Solingen Gesamtschule Wald ein verkapptes Gymnasium?

Solingen · An der FALS überwiegen die Kinder mit Gymnasialempfehlung, an den anderen Gesamtschulen Schüler mit Realschul-Attest. Tatsächlich aber sollen alle Leistungsniveaus an den Gesamtschulen vorhanden sein.

Eigentlich stehen Gesamtschulen allen Kindern offen. Aufgabe dieser Schulform soll es sein, Schüler aufzunehmen, die unterschiedliche Stärken haben. Es bestehe die Vorgabe, jedes Leistungsniveau abzubilden, hieß es gestern aus der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf. Doch das ist in Solingen nur graue Theorie. In der Realität sind die Gesamtschulen der Stadt verkappte Realschulen und Gymnasien.

Besonders deutlich wird dies an der Friedrich-Albert-Lange-Schule (FALS) in Wald. Auf die NRW-Sportschule wechselten nach Zahlen der Stadt zu Beginn des laufenden Schuljahres 117 Schüler mit Gymnasial- und eingeschränkter Gymnasialempfehlung. Dagegen blieb die Zahl der Kinder mit eingeschränkter Realschuleignung (6) sehr gering. Und Schüler mit Hauptschul-Attest fanden an der FALS laut städtischen Zahlen überhaupt keine Berücksichtigung.

Eine Entwicklung, die sich nach Ansicht mancher Eltern nächstes Jahr noch verstärken könnte. "Mein Junge wurde abgelehnt, obwohl er die Sporttests bestand", sagt Frank Manert, dessen Sohn Linus-Fynn beim TSV Solingen ein guter Schwimmer ist. Der Verdacht des Vaters: Linus-Fynn fand keine Aufnahme, weil die Familie in Hilden wohnt. "Dabei hat mein Sohn eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung", so der Vater.

Die Stadt stellte gestern klar, keinen Einfluss auf die Auswahl zu haben. "Wir geben nur den Rahmen, etwa die Zahl der Klassen, vor", sagte ein Sprecher. Die Entscheidung über die Aufnahme oder Ablehnung von Schülern treffe aber die Schulleitung, so das Rathaus.

Peter Wirtz, Schulleiter der Friedrich-Albert-Lange-Schule, betonte wiederum, bei der Auswahl spielten auch noch andere Kriterien als die Sporttests eine Rolle. So werde beispielsweise geprüft, ob Kinder der Belastung durch den intensiven Sportunterricht gewachsen seien und nicht Gefahr liefen, in anderen Fächern abzufallen.

Die städtischen Zahlen bestreitet der FALS-Schulleiter hingegen entschieden. So seien im Schuljahr 2012/13 nicht wie von der Stadt angegeben 176, sondern 184 Kinder neu an seine Schule gekommen, sagte Wirtz. Und darüber hinaus werde man im kommenden Sommer auch wieder vier Schüler mit Hauptschulempfehlung aufnehmen. "Man darf nicht vergessen, dass in Solingen nur sieben Prozent der Kinder überhaupt eine Empfehlung für die Hauptschule erhalten", so Wirtz.

Er verwies auf das Recht der Eltern, sich bei der Wahl über die Empfehlungen hinwegzusetzen. Dies sei von der Politik in den zurückliegenden Jahren so gewollt gewesen. Auch deshalb hätten die Gesamtschulen eigenständige Profile entwickelt, die den Eltern die Orientierung erleichterten.

Tatsächlich gibt es keine Drittelparität mehr. Dafür fehle die rechtliche Grundlage, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung. Dementsprechend finde auch keine Überprüfung der Zusammensetzung der Schülerschaft statt. Wohl aber werde "die Leistungsheterogenität schulfachlich beobachtet und beratend begleitet", so der Sprecher.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort