Solingen Check der Kanalrohre zahlt sich aus

Solingen · Solingen hat Modell für Dichtheitsprüfung privater Anschlüsse entwickelt. Landesregierung will Kanal-TÜV aufweichen.

Vieles ist derzeit wieder im Fluss bei der umstrittenen Dichtheitsprüfung von Abwasserkanälen. Immerhin: Gut 30 000 private Anschlüsse von den Häusern ans öffentliche Kanalnetz bestehen in Solingen. Zusammengerechnet sind alle privaten Anschlüsse dreimal so lang wie das öffentliche Kanalnetz. Das wären 1800 Kilometer Privat-Anschlüsse, die 600 Kilometern städtischer Kanäle gegenüberstehen.

"Diese 30 000 Abwassergebührenzahler sind unsere Kunden. Ihnen fühlen wir uns verpflichtet", betonen Manfred Müller und Wulf Riedel von den Technischen Betrieben Solingen (TBS). Nach den Worten des Teilbetriebsleiters Tiefbau beziehungsweise des Abteilungsleiters Planung und Ausführung im Tiefbau-Team gilt es, bei einem Dichtheits-Check der privaten Abwasserrohre zu den städtischen Sammlern die Kosten für die Bürger so gering wie möglich zu halten, zugleich aber die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.

An einer Dichtheitsprüfung der privaten Anschlüsse führt nach ihrer Überzeugung auf Dauer aber kein Weg vorbei. Ein Leck im Abwasserrohr kann im schlimmsten Fall zu einem Kanalbruch wie unter der Viehbachstraße mit der derzeitigen Sperrung der Stadtautobahn führen.

2010 hatte sich durch ein undichtes Kanalrohr auf der Gasstraße ein 5,5 Meter tiefes und vier Meter breites Loch aufgetan. Kosten: 75 000 Euro. Wulf Riedel und Manfred Müller erinnern daran. Sie plädieren für Sicherheitsprüfungen privater Anschlüsse deshalb auch, um bei einem kleineren Schaden rechtzeitig eingreifen zu können und nach Jahren oder Jahrzehnten deutlich teurere Folgekosten zu vermeiden. Das Solinger Modell, bei dem die Technischen Betriebe eng mit den Innungen Sanitär-Heizung-Klima sowie Bau der Kreishandwerkerschaft zusammenarbeiten, sieht eine Prioritätenliste vor, bei der bis 2023 alle Kanäle auf Dichtheit überprüft sein könnten. 300 bis 500 Euro kostet dem Hausbesitzer die Überprüfung.

Doch die NRW-Landesregierung will auf politischen Druck hin jetzt den Kanal-TÜV an einigen Stellen aufweichen. Danach sollen keine Prüffristen mehr festgelegt werden. Ausnahme sind Häuser in Wasserschutzgebieten. Deren private Anschlüsse sollen regelmäßig kontrolliert werden. Häuser in Wasserschutzzonen sind in Solingen allerdings die Ausnahme. Nur im Bereich der Ohligser Heide gibt es einige wenige sowie in Höhrath im Wassereinzugsgebiet der Sengbachtalsperre. Dort sei aber ohnehin erst eine neue Kanalisation gebaut worden, erklärt TBS-Abteilungsleiter Wulf Riedel.

Erwartet wird bei der Stadt Solingen, dass durch die neue Landesregelung die Einhaltung der Funktionsfähigkeit der Abwässerkanäle auf die Kommunen übertragen wird.

(RP)
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