Solingen Müngstener Brücke: Totalsperrung droht

Solingen · Der Bahn sowie tausenden Pendlern droht der Super-Gau. Nachdem das Eisenbahnbundesamt in dieser Woche bereits die Anweisung gab, dass Züge auf der Müngstener Brücke nur noch mit 10 Stundenkilometern fahren dürfen und der Güterverkehr schon seit März nicht mehr rollt, droht die Aufsichtsbehörde mit Sitz in Bonn nun sogar, das fast 113 Jahre alte Bauwerk komplett zu sperren.

Die Müngstener Brücke
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Der Sprecher des Eisenbahnbundesamtes, Ralph Fischer, erklärte gestern gegenüber unserer Zeitung, bis 30. September müsse die Bahn den Nachweis über eine neue statische Berechnung erbringen und außerdem belegen, dass sich die Lager der Brücke wieder bewegen.

Ob dies aber in nur fünfeinhalb Monaten möglich ist, steht einstweilen in den Sternen. Erst am Donnerstag hatte sich ein Bahnsprecher gegenüber der Morgenpost ausgesprochen zugeknöpft gegeben, was einen Zeitplan für die nötige Sanierung der Müngstener Brücke angeht. Jetzt aber eilt es umso mehr, weil das Eisenbahnbundesamt offenbar nicht mehr bereit ist, sich weiter auf einen Sanktnimmerleinstag vertrösten zu lassen.

Jedenfalls, das gestern gestellte Ultimatum bedeutet eine neuerliche Eskalation in den schon monatelang schwelenden Streitigkeiten zwischen Aufsichtsbehörde sowie Bahn AG — und könnte, sollte es tatsächlich ab 1. Oktober zu einer Totalsperrung kommen, ungeahnte Auswirkungen für die ganze Region zeitigen.

Verkehrstechnischer Horror

Die Regionalbahn 47, die als "Müngstener" das Bergische Land mit der Rheinschiene verbindet, wäre gekappt, von Remscheid aus könnten Reisende nur noch über Wuppertal nach Düsseldorf kommen, und Solingen wäre mit einem Schlag von seinem gesamten bergischen Hinterland abgeschnitten.

Eine verkehrstechnische Horrorvorstellung, die sich mancher lieber gar nicht ausmalen möchte. "Eine Sperrung der Brücke wäre ein richtiger K.o.-Schlag", erklärte gestern Nachmittag Solingens Erster Beigeordneter Hartmut Hoferichter. Neben den verkehrstechnischen Problemen sieht er im Fall einer Sperrung auch negative Folgen für den Tourismusstandort Bergisches Land. Hoferichter hatte erst in der vergangenen Woche zusammen mit dem bergischen Bundestagsabgeordneten Jürgen Hardt sowie Remscheids Oberbürgermeisterin Beate Wilding mit Verantwortlichen der Bahn AG Gespräche über die Müngstener Brücke geführt.

Und genau die dabei in Erfahrung gebrachten Informationen machen Hoferichter nun auch vorsichtig optimistisch, dass es am Ende doch nicht zum Schlimmsten kommt. "Uns wurde zugesagt, dass die Berechnungen spätestens im Frühherbst vorliegen", berichtet der Beigeordnete, der auch nach dem Treffen in Düsseldorf mit der Bahn in Kontakt blieb und so erfuhr, dass das Unternehmen bezüglich der Lager "schon jetzt Gespräche" mit entsprechenden Fachfirmen führt. Auf jeden Fall sieht Hoferichter die Verantwortlichen nach dem Ultimatum des Bundesamtes nun in der Pflicht, kurzfristig alle erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten.

(RP)
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