Leverkusen Konzern-Kitas als Expertenmagnet

Leverkusen · Bayer baut am CD-Park einen weiteren Kindergarten, die Lanxess AG zieht eine Kita am Kurtekottenweg hoch. Die Konzerne wollen mit diesen Einrichtungen jungen Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern.

 Letzter Akt für das alte CD-Bad, dem Standort für den Kindergarten: Das Schwimmerbecken wird demontiert. Die Stein-Skulpturen ziehen samt Patina nach Große Ledder um. Nur die Figur "Die Schauende" von Fritz Klimsch bleibt stehen.

Letzter Akt für das alte CD-Bad, dem Standort für den Kindergarten: Das Schwimmerbecken wird demontiert. Die Stein-Skulpturen ziehen samt Patina nach Große Ledder um. Nur die Figur "Die Schauende" von Fritz Klimsch bleibt stehen.

Foto: Schütz

"Die Schauende" bleibt alleine an der Kaiser-Wilhelm-Allee. Die von Fritz Klimsch 1932 geschaffene Figur wird als einziges Kunstwerk an das beliebte CD-Freibad erinnern, in dem viele Leverkusener selbst im Winter gerne im dampfbeheizten Wasser schwammen, wo sich Romanzen von stadtbekannten Politikern entwickelten und festigten.

Ein Bad, das 2003 unter Riesenprotest geschlossen wurde. Zuletzt wurde das Schwimmerbecken als Grünfläche für den zentralen Besucherempfang (logiert in den ehemaligen Umkleiden) genutzt. Jetzt rücken Bagger an, reißen bis Mitte November die Stahlverkleidung aus dem Becken und bereiten den Bau des Bayer-Kindergartens vor.

Gleichzeitig wartet die Lanxess-Führung auch auf die Genehmigung für den Bau eines Konzern-Kindergartens auf dem Gelände der städtischen Theodor-Fontane-Grundschule gleich neben dem Flugplatz Kurtekotten. Beide Weltunternehmen bauen derzeit die "weichen" Rahmenbedingungen für ihre Mitarbeiter aus.

Das Parken direkt im Chempark, das Anlegen von Grünflächen, von Plätzen mit Ruhezonen auf dem ehemaligen Industriegelände neben der Kaiser-Wilhelm-Allee zählen ebenfalls dazu. Wenn irgendwann Café-Tische mit Sonnenschirmen gleich neben dem Werkszaun stehen, wird die Illusion vom Arbeiten im Grünen fast erreicht.

Investitionen gegen Abwanderung

Warum dieses Engagement von als berechnend geltenden Aktiengesellschaft, die sonst gerne kostentreibende Firmenteile abstoßen, die nicht zum Kerngeschäft zählen? Die Weltfirmen wollen beispielsweise gut ausgebildeten jungen Wissenschaftlerinnen keinen Grund geben, nur wegen eines fehlenden Kindergartenplatzes das Unternehmen verlassen zu müssen. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels lautet die Devise: "Wir wollen das Wissen im Unternehmen halten, deshalb auch die Kindergärten", formulierte ein Lanxess-Sprecher.

Bayer wie Lanxess erwarten im Oktober oder November die Baugenehmigungen, die Baustarts könnten Anfang 2012 liegen. Der Stadtrat Leverkusen hat längst grünes Licht für die Projekte gegeben. Die Stadt verkaufte an Lanxess 2500 Quadratmeter Fläche vom Gelände der Fontane-Grundschule. 50 Kita-Plätze sind geplant, für drei Gruppen mit Kindern von null bis sechs Jahren. Die Kids werden in zwei Sprachen betreut, während ihre Eltern im Chempark arbeiten. Die Öffnungszeiten sollen flexibel sein, damit überraschende Konferenzen oder Übersee-Telefontreffen für Mama oder Papa jederzeit möglich sind.

Bayer darf für seinen Kita-Bau an der Kaiser-Wilhelm-Allee ein wenig Grün und Bäume roden. 125 Kita-Plätze sollen entstehen, wobei speziell an Kinder unter drei Jahren gedacht wird. Am Standort Leverkusen finanziert Bayer vier Kindertagesstätten, die vom DRK geführt werden. Bayer zahlte dafür vergangenes Jahr 750 000 Euro als Betriebszuschuss, 150 000 Euro kamen von den anderen Chempark-Firmen. In Monheim und in Berlin betreibt Bayer zwei weitere Kitas.

(RP)
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