Leverkusen Millionen-Schaden: Ex-Mazda-Mann angeklagt

Leverkusen · Voll geständig zeigte sich der ehemalige Mazda-Pressesprecher Franz Danner gleich am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Köln.

 Mazda Europe in Hitdorf soll angeblich durch den ehemaligen Mitarbeiter Franz Danner und einen Partner um Millionen Euro geschädigt worden sein.

Mazda Europe in Hitdorf soll angeblich durch den ehemaligen Mitarbeiter Franz Danner und einen Partner um Millionen Euro geschädigt worden sein.

Foto: US

Die Große Strafkammer am Kölner Landgericht erlebte gleich am ersten Verhandlungstag einen reuigen Sünder: Franz Danner, 64, der ehemalige Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit beim Leverkusener Autobauer Mazda Europe, räumte seine Vergehen ein. Gleich zweimal sagte er: "Mich hat der Teufel geritten." Oder: "Ich habe viele Leute enttäuscht." Oder: "Ich möchte mich entschuldigen, auch dafür, dass ich das Leben von vielen Leuten zerstört habe."

Der Vorsitzende Richter Dr. Amr Sarhan musste ihn förmlich bremsen. "Wir möchte uns an den ersten beiden Verhandlungstagen erst ein umfangreiches Bild von ihrer Person machen", erklärte der Jurist seine Vorgehensweise.

Nach Abfrage der üblichen Regularien kam erst einmal die Anklageseite zu Wort, mit zwei Staatsanwälten und zwei Steuerfahndern anwesend, die den beiden Angeklagten gewerbsmäßige und bandenmäßige schwere Untreue sowie Steuerhinterziehung im Umfang von weit über vierzig Millionen Euro vorwarf. Denn neben Danner sitzt zugleich noch Rolf H., Geschäftsführer einer Event-Firma in Tübingen, auf der Anklagebank. Mit ihm sollen die Gaunereien vereinbart worden sein, die wiederum über Firmen in Österreich abgewickelt wurden.

Das führte dann auch gleich zu einer dreistündigen Sitzungsunterbrechung; denn die Staatsanwaltschaft legte ein Schreiben eines österreichischen Rechtsanwalts vor, das die sieben Rechtsanwälte in Ruhe lesen sollten.

Nach der Pause durfte dann Franz Danner ausführlich sein bisheriges bewegtes Leben schildern. Zeitweise glich das einer Vorlesung über die Pressearbeit von Automobilkonzernen; denn Danner hat unter anderem für Fiat, Alfa-Romeo, VW, General Motors (Opel), Kia und zuletzt für Mazda gearbeitet.

Seinen Lebensweg kreuzten unter anderen der Bruder von Schlagersänger Udo Jürgens oder Luise Piëch aus der berühmten Porsche-Dynastie. Er blickt zurück auf viele Höhen und Tiefen, auf zwei gescheiterte Ehen. Nach dem letzten finanziell besonders lukrativen Aufstieg, die ihm die Veruntreuung von Mazda-Gelder bescherte, folgte nun der ganz tiefe Fall in die Justizvollzugsanstalt Ossendorf, wo Danner nun schon vierzehn Monate einsitzt: "Dort liefere ich als Hausarbeiter den Leuten das Frühstück.".

Als Danners Einlassung wirklich interessant zu werden schien, nämlich die Schilderung, wie die unredlichen Geschäfte abgewickelt wurden, unterbrach ihn der Vorsitzende; denn in der Sache werde man ihn erst in einer der nächsten Verhandlungen befragen. Ob es tatsächlich die 35 eingeplanten Verhandlungstermine werden, ist bei der Geständigkeit eher unwahrscheinlich. Auch ein beteiligter Rechtsanwalt meinte in der Pause: "Jetzt werden wahrscheinlich noch vier oder fünf Zeugen gehört, damit sich das Gericht ein umfassendes Bild machen kann."

Dann kann die Staatsanwaltschaft die Strafe fordern. In einem "technischen Vorabgespräch", dessen Protokoll der Vorsitzende verlas, stellte sich die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von fünf bis sieben Jahren vor. Was bei einem umfangreichen Geständnis und der wohl angeschlagenen Gesundheit von Danner auch deutlich geringer ausfallen könnte.

(RP/rl)
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