Solingen Heißes Eisen 4. Gesamtschule

Solingen · Eltern stellen den Schulen nun ein Zeugnis aus. Sie entscheiden in diesen Wochen nämlich, in welche weiterführende Schule sie ihr Kind im neuen Schuljahr schicken.

Kein Wunder, dass Real- und Hauptschulen, Gymnasien und Gesamtschulen jetzt reihenweise Tage der offenen Tür anbieten, um möglichst gute Anmeldezahlen zu bekommen.

Das große Problem der Solinger Schullandschaft ist aber bis heute politisch nicht gelöst: der Anmeldeboom an den Gesamtschulen.

Was dies freilich für die Eltern bedeutet, dürfte sich bei den Anmeldungen im Februar beziehungsweise am 1. März erneut zeigen: Mehr als 200 Kinder – so wie zuletzt – müssen an den Gesamtschulen bestimmt wieder abgelehnt werden, während die Hauptschule bei Eltern keine Lobby mehr hat.

Schulausschuss-Vorsitzender Markus Preuß (BfS) erwartet jedenfalls aufs Neue hohe Ablehnungszahlen an den Gesamtschulen. "Davon gehe ich aus", betont er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Keine Antwort der Schulpolitik

Viel ist in diesem Jahr schon hinter verschlossenen Türen gerungen worden – um eine neue Schule im Sinne des Gesamtschul-Gedankens zu schaffen. Jedoch ohne greifbares Ergebnis: Die Schulpolitik hat darauf bis heute keine beschlussfähige Antwort finden können.

Und so können sich die Eltern auch bei der nächsten Anmelderunde Anfang des Jahres 2012 noch nicht für die neue Schule entscheiden. Kommt eine Sekundarschule, also die Gesamtschule ohne Oberstufe? Wird es am Ende vielleicht aber sogar doch noch die 4. Gesamtschule geben, die die Gestaltungsmehrheit aus SPD, BfS, Grünen sowie DSW am allerliebsten endlich errichten will? Offen spricht das allerdings keiner aus.

Angesichts der hohen Anmeldezahlen an den Gesamtschulen bestätigt Schulausschuss-Vorsitzender Preuß jedoch: "Das zeigt, dass die Menschen eigentlich etwas anderes wollen". Das Schul-Angebot, das Eltern bei der Anmeldung zur Auswahl steht, entspricht offenbar nicht in Gänze ihren Wünschen.

Nach Informationen unserer Zeitung hat man sich in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses jetzt darauf verständigt, eine Befragung bei Grundschuleltern durchzuführen. In der nächsten Sitzung des Schulausschusses soll der Auftrag dazu erteilt werden. Im Frühjahr könnte die Befragung der Mütter und Väter dann stattfinden. "Wir müssen genau herausfiltern, was die Eltern möchten", begründet Preuß den Schritt, die Stimme der Eltern einzuholen.

Klar ist, dass die Befragung unabdingbare Voraussetzung ist für die Errichtung einer neuen Sekundarschule. Dies hat das Schulministerium so vorgeben.

Gewiss ist ebenso, dass das Ergebnis dieser Elternbefragung in jedem Fall ein Arbeitsauftrag für die Schulpolitik wird. An deren Votum kommen die Schulpolitiker nicht vorbei. Spannend wird deshalb, welche Fragen den Eltern im Detail gestellt werden. Ein echt heißes Eisen wäre, wenn sich die Eltern auch konkret zur 4. Gesamtschule äußern dürften. Würde diese Frage von ihnen dann mit "Ja" beantwortet, wovon auszugehen wäre, setzt dies die Schulpolitik unter Zugzwang. Und die 4. Gesamtschule wäre schon so gut wie gebaut.

(RP)
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