Solingen Altenzentren suchen nach Fachkräften

Solingen · Die städtischen Altenzentren wollen das Interesse junger Menschen an Pflegeberufen wecken. Bedarf gebe es immer.

Für Tim Kurzbach steht fest: das Personal ist größter Schatz und wichtigste Ressource im Bereich der Altenpflege. Umso bedauerlicher sei es, dass Pflegeberufe von der Öffentlichkeit nicht genügend wertgeschätzt würden, so der Aufsichtsratsvorsitzende der Städtischen Altenzentren Solingens.

Trotz der gesellschaftlich wichtigen Aufgaben, die das Pflegepersonal übernimmt, hafte der Berufsgruppe ein negatives Image an. Neben den angenommenen schlechten Verdienstmöglichkeiten führe das laut Peter Knoch, Leiter der Städtischen Altenzentren, dazu, dass sich nicht genügend Menschen für einen Beruf in der Altenpflege entscheiden würden.

"Derzeit wird angenommen, dass deutschlandweit 30 000 Fachkräfte in der Pflege fehlen", sagte Knoch auf der gestrigen Pressekonferenz der Städtischen Altenzentren Solingen. Unter Berücksichtigung des demografischen Wandels könnten es im Jahr 2030 bereits 200 000 fehlende Stellen sein. Bedarf an Arbeitskräften bestehe auch in den Altenzentren der Stadt, dem Eugen-Maurer-Haus, dem Elisabeth-Roock-Haus sowie dem Gerhard-Berting-Haus. "In unseren Häusern mit insgesamt 370 Bewohnern sind 385 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund 200 in der Pflege", sagte Knoch. Dennoch würden immer wieder Fachkräften und Pflegepersonal gesucht.

Derzeit bilden die städtischen Einrichtungen insgesamt 23 Fachpflegekräfte aus, im Oktober sollen zwölf weitere dazukommen. Gegenteilig zur allgemeinen Annahme, lohne sich ein Beruf in der Altenpflege auch finanziell: "Wir zahlen tarifgemäß 15,14 Euro die Stunde an Fachkräfte, 12,92 an Nicht-Fachkräfte", so Knoch. Damit sei für eine Fachpflegekraft ein Verdienst zwischen 2600 bis 3000 Euro brutto monatlich möglich.

Nicht eingerechnet seien dabei Feiertags- oder Nachtschichtzuschläge. Neben der Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz seien auch die beruflichen Perspektiven für junge Menschen vielversprechend: "Die Aufstiegsmöglichkeiten reichen von der Wohngruppen- oder Pflegedienstleitung bis hin zu Verwaltung und Management", sagte Knoch.

Vor allem junge Männer fehlten in Pflegeberufen. Mit 85 Prozent machen auch heute noch Frauen den Großteil der Pflegekräfte aus. "Dabei ist das Verhältnis schon besser geworden, vor ein paar Jahren gab es nur rund fünf Prozent Männer", so Knoch.

Gutes Personal zu finden, sei jedoch nicht einfach, wie die Heimleiter der drei städtischen Einrichtungen gestern berichteten. Das läge unter anderem an den steigenden Anforderungen an Pflegekräfte. "Es geht nicht nur um die körperliche Pflege, sondern auch um Angebote des sozialen Miteinanders und den richtigen Umgang mit Menschen", sagte Patricia Kneppeck vom Eugen-Maurer-Haus. Zudem würden die Pflegebedürftigen immer kränker und die Krankenhausaufenthalte kürzer, so dass mehr Behandlungsarbeit auf die Pflegekräfte entfalle, fügte Hans-Peter Mertens-Zündorf vom Gerhard-Berting-Haus.

Dennoch möchten sie das Interesse junger Menschen an Pflegeberufen wecken: "Die Arbeit in der Altenpflege ist interessant und abwechslungsreich. Es geht nicht nur darum, alte Menschen zu waschen. Vor allem der Umgang mit den Menschen ist viel komplexer als angenommen wird", so Monika Siebert vom Elisabeth-Roock-Haus.

(RP/EW)
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