Solingen Kampf um die "Juckelbrücke"

Solingen · Die zwischen Leichlingen und Solingen gelegene Fußgängerbrücke Horn – im Volksmund auch "Juckelbrücke" genannt – ist wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt. Beide Städte prüfen einen möglichen Neubau, doch Anwohner befürchten eine Geduldsprobe. Sie demonstrierten gestern.

 Ortstermin: (linkes Bild von links) Karsten Ditscheid (Technische Betriebe Solingen), Jürgen Scholze (Tiefbauamt Leichlingen) und Sonja Häcker (Stadtdienst Planung und Mobilität). Sylvia Alex (rechtes Bild, links) fand gestern auch stellvertretend für die anderen Anwohner, die mit ihr demonstrierten, deutliche Worte.

Ortstermin: (linkes Bild von links) Karsten Ditscheid (Technische Betriebe Solingen), Jürgen Scholze (Tiefbauamt Leichlingen) und Sonja Häcker (Stadtdienst Planung und Mobilität). Sylvia Alex (rechtes Bild, links) fand gestern auch stellvertretend für die anderen Anwohner, die mit ihr demonstrierten, deutliche Worte.

Foto: Uwe Miserius

Es war ursprünglich als Arbeitstreffen in aller Stille geplant, doch dann wurde der Ortstermin an der zwischen Leichlingen und Solingen gelegenen Fußgängerbrücke Horn gestern ziemlich laut. Aufgebrachte Anwohner bestürmten Vertreter beider Stadtverwaltungen, die an der Wupperbrücke ihr weiteres Vorgehen absprechen wollten, mit Fragen. Vor allem aber machten sie ihrem Unmut Luft.

Seit gestern ist das 1924 errichtete Bauwerk nämlich gesperrt. Einsturzgefahr. "Eine Überprüfung hat eindeutig ergeben, dass wir die Sicherheit nicht mehr gewährleisten können", berichtete Karsten Ditscheid von den Technischen Betrieben der Stadt Solingen. Ein dicker Riss, der sich durch den Frost der vergangenen Wochen noch verbreitert habe, lasse keinerlei Handlungs-Spielraum. Doch von der Wohnsiedlung Wipperauer Straße aus machen sich täglich Solinger Kinder auf den Weg zum Leichlinger Schulzentrum – und die Nutzen die "Juckelbrücke", wie sie aufgrund ihrer ursprünglich einmal sehr wackeligen Konstruktion im Volksmund genannt wird, als Schulweg.

"Gefährlicher Schulweg"

Sylvia Alex ist eine der Betroffenen Anwohnerinnen. Ihr Sohn besucht das Schulzentrum Am Hammer. "Wenn die Brücke geschlossen bleibt, wird der Weg für unsere Kinder gefährlich", machte sie gestern deutlich: "Sie müssen dann nicht nur einen großen Umweg gehen – der ist auch noch unbeleuchtet. Und es brettern jede Menge Lastwagen dort entlang." Zum Beweis brachte sie gleich Fotos mit, die sie frühmorgens geschossen hatte und Lkw zeigten. Werner Grass, ein weiterer Anwohner, legte nach: "Wir können nicht hinnehmen, dass es jetzt womöglich viele Monate dauert, bis sich etwas tut", monierte er. Vielleicht gehe die Brücke ja sogar komplett über die Wupper.

Das wollen Ditscheid und sein Leichlinger Tiefbauamts-Kollege Jürgen Scholze tunlichst verhindern. "Wir haben einen Gutachter beauftragt, eine neue Brücke zu planen und auch zu prüfen, welche kostengünstigen Varianten infrage kommen. Denn einer ersten Schätzung zufolge würde ein massiver Neubau rund 350 000 Euro kosten – Geld, das beide Städte nicht haben. "Auch Übergangslösungen mit Stützen sind zu teuer", sagt Scholze – rund 100 000 Euro.

Städte beteiligen sich an Kosten

Die beiden Städte, die sich zu gleichen Teilen an den Kosten beteiligen wollen, suchen deshalb nach einer ebenso sicheren, wie finanzierbaren Variante – einige Anwohner brachten gestern die Leichlinger Pastoratsbrücke als Vorbild ins Gespräch, die vorwiegende aus Stahl besteht.

Während die Blütenstadt eigentlich nicht verpflichtet ist, die Brücke aufrechtzuerhalten, dies aber auch wegen der zahlreichen Ausflügler tun will, steht Solingen unter Druck. Denn die Stadt ist in der Pflicht, für die Anwohner auf ihrer Seite den Schulweg zu sichern.

Prüfung kann Monate dauern

Deshalb war auch Sonja Häcker vom Solinger Stadtdienst Planung und Mobilität an der "Juckelbrücke". Doch auch sie konnte die besorgten Eltern noch nicht beruhigen. "Wir werden die Situation genau prüfen und dann entscheiden, was getan werden muss", sagte sie, bat aber gleichzeitig um Verständnis, dass das Wochen, ja Monate dauern könne.

Denn es seien ja nicht nur mehrere Ämter aus zwei Städten beteiligt, sondern auch zwei verschiedene Bezirksregierungen (Düsseldorf und Köln).

Der Anwohnerprotest gestern dürfte wohl nicht der letzte rund um die "Juckelbrücke" gewesen sein.

(RP/rl)
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