Solingen Polizei stoppt Raser

Solingen · Der 24-Stunden-Blitz-Marathon fand gestern trotz Minusgraden auch in Solingen statt. Die Polizei kontrollierte an zwölf verschiedenen Stellen den Verkehr. Einige waren zu schnell. Weitere Aktionen sind angedacht.

Raser hatten sich zu früh gefreut: Die Kälte machte der Polizei beim 24-Stunden-Blitz-Marathon keinen Strich durch die Rechnung. "Probleme gibt es nur, wenn unser Gerät Minus zehn Grad anzeigt", sagte Hermann Koppelberg, Fachmann für Radar- und Lasermesstechnik beim auch für Solingen zuständigen Wuppertaler Polizeipräsidium. Im Gegenteil: Bei den Minus sechs Grad gestern Vormittag zum Beispiel an der Konrad-Adenauer-Straße zeigte das Gerät wegen seiner Eigenwärme sogar Plusgrade an. Und die Ausreden einiger Autofahrer, dass ihre Geschwindigkeit nicht korrekt gemessen worden sei, wies die Polizei dementsprechend zurück: "Entweder es misst richtig oder gar nicht", sagte Koppelberg.

Über 100 Mitarbeiter der Polizei und der Stadt Solingen waren von 6 Uhr am Freitag bis 6 Uhr heute Morgen auf den Beinen, um unter dem Motto "Brems Dich – Rette Leben" den Verkehr zu kontrollieren. Gestern Nachmittag konnte die Polizei eine erste Zwischenbilanz präsentieren. Im gesamten bergischen Städtedreieck waren bis Freitagmittag, 13 Uhr, 845 Fahrzeuge kontrolliert worden. Von diesen waren 91 zu schnell gewesen, und fünf Autofahrer hatten ihren Sicherheitsgurt nicht angelegt.

Dabei handelte es sich um Zahlen, die auf den ersten Blick überraschten. Denn um den Vorwurf zu entkräften, bei den Autofahrern lediglich abkassieren zu wollen, hatte die Polizei die Kontrollpunkte im Vorfeld publik gemacht. Doch schon gestern Vormittag hatte die Polizei mehrfach Autos wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten. Zwei der Betroffenen hatten innerorts über 70 Stundenkilometer auf dem Tacho. "Ich hatte es eilig", oder "Ich wusste ja nicht, dass Sie gerade hier messen", zitierte ein Polizeisprecher später typische Ausreden. "Wir wollen nicht den Zeigefinger erheben", sagte Michael Bartsch, Leiter der Verkehrsunfallprävention. Der Befürchtung, die Blitzaktion führe nur kurzfristig zu einer pragmatischen Verhaltensänderung der Autofahrer, trat die Polizei entgegen. "Die Kampagne ist nicht auf einen Tag ausgelegt", sagte Bartsch. Man wolle bewirken, dass die Autofahrer ihr Verhalten änderten. "Viele Leute wissen gar nicht, was für einen Unterschied ein paar Stundenkilometer zu viel ausmachen", sagte Bartsch. Sein Beispiel: "Fährt das Auto 50 km/h, überleben von zehn angefahrenen Fußgängern acht, während bei 65 km/h acht von zehn sterben."

Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor die Todesursache Nummer eins im Straßenverkehr. Die zuletzt wieder gestiegene Zahl von Verkehrstoten hatte das NRW-Innenministerium zur wohl größten Blitz-Aktion in der Geschichte des Landes bewogen. Sie soll nicht das letzte Projekt für die Verkehrssicherheit gewesen sein. Das Land plant in den nächsten Monaten weitere Aktionen, bei denen Fußgänger und Motorradfahrer im Mittelpunkt stehen sollen.

"Die beste Prävention ist Repression", so der Polizeisprecher. "Die allgemeine Meinung ist, dass wir zu wenig kontrollieren", sagte er und machte nur eine Einschränkung: "Es sei denn, man wird selbst erwischt."

(ied)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort