Radevormwald Geschäft mit der Milch ist hart

Radevormwald · Landwirtschaftsmeister Stefan Hesse gehört zu den Milchproduzenten der Region. Der sinkende Milchpreis macht auch seinem Betrieb zu schaffen. Doch der Herkingrader bleibt optimistisch.

 Landwirt Stefan Hesse melkt täglich seine 95 Kühe im Stall in Herkingrade. Der Betrieb steht natürlich auch Weihnachten oder Ostern nicht still. Trotzdem wird derzeit nur 28 Cent pro Liter bezahlt.

Landwirt Stefan Hesse melkt täglich seine 95 Kühe im Stall in Herkingrade. Der Betrieb steht natürlich auch Weihnachten oder Ostern nicht still. Trotzdem wird derzeit nur 28 Cent pro Liter bezahlt.

Foto: Hans Dörner

Es ist kurz vor 18 Uhr und für Stefan Hesse beginnt die Arbeit — zum zweiten Mal für heute. In den kommenden Stunden wird der Landwirt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Rosemarie Wendler 95 Kühe melken. So wie er es bereits am Morgen um sieben Uhr getan hat. Der Herkingrader verdient sein Geld mit Milch. Ein Geschäft, das durch stark schwankende Preise schwer berechenbar geworden ist.

Seit März dieses Jahres fällt der Preis für den Liter Rohmilch. Bei etwa 28 Cent liegt er derzeit je nach Anbieter. 35 bis 40 Cent benötigen die Landwirte für einen gewinnbringenden Verkauf. "Momentan verdienen wir noch etwas", sagt Hesse und runzelt die Stirn, "aber viel niedriger geht es nicht mehr."

Milchmarkt hat Strukturproblem

Zwar rechnet die Landesvereinigung Milch NRW für das zweite Halbjahr 2012 wieder mit einem Preisanstieg, doch das grundlegende Strukturproblem der Milchwirtschaft bleibt gleich. Das weiß auch Stefan Hesse. Fakt ist, für den inländischen Markt wird zu viel Milch produziert. Das drückt die Preise. Die Landwirte reagieren, indem sie noch mehr produzieren und sich gegenseitig schaden. "Was soll ich machen? Wenn mich die Bank knebelt, dann muss ich produzieren", erklärt er mit einem Achselzucken.

Derweil drängen die Kühe ungeduldig in die Melkstraße. Die halbautomatische Anlage fertigt zwölf Tiere gleichzeitig ab. Mit Kraftfutter werden sie in Position gelockt. Mit der Hand beginnt Hesse, die Zitzen zu melken. "Anrüsten" nennen die Landwirte das — es bringt die Milch zum Fließen. Danach setzt er das Melkgerät auf das Euter und wenige Minuten später ist es auch schon vorbei.

Rund 5000 Liter Rohmilch produziert Hesse so alle zwei Tage, 75 000 Kilogramm im Monat. "Auch Weihnachten und Ostern", ruft Rosemarie Wendler durch den Lärm der Melkstraße. Hesse erwidert mit einem Lächeln. "Das ist das Problem. Man kann das hier halt nicht einfach vorübergehend abstellen", scherzt er.

Der 52-jährige Landwirtschaftsmeister hat den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen, und auch der Junior studiert bereits Agrarwissenschaften in Soest. Hesse würde sich wünschen, dass er in seine Fußstapfen tritt. "Aber wenn es ganz schlimm kommt, dann kann er mit seinem Studium immer noch in der Wirtschaft anfangen", sagt er und lächelt wieder. Er bleibt "verhalten optimistisch", setzt seine Hoffnungen nun in die ausländischen Märkte, denn dort steigt die Nachfrage.

(RP/rl)
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