Leerstand in Remscheid Zu viele Wohnungen, zu wenig Häuser

Remscheid · Remscheids Bevölkerung schrumpft, 7,4 Prozent der Wohnungen stehen leer - Tendenz steigend. Zugleich wächst die Nachfrage nach Einfamilienhäusern.

 Blick auf die Lüttringhauser Siedlung An der Windmühle. Das Luftbild zeigt: Remscheid bietet die urbanen Strukturen einer kleinen Großstadt, liegt aber mitten im Grünen und hat so auch Familien etwas zu bieten, die ihre Kinder nahe an der Natur aufwachsen sehen wollen.

Blick auf die Lüttringhauser Siedlung An der Windmühle. Das Luftbild zeigt: Remscheid bietet die urbanen Strukturen einer kleinen Großstadt, liegt aber mitten im Grünen und hat so auch Familien etwas zu bieten, die ihre Kinder nahe an der Natur aufwachsen sehen wollen.

Foto: Moll, Jürgen

Wie lebt es sich 2030 in Remscheid? Experten haben sich darüber Gedanken gemacht. In einem "Wohnungspolitischen Handlungskonzept" haben sie den Markt in Remscheid untersucht und Prognosen für die kommenden 17 Jahre erstellt. Ergebnis: Der soziale Wohnungsbau gewinnt wieder an Bedeutung, außerdem sind Seniorenwohnungen und Häuser jüngeren Baudatums zunehmend gefragt.

Wie kommen die Gutachter zu diesen Aussagen? Einer Statistik zufolge schrumpft die Einwohnerzahl Remscheids bis zum Jahre 2030 von 112.539 im vergangenen Jahr auf 93.175. Die Gesamtzahl der Haushalte sinkt bis 2020 um 2468 auf 53.360. Zugleich nimmt die Zahl der Personen ab, die in einem Haushalt lebt. Experten sprechen von einer "Singularisierung". Das liegt vor allem daran, dass es immer mehr ältere Menschen gibt. Sie leben häufig allein oder als Paar.

Was bedeutet das für den Wohnmarkt? Der Remscheider Wohnungsmarkt hat sich innerhalb weniger Jahre von einem Markt mit Mangel an Wohnraum zu einem Mietermarkt mit einer seit 2009 zunehmenden Anzahl an Leerständen entwickelt. Die Leerstandsquote liegt in Remscheid bei 7,4 Prozent. Normal sind drei Prozent. In manchen Wohnlagen liegt sie sogar bei fast neun Prozent.

Trotz erheblicher Wohnungsüberhänge im Stadtgebiet wird davon ausgegangen, dass es einen qualitätsbedingten Neubaubedarf gibt. Die Neubauquote verharrz seit Jahren auf niedrigem Niveau: 2010 wurden 158 Neubauwohnungen genehmigt, was zwar dem Niveau des Vorjahres (156 Einheiten) entspricht, aber dennoch ein niedriger Wert ist.

Die Folgen: Der Wohnmarkt ist zu einem Mietermarkt geworden, auf dem sich Wohnungssuchende die besten Angebote aussuchen können.

Und wie steht's mit dem Eigentum? Baugrundstücke in Remscheid sind knapp. "Es gibt leider zu wenig Neubauten", bedauert Thomas Christ, Leiter des Immobiliencenters der Stadtsparkasse Remscheid. Im Jahr 2010 wurden laut Gutachterausschuss der Stadt Remscheid nur noch 43 Wohnungen fertiggestellt. Im gleichen Jahr wurden erstmals mehr Abbrüche als Fertigstellungen erfasst.

Welche Folgen hat der demographische Wandel für den Remscheider Wohnungsmarkt? Im Jahr 2030 soll sich der Anteil der über 65-Jährigen auf fast 55 Prozent belaufen. Zugleich beträgt der Anteil der unter 20-Jährigen nur noch 29,2 Prozent. Zum Vergleich: 2011 betrug der Altenquotient 36,6 Prozent und der Jugendquotient 31,8 Prozent. Es gibt also immer mehr ältere und immer weniger junge Menschen in Remscheid. Auf die Bedürfnisse der Senioren muss sich die Stadt auch hinsichtlich der sich verstärkenden Altersarmut einrichten. "Es fehlt aber auch an Angeboten für altengerechtes Wohnen in hochwertiger Form", sagt Sparkassen-Immobilienexperte Thomas Christ.

Und wie geht es jungen Familien? Sie suchen nach Einfamilienhäusern. "Da gibt es eine hohe Nachfrage", sagt Christ. Sie können in Remscheid günstigen Wohnraum finden, denn im Vergleich zu Düsseldorf oder Köln "zahlen sie hier nur die Hälfte und sind im Grünen". Daher gebe es gerade in diesem Segment einen großen Bedarf.

(arue)
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