetreten. Der Bundespräsident sei ein Repräsentant. Wulff habe allerdings nur 20 Monate in dem Amt gearbeitet und solle selbst einsehen, dass ihm das Geld — knapp 200 000 Euro im Jahr — nicht zusteht. Jens Waldinger sieht, wo das Geld in der Gesellschaft fehlt: etwa dass Kinder oft keinen Zugang zu Bildung haben, dass alleinerziehende Mütter kaum Geld zur Verfühung steht.

"Ich gucke nicht weg und will mit gutem Beispiel vorangehen", sagt der Manforter. "Es wäre anständig von Wulff, auf den Ehrensold zu verzichten", fügt der 37-Jährige hinzu, der als Kaufmann bei Bayer arbeitet. Damit spricht er sicher vielen aus der Seele und hofft, dass sie ihn im Internet unterstützen.

Erst am Donnerstag wurde Wulff in Berlin mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Die Zeremonie wurde am Zaun von Schloss Bellevue von zahlreichen Demonstranten mit Buh-Rufen begleitet. Viele Politiker blieben dem Zapfenstreich demonstrativ fern.

In Deutschland sei es leider oft so, dass Menschen sagen: "Da kann man nichts machen." So will Waldinger nicht sein. Er engagiert sich für den Tierschutz, hat dadurch sein politisches Interesse entdeckt — und das Instrument der Online-Petitionen. Jens Waldinger glaubt zwar nicht unbedingt, dass seine Unterschriftenliste im Präsidialamt wirklich etwas bewirkt, aber "ein Zeichen setzen" will er damit schon.

(RP/rl)
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