Schütze in Leverkusen schwer verletzt Polizei ermittelt - Schützenfest abgesagt

Leverkusen · Beim Laden eines Abschussgerätes explodierte am Sonntag unvorhergesehen ein schwerer Schwarzpulver-Böller. Ein Schlebuscher Schütze (46) wurde aus nächster Nähe ins Gesicht getroffen. 500 Gäste wurden Zeugen des Unfalls. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

 Notfallseelsorger kümmerten sich nach dem Unfall um die geschockten Schützen.

Notfallseelsorger kümmerten sich nach dem Unfall um die geschockten Schützen.

Foto: Miserius, Uwe

Der große Festumzug der Schlebuscher Schützen mit rund 500 Teilnehmern anderer Bruderschaften und Vereine zum Pfarrheim Bergische Landstraße war gut gelaufen. Die Schützen standen zusammen und hörten die Festrede, dann passierte es: Ein schwerer Böller mit ca. 120 Gramm Schwarzpulver explodierte zu früh.

 Brudermeister Frank Lehmann: "Das Schützenfest wurde sofort beendet."

Brudermeister Frank Lehmann: "Das Schützenfest wurde sofort beendet."

Foto: Miserius, Uwe

Der zuständige, erfahrene Böller-Schütze war noch beim Laden und schaute laut Polizeiangabe aus kurzer Distanz in das Abschussrohr. "Der Mann muss die volle Ladung ins Gesicht bekommen haben", berichtete ein Augenzeuge später, bestätigte die Polizei. Es gab mehrere Leichtverletzte mit Ohrenschmerzen (Knalltrauma) und mit Schock. Der Schwerverletzte schwebte nicht in Lebensgefahr, erlitt jedoch schwere Gesichtsverletzungen, wie ein Polizeisprecher am Montag bestätigte. Die Ermittlungen, ob ein "strafrechtliches Fehlverhalten vorliegt", seien angelaufen. Der Hergang muss noch geklärt werden.

Erste Hilfe leisteten die beim Volksfest eingesetzten DRK-Sanitäter. Der Notarzt behandelte und stabilisierte den Schwerverletzten fast 30 Minuten vor Ort. Nach einer Zwischenstation im Klinikum kam der Schlebuscher Schütze in eine Kölner Spezialklinik für Gesichtschirurgie.

Das Leverkusener Team der Notfallseelsorger und Feuerwehrleute kümmerten sich um die geschockten Schützen. "Wir haben das Schützenfest sofort abgesagt", erklärte der 2. Brudermeister Frank Lehmann. Das Böllern werde es bei den Schlebuschern nicht mehr geben, das stehe fest.

Böllern ist ab sofort verboten

Volksfestveranstalter Werner Nolden ergänzte später im Telefonat: "Auf meinen Festen wird es so etwas nicht mehr geben." Es mache ihn nachdenklich, dass er alle möglichen Sicherheitskonzepte realisieren müsse, aber die Schützen mit explosivem Material durch die Fußgängerzone Schlebusch laufen könnten.

Warum der gesicherte Böller vorzeitig hochging, erklärte Sonntag niemand. Die Schwarzpulver-Kracher wurden bei den Schlebuschern aus bis zu 50 Kilo schweren Rohrgeräten geschossen, die noch im längst geschlossenen Wuppermann-Werk gefertigt wurden.

Neben dem Unglücksgerät standen drei weitere schussfertige Böllerrohre. Sie wurden unter Aufsicht eines Sachverständigen des Eichamtes, der unter den Gästen war, entleert. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei den Böller-Schützen um erfahrene Leute. "Sie haben am Sonntag alle Sicherheitsvorschriften eingehalten", sagte ein Polizist. Vor zwei Jahren hatte es bei den Böllerschützen einen kleineren Unfall gegeben, seither waren alle noch vorsichtiger, berichtete ein Schütze. Die Abschussgeräte sollen vor kurzem die offizielle Technikprüfung bestanden haben.

Polizei stellte Schussgeräte sicher

Das Volksfest und die Kirmes in Schlebusch-Mitte liefen nach dem Unfall weiter. Zu sehen bekamen Besucher wenig: Die Schützen schirmten den Schwerverletzten sofort ab. Die Polizei hat die Böller-Abschussgeräte für weitere Ermittlungen sichergestellt.

Noch am Donnerstag, zu Beginn des Schützenfestes, hatten die Böllerschützen mit ihren Handgeräten am Lindenplatz lautstark die Festivitäten eröffnet.

(RP/top)
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