Leverkusen Klinikum muss Station schließen

Leverkusen · Im Schlebuscher Krankenhaus sind derzeit 28 Stellen im Pflegebereich unbesetzt. Auch deshalb musste eine Station geschlossen werden. Rund 13 Prozent des Pflegepersonals ist länger als sechs Wochen krank. Ein Situationsbericht.

 Die Klinikum-Komfortzimmer bieten besten Service durch die Service-Mitarbeiterinnen, die wie Hotelbedienstete aussehen und arbeiten. Auf anderen Stationen kämpfen speziell die Pflegekräfte dagegen mit Personalmangel.

Die Klinikum-Komfortzimmer bieten besten Service durch die Service-Mitarbeiterinnen, die wie Hotelbedienstete aussehen und arbeiten. Auf anderen Stationen kämpfen speziell die Pflegekräfte dagegen mit Personalmangel.

Foto: Miserius (Archiv)

Schlebusch Im Klinikum Schlebusch stehen die Zeichen auf Streik. Der Marburger Bund verhandelt für die Ärzte über höhere Einnahmen, die Urabstimmung für die Arbeitsniederlegungen läuft. Gleichzeitig bereitet die Gewerkschaft Verdi das Pflegepersonal und andere Bedienstete auf einen Arbeitskampf ab Januar/Februar/März vor. Viele Mitarbeiter klagen über "unerträgliche Arbeitsbedingungen", bestätigt auch der Betriebsrat. "Die Kollegen gehen am Krückstock", beschreibt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Stückle die Lage. Dies sei jedoch auch in anderen Kliniken so.

Noch haben Verdi-Strategen ihre Eckdaten für die Tariferhöhung nicht genannt, aber eine Forderung unter 3,5 Prozent Lohnaufschlag wird es wohl nicht geben. Das wäre nur knapp der Inflationsausgleich.

Eingeplant haben die Arbeitgeber nur 1,5 Prozent mehr Lohn, weil dies die Deckelungs-Gesetze des Gesundheitsministers so vorsehen. Eine "unrealistische Größe", sagt auch Klinikum-Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann. Die Mitarbeiter, speziell im Pflegebereich, ließen sich damit nicht zufrieden stellen. "Und ich kann das verstehen", betonte der Geschäftsführer kürzlich auf einer Betriebsversammlung und bestätigte dies gegenüber unserer Redaktion.

Händeringend Personal gesucht

Die Berliner Regierung, die den Finanzrahmen im Gesundheitswesen vorgebe, habe endlich die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern realistisch einzustufen: Im Tarifvertrag müssten die ungünstigen Arbeitszeiten, die Wochenend- und Nachtdienste und die steigende Belastung anerkannt werden. Sonderschichten und Überstunden gehen im Klinikum nach oben.

Als es im Oktober/November wegen Ferien, Krankheit und Personalwechsel eng wurde beim Pflegepersonal, ließ Klinikum-Chef Zimmermann eine chirurgische Station mit 24 Betten schließen. Sie bleibt, jetzt auch wegen der Weihnachts-/Silvesterruhe, weiter bis 9. Januar geschlossen.

"Momentan können sich alle Pflegekräfte bei uns bewerben. Sie bekommen sofort einen unbefristeten Vertrag", sagt Zimmermann. Er weiß wie Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Stückle, dass der Arbeitsmarkt leer gefegt ist. Inzwischen gibt es im Klinikum teils übertarifliche Zahlungsangebote für Pflegekräfte, etwa für Hebammen. Das Klinikum schreibt inzwischen sogar Ex-Mitarbeiter an, ob sie nicht wieder im Schlebuscher Krankenhaus arbeiten wollen. Die 25 Auszubildenden der hauseigenen Pflegeschule haben ohnehin einen Festvertrag in der Tasche.

"Ich mache aber trotz der Situation nicht in Panik", beteuert Zimmermann. Er sieht Perspektiven. Am Montag, 16. Januar, eröffnet das Klinikum eine neue kardiologische Station mit 20 Betten. Nach heutigem Stand soll dann die Zahl der unbesetzten Stellen von 28 auf 15 gesunken sein. "Händeringend" sucht Zimmermann derweil Servicekräfte, Arzthelferinnen und Hilfspersonal, damit die examinierten Pflegemitarbeiter sich noch mehr um die eigentliche Pflege kümmern könnten und beispielsweise nicht Essen austeilen müssten. Wobei früher erfahrene Ausbilder der Pflegekräfte das Essen verabreichen auch zu den Tätigkeit zählten, bei denen Schwestern und Pfleger den Allgemeinzustand eines Patienten beobachten können.

Die Unzufriedenheit der Klinikum-Mitarbeiter belegt die Gewerkschaft Verdi durch Umfrageergebnisse. So glauben mehr als die Hälfte der Beschäftigten, dass ihre Arbeit unzureichend geschätzt wird. Etwa gleich groß ist die Zahl der Mitarbeiter, die nicht glauben, bis zur Rente in Schlebusch zu arbeiten.

Im Klinikum kritisieren Mitarbeiter zudem mit Blick auf die Komfort-Stationen: "Jetzt haben wir schöne Stationen, aber schlechte Patientenversorgung."

Exorbitant hoher Krankheitsstand

Hier stellt sich Stückle wie Geschäftsführer Zimmermann vor das Klinikum: Den Facharbeitermangel, also den Pflegekräftenotstand, gebe es landauf, landab, er sei keine spezifische Sache des Schlebuscher Krankenhauses. Der "exorbitant hohe Krankheitsstand" am Klinikum bereite ihm allerdings Sorgen, sagt der Betriebsrat: "Unsere Leute brauchen dringend Entlastung!" Viele der 450 Schwestern und Pfleger, so sagt der Gewerkschafter, forderten nicht mehr Geld, sondern mehr Freizeit. Auch daran müsse Verdi bei den Tarifverhandlungen denken.

(RP)
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