Solingen Nach Zweifeln kam die Vaterfreude

Solingen · Seit März lebt der 19-jährige Niklas Passavanti mit seinem Sohn Damon als einziger Mann im Mutter-Kind-Haus "Base" in der Innenstadt. "Das war das Beste, das uns passieren konnte", sagt der junge Vater. Er will jetzt seinen Hauptschulabschluss nachholen.

Das neue Leben von Niklas Passavanti hat am 9. November 2009 begonnen – am Tag der Geburt von Söhnchen Damon. "Nach den Schwestern und Ärzten war ich der Erste, der Damon gehalten hat", erinnert sich der 19-Jährige. "Und in dem Moment hat sich alles gewandelt: Wo Zweifel waren, ist nur noch Freude."

Das neue Leben von Niklas Passavanti dreht sich in erster Linie um sein Kind, das nicht geplant war, und ist eng verbunden mit dem Mutter-Kind-Haus "Base", wo der junge Vater seit Anfang März als erster und einziger Mann lebt. "Meine Exfreundin, die Mutter von Damon, hat nach der Geburt bis Februar mit ihm hier gelebt, dann aber festgestellt, dass sie mit der Situation nicht zurechtkommt." Damit gab es zwei Alternativen: "Es stand zur Diskussion, ob Damon in eine Pflegefamilie kommt oder ob ich mich um ihn kümmere", erzählt Passavanti. "Doch eine Pflegefamilie war für mich keine Option."

Früher war er ein Schulschwänzer

Also zog er, unter Zustimmung des Jugendamtes, zu acht Frauen und zehn Kindern in die Einrichtung in der Innenstadt, in der er mit seinem Sohn zwei Zimmer mit Bad und Küche bewohnt. "In der Situation war es das Beste, das uns passieren konnte" – wenn auch das Leben "in einem ganzen Haus voller Frauen" manchmal nicht einfach sei.

Es ist ein Leben, das Tag für Tag gegen sieben Uhr mit Wickeln, Fläschchen geben, Baby waschen und Frühstücken beginnt und mit gemeinsamen Stunden mit den Bewohnerinnen oder Spaziergängen mit Damon weitergeht. Und das nicht mehr viel gemein hat mit dem alten Leben des jungen Vaters: "Es gibt gewisse Einschränkungen. Man kann nicht mehr feiern gehen und einfach so was machen." Manchmal sei es auch ein einsames Leben, denn ein Großteil der alten Freunde habe sich abgewandt. "Die konnten mit einem Kind einfach nichts anfangen", sagt Passavanti. "Oft fehlt mir ein Kumpel, mit dem man mal Quatsch machen, Fußball gucken oder einen Trinken gehen kann." Das neue Leben von Niklas Passavanti, der den Niklas von früher als "chronischen Schulschwänzer" bezeichnet, bietet ihm aber auch ganz neue Perspektiven. "Ab 31. August mache ich an der Volkshochschule meinen Hauptschulabschluss nach", erzählt er. Um eine Ausbildungsstelle zu bekommen, einen guten Job zu finden, um Damon und sich ein sicheres Leben aufzubauen. "Das ist, nach Damon, jetzt erst einmal das Wichtigste. Denn ich will nicht finanziell abhängig sein."

Wenn der Vater in der Schule ist, werden die Betreuerinnen der Einrichtung auf Damon achtgeben. Eigentlich, sagt der junge Mann, habe er Koch werden oder in einem Kinderheim als Betreuer arbeiten wollen. "Aber die Nachtschichten und das späte Arbeiten lassen sich nicht mit einem Kind verbinden."

Das neue Leben von Niklas Passavanti ist eines, an dem er gewachsen ist – weil er alleine die Verantwortung für den kleinen, blonden Jungen mit den schönen blauen Augen trägt. "Ich bin auf jeden Fall erwachsener geworden", weiß er selbst.

Und noch einer Sache ist sich Niklas Passavanti ganz sicher: "Es gibt keinen Tag, an dem ich die Entscheidung, ihn zu haben, bereut habe."

(RP)
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