Solingen Gerangel um Nazi-Bildhauer

Solingen · Heinz-Willi Müller ist verärgert über die Absage vom Schlossbauverein für eine Ausstellung des dem Nazi-Regime nahestehenden Bildhauers Paul Wynand auf Schloss Burg. Die Politik soll keine Wolle gespielt haben.

Mit der Gesinnung des Künstlers soll die Absage nichts zu tun haben. Und auch Heinz-Willi Müller, der gerne eine Ausstellung von Paul Wynand auf Schloss Burg gesehen hätte, möchte nicht den Anschein erwecken, er fördere einen Künstler, der seine Lehrtätigkeit in die Dienste des NS-Regimes stellte. "Schließlich fördere ich die verfemte Kunst im Museum Baden", sagt der Betreiber des Münzzentrums Rheinland im Gespräch mit unserer Zeitung. Verärgert ist er vielmehr, weil die endgültige Ausstellungsabsage erst nach fünf Jahren kam.

"Das war einer der letzten Akte, die der gekündigte Museumsleiter Dr. Axel Kolodziej noch vornehmen durfte, mir mitzuteilen, dass der Vorstand des Schlossbauvereins beschlossen hat, keine Sonderausstellungen mehr zu veranstalten", schreibt Heinz Willi Müller jetzt in einem Brief an die Presse.

Praktikant beginnt am 1. April

Dass es auf Schloss Burg keine Sonderausstellungen mehr gibt, kann der Vorsitzende des Schlossbauvereins, Klaus-Dieter Schulz, nicht bestätigen. "Richtig ist, dass wir es dieses Jahr personell nicht schaffen, doch für nächstes Jahr, wenn wir 125-jähriges Jubiläum feiern, gibt es bereits Planungen sagt Schulz, der zusammen mit Schatzmeister Hans Irlenbusch die Geschäfte auf Schloss Burg kommissarisch führt. Zum 1. April, so Schulz, beginnt außerdem ein Doktorand für mittelalterliche Geschichte seine Arbeit als Praktikant. Der werde unter anderem mit den Vorbereitungen des Jubiläums betraut sein.

Verwundert über den Zeitpunkt, zu dem sich Heinz-Willi Müller über die in seinen Augen viel zu späte Ausstellungsabsage beklagt, ist Klaus-Dieter Schulz schon, denn am Samstag ist Mitgliederversammlung des Schlossbauvereins, bei der über die Zukunft des Museums nach der Trennung von Dr. Kolodziej diskutiert werden soll.

Auch Vorstandsmitglied Ulrich Uibel, der dem Vorstand seit Ende 2009 angehört, findet die Art und Weise, wie Heinz-Willi Müller seinen Unmut kommuniziert, sehr befremdlich. Für den kommenden Samstag wünscht er sich, dass zusammen mit den Mitgliedern positive Zukunftsperspektiven für Schloss Burg entwickelt werden. Die Voraussetzungen sieht er als sehr gut an, denn eine Million Euro Förderung ("unser Antrag ist sehr überzeugend") sei so gut wie in der Kasse.

Die Landesmittel sollen wie berichtet nicht ins Gemäuer, sondern vor allem in Werbung und Marketting gesteckt werden. Dass Schloss Burg nicht nur einen versierten Historiker braucht, sondern auch einen Marketing-Fachmann, versteht, da ist Heinz-Willi Müller, der zuletzt mit seiner Kritik an der Sammlung Ernst Schneider für Schlagzeilen sorgte, mit dem Schlossbauverein einig. Dass seine Kritik kurz vor der Mitgliederversammlung kommt, sei beabsichtigt. Er sei interessiert, dass auf Schloss Burg "klar Schiff" gemacht wird und die Vorgänge um Dr. Kolodziej aufgeklärt werden.

Die Sammlung auf Schloss Burg findet Müller durchaus interessant. "Als ich vor einigen Tagen dort war, hatte das Museum mehr Besucher, als das Museum Baden."

(RP)
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