Solingen Solinger Agentur droht SPD in Berlin mit Klage

Solingen · Auf die Sozialdemokraten kommt neuer Wahlkampf-Ärger zu: Weil die Partei für Öko-Plakate nicht zahlt, will die Agentur "Kompla" klagen. Es geht um 400 000 Euro. Laut SPD sind die Banner nicht wetterfest.

Im Eingang der kleinen Werbeagentur "Kompla" an der Friedrich-Ebert-Straße in Wald liegt noch eine Fußmatte mit der Aufschrift "Miteinander. SPD". Doch zwischen der Agentur selbst und der Partei gibt es knapp vier Wochen vor der Bundestagswahl 2013 keinerlei Gemeinsamkeiten mehr. Weil die Bundes-SPD für bereits ausgelieferte Öko-Wahlplakate der Solinger Werbefirma nicht bezahlen will, bereitet Agenturchefin Silke Lahnstein nun eine Klage gegen die Sozialdemokraten vor.

Dabei hatte sich die geschäftliche Beziehung von Agentur und SPD bis vor ein paar Wochen noch glänzend gestaltet. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2008 arbeitete Firmeninhaberin Lahnstein, eine Nichte des ehemaligen SPD-Finanzministers Manfred Lahnstein und selbst Genossin, regelmäßig für die Partei.

Eine Kooperation, die auch im Bundestagswahlkampf fortgeführt werden sollte. So bekam "Kompla" von der SPD den Auftrag, neuartige DIN-A-1- sowie DIN-A-0-Plakate zu produzieren. Das Besondere: Die Werbebanner, die normalerweise an Laternen hängen, sind nicht mehr aus Kunststoff. Vielmehr bestehen die "Eco-Wave"-Plakate aus abbaubarer Pappe und gelten als umweltfreundlich.

Allerdings: Als Ende Juli in Niedersachsen heftige Unwetter niedergingen, bestanden die Öko-Plakate diesen ersten Härtetest nach Ansicht der Bundes-SPD nicht. Hagel richtete Schäden an. Und dazu kam, dass einige der Banner durch Regen aufweichten.

Dies wiederum hatte zur Folge, dass der Bundesvorstand der SPD kurzerhand die Notbremse zog. Aus dem Willy-Brandt-Haus in Berlin erging an sämtliche Unterbezirke der Partei die interne Anweisung, auf die Plakate zu verzichten. So heißt es in dem Schreiben der Wahlkampfzentrale, das unserer Zeitung vorliegt, die Genossen sollten angelieferte Plakate zwar annehmen, aber nicht bezahlen.

Für Agentur-Chefin Silke Lahnstein kommt dies einem "Rufmord" gleich, wie sie gestern sagte. Die Plakate seien eingehend getestet worden, so Lahnstein. Zwar habe es bei dem Unwetter in Niedersachsen Schäden gegeben. Diese seien aber teilweise auch auf ein "nicht sachgerechtes Aufstellen" zurückzuführen, so die Firmen-Chefin.

Bei der SPD sieht man das anders. Die "Eco-Wave"-Plakate von "Kompla" seien nicht von der vertraglich vereinbarten Qualität, heißt es in dem Schreiben der Parteispitze in Berlin an die Genossen im Land. Dementsprechend, so die SPD-Führung an die Parteifreunde, sollten die Plakate nicht im Wahlkampf verwendet werden.

Eine Order, die jedoch nicht überall befolgt wurde. Während die Solinger SPD laut Geschäftsführer Peter Zwilling schon früh Bedenken gegen die Plakate hatte und von vornherein auf die Öko-Werbebanner verzichtete, tauchten die Lahnstein-Plakate nun in Düsseldorf plötzlich wieder auf. In mehreren Stadtteilen hängten die dortigen Genossen die Wahlkampf-Botschaften — unter anderem mit dem Konterfei von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück — auf.

Eine neue Entwicklung, die sich bis gestern Nachmittag noch nicht bis zur Bundes-SPD herumgesprochen hatte. "Auch die Eco-Wave-Plakate für die Wahlkreise in Düsseldorf wurden ersetzt", sagte ein Parteisprecher in Berlin. Dagegen bestätigte die SPD in der Landeshauptstadt das Hängen der umstrittenen Werbewände. Diese dienten aber lediglich als Platzhalter, bis alle wetterfesten Plakate einträfen, so die Düsseldorfer Sozialdemokraten. In den nächsten Tagen würden die Banner ausgetauscht.

"Ich und mein Anwalt bereiten eine Klage vor", kündigte Agenturchefin Lahnstein gestern juristische Schritte an. Sie sprach von einer ausstehenden Summe in Höhe von "knapp 400 000 Euro" und 135 000 Plakaten.

Die SPD wollte diese Zahl gestern nicht bestätigen. "Insgesamt hängt die SPD rund 900 000 DIN-A-1- und DIN-A-0-Plakate in diesem Bundestagswahlkampf. Rund zehn Prozent dieser Plakate waren mangelhaft", sagte der SPD-Sprecher. Zwar bestätigte er den Rechtsstreit mit der Werbeagentur. Zu Einzelheiten nahm die Partei aber unter Hinweis auf das schwebende Verfahren keine Stellung.

(RP)
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