Solingen Gemeinde sieht schwarz

Solingen · Die Lutherkirchengemeinde will sich nicht damit abfinden, dass das 110 Jahre alte Gotteshaus an der Kölner Straße am 26. Mai 2013 seinen letzten Gottesdienst erleben soll, so wie es das Leitungsgremium beschlossen hat, weil Geld für die nötige Sanierung fehlt.

Gut 150 Besucher kamen gestern Abend zur Versammlung ins Gemeindehaus neben der Kirche, um ihrem Ärger Luft zu machen. Doch es waren durchaus auch verständnisvolle Stimmen zu hören.

Nachdem der Bevollmächtigten- Ausschuss, der derzeit die Aufgaben des nicht vorhandenen Presbyteriums übernimmt, noch einmal die finanzielle Situation der Gemeinde aufgezeigt und die möglichen Alternativen präsentiert hatte, war auch den Anwesenden schnell klar, dass sich weder eine Umwandlung des Gotteshauses in eine Grabeskirche mit Kolumbarien noch in ein von einer Stiftung getragenes Kulturzentrum rechnen können.

Doch malt der Kirchenvorstand zu schwarz bei einem Vermögen von 3,15 Millionen Euro? Superintendent Klaus Riesenbeck meint nein, schließlich sei die Kirche verpflichtet, nachfolgenden Generationen etwas zu erhalten, man könne Geld nicht so einfach in die Kirchensanierung stecken.

Wie teuer diese wirklich wird, soll nach dem Wunsch von Hansjörg Schweikhart erst einmal von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer genau ermittelt werden. "Dann haben wir eine Grundlage, um unsere Schlussfolgerungen zu ziehen", sagte der Vorsitzende des Lutherkirchen-Bauvereins während der Versammlung. Er sieht die Lage der Gemeinde denn auch nicht so schwarz wie der Bevollmächtigten-Ausschuss.

Aber auch Klaus Riesenbeck hat die Hoffnung nicht ganz aufgegeben. So ist die geplante Schließung der denkmalgeschützten Lutherkirche Thema bei der nächsten Kreissynode. Die hat der Gemeinde schon einmal unter die Arme gegriffen und 2,8 Millionen Mark für die Kirche bereitgestellt.

25 Besucher im Gottesdienst

Neben allen finanziellen Diskussionen wurde aber auch an die Gemeinde selbst appelliert. 25 bis maximal 60 Besucher in den sonntäglichen Gottesdiensten, das ist eine Zahl, die wenig Argumentationshilfe für den Erhalt der Kirche liefert, die über 600 Sitzplätze verfügt. Die Gemeinde mit ihren 7000 Mitgliedern habe längst mit den Füßen über die Lutherkirche abgestimmt, hieß es. Es könne nicht angehen, dass man nur einen Haufen Steine erhalte, damit man etwas zu sehen habe.

Die Gemeinde ist nun aufgefordert, aktiv zu werden und ihrer Kirche mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Vielleicht findet sich dann doch noch eine Lösung, wie das Gotteshaus erhalten werden kann und nicht wie geplant dem Verfall preisgegeben werden muss.

(RP)
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