Radevormwald Rechte Gewalt verunsichert

Radevormwald · Rechtsradikale Aktivitäten fordern ein konsequentes Handeln. Am Mittwoch gab eine Informationsveranstaltung in der Aula der GGS Wupper Bürgern Tipps zum Umgang mit diesem Thema.

 40 Besucher ließen sich über rechtsextreme Tendenzen in Radevormwald aufklären. Alle waren sich einig: Rassismus, Antisemitismus und Abwertung von Minderheiten dürfen keine Chance haben.

40 Besucher ließen sich über rechtsextreme Tendenzen in Radevormwald aufklären. Alle waren sich einig: Rassismus, Antisemitismus und Abwertung von Minderheiten dürfen keine Chance haben.

Foto: hans dörner

In den vergangenen Monaten kam es in Radevormwald immer wieder zu rechtsradikalen Aktivitäten. Jüngstes Beispiel: die Attacke auf zwei Polizisten mit Reizgas am 14. Januar (die BM berichtete). Diese Taten führen zu einer Verunsicherung der Bürger und werfen die Frage auf, wie darauf zu reagieren ist. Das Familienzentrum Wupper nahm sich der Thematik an und lud zu einem Infoabend ein. 40 Besucher erhielten einen Einblick in das Netzwerk der rechten Szene und Tipps zum Umgang mit dieser Problematik.

Überfall auf Kioskbesitzer

Hendrik Puls von der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus aus Köln gab einen Überblick über die Vorkommnisse im Oberbergischen Kreis. Darunter das Attackieren vermeintlich linker Jugendlicher, das Besprühen und Bekleben von Häusern, Schildern und Moscheen mit Parolen sowie der Überfall auf einen Kioskbesitzer in Dahlhausen 2011.

Die Bildungsstelle schätzt den rechten Kern in Radevormwald (mit Verbindungen nach Wuppertal) auf zehn bis 15 Personen, die sich zu einer Clique organisiert haben. Schulleiter Rainer Schaumburg sieht das anders. "Ich gehe davon aus, dass die Zahl nur die Spitze des Eisbergs ist", sagte er.

Als Leiter der Grundschule Wupper sind seine Schüler noch nicht im gefährdeten Alter für derartige Aktivitäten, dennoch sieht er in der Entwicklung ein gravierendes Problem, zumal die Übergriffe in unmittelbarer Umgebung der Schule stattgefunden haben. "Auffällig in Rade ist", sagte Hendrik Puls, "dass die Gruppe nicht isoliert ist, sondern auf ihr Umfeld in Schulen oder Vereinen einwirkt." Das bestätigte Anne Broden vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA-NRW). "Rechtsextreme betreiben Jugendarbeit — und das nicht schlecht."

Gespräche nützen, keine Verbote

Das IDA ist ein landesweites Netzwerk von Beratern für ratsuchende Eltern. Anne Broden weiß aus Erfahrung: Nicht Verbote nützen, sondern das Gespräch. Sie gab den Gästen viele Tipps mit auf den Weg und klärte über rechtliche Fragen auf. "Ich gehe davon aus, dass die meisten heute gekommen sind, weil sie mindestens einen Rechtsradikalen kennen", sagte Anne Broden. Bei der Zuschauerdiskussionen kamen weitere Fragen auf. "Zeigen die Parteien zu wenig Interesse?", "Warum werden rechtsextreme Internetseiten nicht verboten und gelöscht?", "Verfolgt die Polizei alle Fälle mit ausreichend Herzblut?" Viele Fragen konnten in der gut zweistündigen Veranstaltung nicht beantwortet werden.

Dennoch waren sich die Zuhörer am Mittwochabend in der Aula der GGS Wupper einig: Rassismus, Antisemitismus und Abwertung von Minderheiten dürfen keine Chance haben. "Wir können nicht dulden, dass die Stadt mit Parolen verunstaltet wird und sich Menschen mit Migrationshintergrund bedroht fühlen", brachte es ein Zuhörer auf den Punkt.

(heka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort