Solingen 741 brüten über Abi-Klausuren
Solingen · Die heiße Phase der Abiturprüfungen hat begonnen. Gestern starteten die Klausuren im Fach Deutsch. Themen waren unter anderem Thomas Mann und Heinrich Heine. Schüler mussten ihre Handys gesondert deponieren.
Keine Frage, eine besondere Mischung aus Nervosität und gespannter Erwartung lag gestern Morgen in der Luft der Gymnasien und Gesamtschulen. Für die 741 Abiturienten begann die Klausurphase. Start des Zentralabiturs, bei dem Gymnasiasten und Gesamtschüler identische Aufgaben zu lösen haben, bildete das Fach Deutsch mit den Leistungs- und Grundkursen. Logischerweise seien die Schüler ziemlich aufgeregt gewesen, sagt Stephan Mertens, stellvertretender Schulleiter am Vogelsang.
Als um 9 Uhr schließlich die versiegelten Umschläge vor den Reifeprüflingen an ihren Einzeltischen in den Klausurräumen geöffnet wurden, lüftete sich zumindest das Geheimnis der Aufgabenstellung: Unter drei unterschiedlichen Themen konnten sich die Schüler für eines entscheiden.
Eine halbe Stunde Auswahlzeit stand ihnen dafür zur Verfügung. Anschließend blieben im Leistungskurs vier Stunden und 15 Minuten zur Bearbeitung beziehungsweise drei Zeitstunden im Grundkurs. Geschrieben werden durfte freilich nur auf ausgeteilten Blanko-Blättern, versehen mit dem Schulstempel.
Die Aufgaben waren offensichtlich zu schaffen. Es sei alles im grünen Bereich, erlebte Ingolf König, Leiter des Abiturjahrgangs der August-Dicke-Schule, die Fragestellungen. Einen ebenso positiven Eindruck davon hatten auch Andreas Tempel und Klaus Blasberg, Rektoren der Gesamtschule Solingen beziehungsweise des Gymnasiums Schwertstraße.
Peter Wirtz von der Friedrich-Albert-Lange-Gesamtschule war überrascht, dass diesmal unter den Leistungskursaufgaben kein Drama zu bearbeiten war. Stattdessen galt es, ein Gedicht von Heinrich Heine mit einem Barockgedicht zu vergleichen oder sich mit einem analytischen Sprachthema auseinanderzusetzen. Möglichkeit Nummer drei war zudem der Vergleich von Arthur Schnitzlers "Lieutenant Gustl" mit einer kurzen Erzählung von Klaus Mann.
Für Schulleiter Blasberg hat insbesondere dieses literarische Thema den Schülern viel Gestaltungsmöglichkeiten gelassen.
Apropos Gestaltungsmöglichkeiten: Das Handy- und Internetzeitalter dürfte inzwischen den Fuschzettel der Vergangenheit überflüssig gemacht haben, bietet vielfältige Möglichkeiten, um Wissenslücken zu schließen.
Naturgemäß kontrollieren die Schulen dies während der Abiturklausuren insbesondere. An der Gesamtschule Solingen müssen alle elektronischen Geräte in den Ranzen verschwinden, die vorne am Pult abzulegen sind.
Es laufe strenger ab als bei den sonst üblichen Klausuren, erklärt Marko Voigt vom Humboldtgymnasium. Auch hier müssen alle Mobiltelefone beim Lehrer deponiert werden; und die Jacken der Schüler kommen auf die Fensterbänke. Freie Platzwahl gibt es bei den Abiturklausuren für die Schüler jedenfalls meist nicht. Wer wo sitzt, ist oft durch Namensschildchen geregelt. Üblich ist auch eine Aufsicht auf dem Schulflur. Wer wann und vor allem wie lange zur Toilette ist, wird festgehalten. Lehrer sagen, dass sich angesichts der Komplexität einer Abiturklausur in so kurzer Zeit ohnehin kein Täuschungsmanöver starten lässt.
Wegen einer Unklarheit bei einer Mathe-Aufgabe konnte im vergangenen Jahr hier die Klausur nachgeschrieben werden. Ob sich ein derartiger Fehler auch diesmal einschleicht, bleibt abzuwarten. Stephan Mertens vom Gymnasium Vogelsang hat aber den Eindruck, dass sich das Verfahren des Zentralabiturs inzwischen gut eingespielt hat. Morgen, Donnerstag, werden die Englisch-Klausuren geschrieben. Dienstag ist Mathematik an der Reihe; und am 22. Mai laufen dann die mündlichen Prüfungen im vierten Abiturfach.
