Leverkusen Wie Kliniken um Patienten werben

Leverkusen · Mit immer abwechslungsreicheren Werbeeinfällen versuchen die Krankenhäuser in Leverkusen und den umliegenden Städten, ihre Patientenzahl zu erhöhen. Gerade Leichlingen ist ein begehrtes Werbe-Aktionsfeld.

Viele Leichlinger, die kurz vor Weihnachten in ihren Briefkasten schauten, staunten nicht schlecht, als sie neben Adventspost, Spendenaufrufen und Kaufhaus-Prospekten plötzlich eine "Krankenhauszeitung" herausfischten. Auf dem Titel der vierseitigen Broschüre abgebildet: drei Chefärzte des Langenfelder St. Martinus-Krankenhauses. Darunter ein größerer Text mit dem Tenor: "Gemeinsam handeln bei Darmerkrankungen."

Das in der Optik einer Wochenzeitschrift aufgemachte Heft (Auflage: rund 30 000 Exemplare) bietet neben einem Editorial des Verwaltungsdirektors einen professionellen Artikel zu "Familiärer Pflege", informiert über die "angehörigenfreundliche Intensivstation" und das Wärmemanagement im OP.

"Stärken herausstellen"

"So eine Zeitung haben wir zum ersten Mal herausgegeben", sagt Dr. Reinhard Tönissen, Chefarzt der Inneren Medizin am Langenfelder Krankenhaus. Die Resonanz sei sehr gut gewesen. So gut, "dass wir uns vorstellen können, die Aktion vierteljährlich, zumindest aber halbjährlich zu wiederholen". Schließlich eigne sich die mit hohem Marketing-Aufwand erstellte Zeitung, die Stärken des eigenen Hauses, etwa die Gastroenterologie, bekannter zu machen, betont der Mediziner, dessen Klinik auch gezielt Leichlinger anspricht.

Die Nachbarstadt hat kein Krankenhaus und ist daher von den umliegenden Kommunen mit einer solchen Einrichtung besonders umworben, wie Cerstin Tschirner, Pressesprecherin des Opladener Remigius-Krankenhauses, der Solinger Lukas-Klinik und des St-Josef-Krankenhauses Wiesdorf bestätigt. Etwa 18 Prozent der Patienten an St. Remigius kommen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, viele davon aus Leichlingen. "Das ist für uns natürlich eine interessante Gruppe", sagt Tschirner.

Eine eigene Werbezeitung hat ihr Klinikverbund zwar noch nicht herausgegeben, aber auch dort verlässt man sich längst nicht mehr nur auf Mundpropaganda. Beispiel: regelmäßige Patientenabende und Referate etwa zu orthopädischen Themen — eine Spezialität im Remigius-Krankenhaus. Werbung fürs Krankenhaus? Hans-Peter Zimmermann, Geschäftsführer am Klinikum Leverkusen kann sich noch gut an die Zeit vor rund zehn Jahren erinnern: "Da stieg einem die Ärztekammer regelmäßig aufs Dach, wenn man Marketing-Aktionen gefahren hat", sagt er.

Heute seien sie allgemein akzeptiert: "Die Krankenhäuser befinden sich auf einem Markt", betont Zimmermann: "Ohne da auch mal auf sich und seine Stärken aufmerksam zu machen, geht es nicht." Mittlerweile gebe es sogar Seminare, in denen den Krankenhäusern beigebracht werde, wie sie richtig für sich werben.

Am Klinikum gibt es zudem für jede Abteilung eigene Marktanalysen und Einzugsbereich-Statistiken, die bei der Suche nach neuer Klientel helfen. Zimmermann selbst ist vor allem ein Fan des Internets. Dort ließen sich Themen schnell und ansprechend transportieren.

"Marketing ist der Trend der Zeit", versichert auch Cerstin Tschirner. Bei allem Trommeln um Patienten dürfe man aber eines nicht vergessen — die Pflege guter Beziehungen zu niedergelassenen Ärzten. Die weisen ihre Patienten schließlich in die Kliniken ein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort