Solingen Polizei hält Druck auf Salafisten aufrecht

Solingen · Sie scheuen die Öffentlichkeit, doch seit bekannt ist, dass der vorbestrafte Hassprediger Mohammed M. in einer Solinger Hinterhof-Moschee eine neue Heimat gefunden hat, stehen die Salafisten unter Beobachtung.

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Foto: afp, FETHI BELAID

Polizei, Verfassungsschutz und Staatsschutz haben die Aktivitäten an der Konrad-Adenauer-Straße im Visier. "Bei Straftaten jeder Art werden wir konsequent einschreiten", sagt Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert im Gespräch mit unserer Zeitung.

Neben Mohammed M. hat sich offenbar am Samstagvormittag auch dessen enger Vertrauter, der ehemalige Rapper Denis C. alias Deso Dogg, in der Klingenstadt aufgehalten. Auch ihn hat es vor kurzem von Berlin nach Nordrhein-Westfalen verschlagen. Der Rapper, der sich heute Abu Talha nennt, gilt als besonders extrem. "Ich bin kein Staatsdiener, ich bin Staatsfeind", hat er per Videobotschaft erklärt.

Auch die Polizei hat den Treffpunkt nach wie vor im Blick, offen und verdeckt, wie Pressesprecher Alexander Kresta bestätigt. Am vergangenen Wochenende hatten die Salafisten um Mohammed M, der als Abu Usama Al-Gharib jeden Morgen aus der Solinger Moschee heraus auch per Internetbotschaften zu seinen Anhängern Kontakt aufnimmt, es vorgezogen, ihr angekündigtes Seminar nicht in Solingen zu veranstalten.

Sie trafen sich stattdessen in einer Moschee in Weckhoven, einem Außenbezirk von Neuss. Auch diese Moschee-Gemeinschaft ist ähnlich wie die der Solinger Millatu Ibrahim Moschee (vormals Deutsch-Islamisches Zentrum) bislang öffentlich kaum in Erscheinung getreten, sie schottet sich im Vergleich zu anderen Gemeinschaften von der Öffentlichkeit ab, arbeitet im Verborgenen.

Nach dem Angriff auf einen Journalisten am vergangenen Wochenende (wir berichteten) verfestigt sich auch in Solingen der Eindruck, dass die Salafisten der Hinterhof-Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße im Verborgenen bleiben wollen. Als ob sie etwas zu verheimlichen hätten. Sie scheuen die Öffentlichkeit, predigen unter sich, und sie sind offensichtlich zu keinem Dialog mit Außenstehenden bereit. Denn es gibt nicht nur zum christlich-islamischen Gesprächskreis, der in Solingen ein vertrauensvolles Miteinander mit all den anderen Moschee-Gemeinden aufgebaut hat, noch zur Stadt den Versuch eines Gesprächs.

"Wir haben keinen Kontakt", beschreibt Integrationsbeauftragte Anne Wehkamp die Situation. Solange die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden in der Hinterhof-Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße und im Umfeld der salafistischen Szene rund um die Millatu Ibrahim Moschee laufen, werde die Stadt keinen Zugang zu der besagten Gemeinde suchen. Das sei nicht Aufgabe der Integrationsdienststelle, sondern des Staatsschutzes und der Polizei.

(RP/rl)
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