Solingen Drei Gärten stürzen ein

Solingen · In Ohligs ist am späten Freitagabend die Stützmauer von drei Grundstücken weggebrochen. Dadurch stürzten die dahinter liegenden Gärten mehrere Meter tief ein. Anwohner vermuten einen Zusammenhang mit Kanalarbeiten.

 Auf 15 Meter Breite ist die Mauer oberhalb des Viehbachs weggebrochen. Sie stützt die aufgeschütteten Grundstücke ab.

Auf 15 Meter Breite ist die Mauer oberhalb des Viehbachs weggebrochen. Sie stützt die aufgeschütteten Grundstücke ab.

Foto: Anja Tinter

Vom Balkon der Familie Flader in Ohligs blickt man auf ein Bild der Verwüstung: Der hintere Teil des Gartens, der zu dem Reihenhaus gehört, ist metertief abgesackt, das Gartenhäuschen liegt ebenfalls eine Etage tiefer schräg auf der Seite. Die umgestürzte Mauer am Ende des Rasens wird nur noch von den Bäumen dahinter gehalten, ansonsten wäre sie schon ins Tal des Viehbaches gefallen, der gleich hinter dem Einfamilienhaus verläuft.

"Meine Frau hatte am Freitagabend gegen 22 Uhr ein Knistern gehört und geglaubt, es befänden sich Leute im Garten", berichtet Ralf Flader, dem der Schreck noch in den Gliedern sitzt. Gemeinsam hätten sie daraufhin vom Balkon hinuntergeschaut. "Da war die Mauer schon umgestürzt."

Das Ehepaar ist nicht allein betroffen. Auf einer Breite von 15 Metern ist nach Auskunft der Stadt die Stützmauer hinter drei Reihenhäusern am Isarweg weggebrochen und hat die Gärten abstürzen lassen. Die Feuerwehr sperrte noch am späten Freitagabend das Gelände ab. Verletzt wurde niemand.

Über 30 Jahre keine Probleme

Die Mauer war die Stütze für die aufgeschütteten Grundstücke. Direkt davor lässt die Stadt zurzeit Kanalrohre für den Viehbachsammler vorantreiben. "1976 wurde das Haus errichtet. Seit 1980 wohnen wir hier", berichtet Alfred Hartmann, der mit seiner Frau gleich nebenan von den Fladers lebt. "In all den Jahren hatten wir keine Probleme mit der Mauer. Das kann nur durch die Kanalarbeiten gekommen sein", ist er sicher. Auch bei den Hartmanns ist ein Stück des Gartens weggebrochen. Anemonen, Lilien, Begonien, Spiräe und die Thuja-Hecke an der Grenze zum Nachbargrundstück liegen nun ein ganzes Stück tiefer auf der Seite.

"Frau Flader hatte uns am Freitagabend angerufen und gesagt, dass unsere Mauer umstürze", berichtet er. Gehört habe er nichts. Aber nachdem er mit einer Laterne in den Garten geleuchtet habe, sei es nicht mehr zu übersehen gewesen. "So einen Schock muss man erst einmal verkraften", sagt er. "Wir hatten Angst, dass auch das übrige Haus nicht mehr sicher ist", ergänzt seine Frau Marlies. Daher habe er sofort Stefan Grotzki angerufen, der die Bauarbeiten für den Viehbachsammler leite. Der städtische Ingenieur sei auch noch am gleichen Abend gekommen, um sich den Schaden anzusehen.

"Nach erster Einschätzung besteht für die Häuser wohl keine Gefahr, da ihre Fundamente auf felsigem Untergrund stehen, während das Erdreich der Gärten angeschüttet war", teilt Stadtsprecher Lutz Peters mit. Ein Geologe hätte die Wohnhäuser noch am Samstag überprüft. Ab heute würden Sondierungen in den Erdrissen vorgenommen, um die Ursache des Mauersturzes zu klären.

Denn ob ein Zusammenhang zu den Arbeiten am Viehbachsammler bestehe, sei zurzeit unklar. Nach Auskunft von Siegfried Schulz, dem Leiter der Technischen Betriebe, verläuft der unterirdische Kanal einige Meter vom Standort der Mauer entfernt. Zudem seien die Arbeiten viel weiter vorangekommen. Und bei routinemäßigen Nachkontrollen im Rahmen der Kanalarbeiten habe die Stadt vor zwei bis drei Wochen auch die Mauer überprüft und keine Veränderungen feststellen können.

Einsturz ohne Vorwarnung

Das bestätigt das Ehepaar Hartmann. "Noch vor zwei Wochen haben wir die Messergebnisse von dem Bauleiter erhalten, wonach die Veränderungen an der Stützmauer minimal seien", berichtet Alfred Hartmann. "Sie ist jetzt ohne jede Vorwarnung umgestürzt." Allerdings könne er sich sehr wohl vorstellen, dass die Bauarbeiten zu Veränderungen in der Erde geführt hätten. Der Bohrkopf, mit dem die Rohre vorangetrieben würden, habe einen Durchmesser von über zwei Metern. "Die Vibrationen beim Vortrieb haben wir hier immer im Haus gemerkt. Das wird auch die Erde und die Felsen durchgerüttelt haben."

Hartmann erinnert an ein großes Loch an einem nur rund 20 Meter entfernten Fußweg, das im Juni plötzlich entstanden war (wir berichteten). "Das war ja auch in direkter Nähe zu den Bauarbeiten."

(RP)
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