Solingen Erinnerung für folgende Generationen bewahren

Solingen · Es waren bewegende Worte, die Rabbi Aharon Vernikovsky von der jüdischen Gemeinde Wuppertal bei der Jubiläumsfeier zum 20-jährigen Bestehen der Patenrschaft Jüdischer Friedhof fand: "Menschen bewältigen ihre Vergangenheit auf zwei Ebenen. Auf der ersten steht die Erinnerung. Auf der zweiten, höchsten Ebene steht das Handeln. Diese Ebene schafft Gegenwart und Zukunft."

Er verneige sich vor den Schülerinnen und Schülern und dem Lehrer Michael Sandmöller von der Gesamtschule Solingen, die sich in der Arbeitsgemeinschaft (AG) Jüdischer Friedhof engagieren, ihr Projekt schaffe Zukunft.

Der jüdische Friedhof am Estherweg ist bereits 1718 nachzuweisen. Die Arbeitsgemeinschaft wurde 1988 gegründet, im Jahr zuvor waren Ness-Ziona in Israel und Solingen Partnerstädte geworden. Neben der Pflege der Gräber stehen die Schüler mit emigrierten Solinger Juden in Kontakt. Aus der Arbeitsgemeinschaft entstand 1991 eine Schulpartnerschaft mit der Menachim-Begin-Junior High School in Ness-Ziona. Bei der gestrigen Jubiläumsfeier waren neben 20 Schülern von der Partnerschule auch der Bürgermeister von Ness-Ziona, Yossi Shov, und seine Frau, und das Jugendblasorchester der Partnerstadt zu Gast. Oberbürgermeister Franz Haug appellierte: "Der Holocaust darf niemals in Vergessenheit geraten, wir müssen die Erinnerung für folgende Generationen bewahren." Er hoffe, dass es immer Lehrer gäbe, die die Aufmerksamkeit junger Leute für Dinge, die nicht vergessen werden dürfen, schärften.

Für Verständnis und Liebe

Das Programm der Feier auf dem jüdischen Friedhof war so vielfältig wie besonders: Neben Ansprachen der Oberbürgermeister der Partnerstädte und des Wuppertaler Rabbis Vernikovsky, wurde es von musikalischen Beiträgen der Solinger Schülerin Viola Pless auf der Geige und der Ness Ziona Youth Band untermalt. Zwei israelische Schüler trugen das Gebet "Itzkor" vor, welches dazu aufruft, nicht zu schweigen und Kai Drechsler, ehemaliger Schüler der Gesamtschule, verlas den ersten Brief, der 1988 von der AG an die emigrierte Ilse Shindel geschickt wurde. Uwe Dahlhaus vom Ensemble Profan rezitierte die "Todesfuge". Das Motto der Arbeitsgemeinschaft lautet: "Wir wollen dafür eintreten, dass nicht mehr Unverständnis und Hass, sondern Verständnis und Liebe unser Verhalten den Mitmenschen gegenüber bestimmen"- bei der Jubiläumsfeier ist das deutlich geworden.

(RP)
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