Remscheid DOC soll Altstadt zum Leben erwecken

Remscheid · Investor McArthurGlen verspricht eine hochwertige Architektur. Bürger sollen Planung kritisch begleiten.

 Die Klosterkirche war fast zu klein, um alle an der Podiumsdiskussion über das geplante Designer-Outlet-Center interessierten Besucher zu fassen.

Die Klosterkirche war fast zu klein, um alle an der Podiumsdiskussion über das geplante Designer-Outlet-Center interessierten Besucher zu fassen.

Foto: Nico Hertgen

Sollte ein DOC am Rande der Lenneper Altstadt Wirklichkeit werden, wird dies den gesamten Stadtteil massiv verändern. Daran ließen die Diskutanten bei der Informationsveranstaltung des Verkehrs- und Fördervereins in der Klosterkirche keinen Zweifel. Die Frage ist nur, wie man diese Perspektive beurteilt.

"Lebensqualität bewertet jeder anders", hielt Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Rohrweck einer Lenneperin entgegen, die ein Ende der Ruhe und Sicherheit auf die Bürger zukommen sieht. Früher habe es in jedem Lenneper Laden "gebrummt", mitten in der Stadt seien Handwerk und sogar Fabrikation angesiedelt gewesen. Und dennoch habe das Zusammenleben funktioniert, sagte Rohrweck.

In seiner Moderation legte Verkehrs- und Fördervereinsvorsitzender Klaus Kreutzer Wert darauf, dass die Zuhörer möglichst viele Informationen zum Projekt mitnehmen konnten. So erfuhren die Bürger etwa, dass man mit täglich 50 Anlieferungen rechnen muss, die allerdings eher mit kleinen Lkw erfolgen sollen.

Henning Balzer, Projektentwickler beim Investor McArthur Glen, versprach eine hochwertige Architektur und ein offenes Outlet Center ohne hohe Mauern an der Rückseite. Beim Thema Entwicklungskosten blieb Balzer zurückhaltend: "Ich kann heute keinen Blankoscheck zur Finanzierung der anfallenden Kosten ausstellen." Wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen, wolle man sich mit der Stadt zusammensetzen und nach einer wirtschaftlichen Lösung suchen.

Marc Bauwens, Manager des Outlets im holländischen Roermond, sieht in Lennep viele Parallelen zu den Verhältnissen in der durch die DOC-Ansiedlung prosperierenden niederländischen Stadt. Professor Felix Huber, Verkehrsexperte der Universität Wuppertal, sagte einerseits, dass die sich um Lennep wie Ringe ziehenden Straßen ideal zur Lenkung größerer Verkehrsströme seien. Andererseits wies er darauf hin, dass es einer exzellenten Stadtplanung bedürfe, damit ein DOC positive Wirkung entfaltet. "Man muss ein Kleinod zum Leben erwecken, ohne dass die Menschen, die hier seit vielen Jahren leben, verdrängt werden."

Ähnlich differenziert äußerte sich Dr. Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW. Eine positive Auswirkung eines Outlet Centers für den direkt betroffenen Stadtteil sei sehr wahrscheinlich. Doch schon in Remscheids Innenstadt könnte die Sache anders aussehen. Unisono wurde an die Bereitschaft der Bürgerschaft appelliert, die Planungen kritisch und konstruktiv zu begleiten.

"Vor allem müssen sich die Lenneper Vereine zusammenraufen und sich in die Materie einarbeiten, damit sie Politik und Verwaltung auf Augenhöhe begegnen können", empfahl Heimatbund-Vorsitzender Peter Maar. Und wenn das DOC nicht kommt? "Dann wird sich die Entwicklung einer schrumpfenden, älter werdenden Stadt fortsetzen", prognostizierte Stadtplaner Hans-Gerd Sonnenschein.

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(bona)
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