Solingen Geld für Lutherkirche fehlt

Solingen · Die umfängliche Unterhaltung der denkmalgeschützten Lutherkirche an der Kölner Straße kann die Gemeinde aus eigener Kraft auf Dauer nicht mehr stemmen. Deshalb wird derzeit ein neues Konzept erarbeitet.

Noch ist die evangelische Lutherkirche mit ihrem 85 Meter hohen Turm nicht das höchste Bauwerk Solingens. Das könnte sich allerdings in nicht mehr allzu ferner Zeit ändern – falls das alte Turmhotel des ehemaligen Karstadt-Komplexes in der City gesprengt werden sollte, um Platz für den Bau des Hofgartens zu schaffen.

Die Höhe der markanten Kirche an der Kölner Straße ist für Hansjörg Schweikhart, Vorsitzender des Lutherkirchen-Bauvereins, und Küster Ralf Schreier jedoch nicht die einzige Besonderheit des stadtbildprägenden Gotteshauses, das in diesem Jahr 110 Jahre alt wird. "Die Lutherkirche ist ein neoromantischer Sakralbau." Davon gibt es in Solingen keinen zweiten und selbst in ganz Deutschland nur wenige. 1000 Menschen passen in die Lutherkirche – auch dies ist außergewöhnlich. Bei Gospels aus New York, dem Konzert von Wolf Codera oder dem Auftritt von Harmonic Brass ist die Kirche zudem ein beeindruckender Veranstaltungsraum.

Hinter dem hohen Turm, den vielen Bögen, dem komplizierten, verschachtelten Bauwerk mit den aufwändigen Verzierungen sowie den vielen Fenstern verbirgt sich aber auch ein riesiger Unterhaltungsaufwand. "Klar ist, dass die Lutherkirchengemeinde das alleine nicht stemmen kann", betont Pfarrer Wilfried vom Baur. Die Gemeinde kalkuliert jährliche Kosten von 70 000 Euro im Schnitt, um die Kirche erhalten zu können.

Um diese Summe aufbringen zu können, musste die Gemeinde im vergangenen Jahrzehnt bereits Geld von der hohen Kante zuschießen, aus Grundstücksverkäufen etwa. Aus dem laufenden Haushalt sei das jedenfalls nicht zu finanzieren, erklärt Pfarrer Christian Menge. Er ist froh, dass der Luther-Kirchenbauverein sowie die vor zehn Jahren gegründete Denkmalstiftung die Unterhaltung fördern. Auf Dauer können damit allein jedoch die Kosten nicht gedeckt werden.

Deshalb entwickeln Arbeitsgruppen derzeit ein tragfähiges Finanzkonzept für die Zukunft. Nach den Worten von Pfarrer Menge soll dies in diesem Jahr bei einer Gemeindeversammlung diskutiert werden. Eine der Möglichkeiten wäre, die Lutherkirche in das Eigentum einer selbstständigen Stiftung zu geben. "Die gefühlte Verbundenheit mit der Lutherkirche ist sehr hoch", sagt Pfarrer vom Baur und nennt eine Denkrichtung: "Wenn 10 000 Solinger per Dauerauftrag zehn Euro im Monat über zehn Jahre überweisen, wäre dies eine stabile Finanzgrundlage."

Elektrik, Heizung, Fußboden, Anstrich, Sanitäranlagen – all dies müsste im Inneren der Kirche zudem längst erneuert werden. 1,5 Millionen würden die Innen-Sanierungsarbeiten verschlingen. Ob und wie das finanziert werden kann, erörtert die Kirchengemeinde derzeit ebenfalls.

"Die Kirche ist innen doch noch sehr viel schöner, als sie sich jetzt darstellt", erklären Hansjörg Schweikhart vom Lutherkirchen-Bauverein und Küster Ralf Schreier. Als Beispiel nennen sie die "wunderschönen Stein-Ornamente an den Brüstungen der Emporen." Von denen sieht man derzeit jedoch nichts, weil diese seit Jahrzehnten mit Holzplatten verkleidet sind.

Dafür sind außen die grünen Netze vor den großen Rosettenfenstern über den Balkonen gut zu erkennen. Fugen der Grauwacke-Steine haben sich gelockert, vor allem an der Wetterseite des Kirchturms. "Die müssten eigentlich schnellstens ausgebessert werden", sagt der Bauvereinsvorsitzende der Lutherkirche. Doch auch dies würde eine sechsstellige Investition bedeuten.

(RP)
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