Solingen Kinder krank durch Schimmel

Solingen · Die achtköpfige Familie A. sucht seit zwei Jahren eine bezahlbare Wohnung. Ihre derzeitige Unterkunft ist von Schimmel befallen, alle fünf Kinder sind davon krank geworden. Doch eine so große Wohnung zu finden, die bezahlbar ist, scheint unmöglich.

Alle acht bis neun Monate muss angestrichen werden, denn Schimmel und Feuchtigkeit kommen immer wieder durch. Es muss grundsaniert werden, hat der Maler der Familie A. gesagt. Doch das wäre Sache des Vermieters, der LEG. Und so sucht die achtköpfige Familie nun schon seit zwei Jahren eine ausreichend große, bezahlbare und vor allem trockene Wohnung.

"Alle Kinder sind krank", sagt Frau A., die mit ihrem Ehemann, ihrer Mutter sowie den fünf Kindern auf 107 Quadratmetern lebt. Weil das Geld, das Herr A. verdient, nicht reicht und Frau A. im Mai ihren Halbtagsjob als Kosmetikerin verloren hat, lebt die Familie von öffentlicher Unterstützung. Der Familienvater ist gelernter Werkstofftechniker, er verdient sein Geld jedoch als Taxifahrer. Bei der Wohnungssuche hat die Familie gleich drei Hürden zu überwinden: man hat fünf Kinder, kommt aus dem Ausland und bezieht Arbeitslosengeld.

"Wir könnten mit ärztlichen Bescheinigungen nachweisen, dass all unsere Kinder in der Wohnung krank geworden sind", sagt Frau A., die unlängst mit ihrer Familie dem großen Traum ein wenig nahe gekommen ist. Ein Haus zur Miete, mit 900 Euro allerdings zu teurer. Denn auch nach den unlängst vom Bundessozialgericht neu bemessenen Zuschüssen für die Unterkunft für Leistungsempfänger hat Familie A. nur Anspruch auf gut 800 Euro Mietzuschuss im Monat.

Für Tim Kurzbach (SPD), den Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses, und Frank Knoche (Grüne), der dem Sozialausschuss vorsitzt, muss die Verwaltung Familie A. und andere besser unterstützen. Denn gerade Haushalte mit mehr als fünf Personen sowie für Einpersonenhaushalte gibt es kaum Wohnraum.

Im Sozialausschuss wurde ein entsprechender Antrag verabschiedet. Es kann nach Ansicht von Frank Knoche nicht angehen, dass in Solingen 700 bis 800 Familien von ihrem Regelsatz, der für Essen, Trinken und Kleidung gedacht ist, bei der Miete zuschießen, weil sie aus ihren bisherigen Wohnungen, die ein wenig zu teuer sind, nicht ausziehen wollen oder keine geeignete Wohnung finden.

Gerade seit die Stadt über das Jobcenter die Hilfeempfänger selbst betreut, sei sie in der Pflicht, unbürokratisch zu helfen, sagt Tim Kurzbach. Er appelliert an Vermieter, auch Familien mit mehreren Kindern geeigneten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Frau A. hat da bisher keine guten Erfahrungen gemacht. "Wenn ich sagte, dass wir fünf Kinder haben, winken die Vermieter ab."

(RP/rl)
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