Solingen SWS liebäugeln mit Autoverleih

Solingen · Klassische reine Autofahrer oder Busnutzer gibt es heute nicht mehr, haben die Solinger Stadtwerke festgestellt. Die Menschen wählen vielmehr für jede Situation das bequemste Verkehrsmittel. Das wollen die SWS für sich nutzen.

 Die Stadt Ulm bietet ihren Bürgern ein flächendeckendes

Die Stadt Ulm bietet ihren Bürgern ein flächendeckendes

Foto: Daimler AG/mak

Die Stadt Ulm ist für die Solinger Stadtwerke (SWS) ein Vorbild in Sachen Verkehr. Denn seit über einem Jahr können die Bürger dort ein ganz besonderes Leihauto-System nutzen. "Car2go" (englisch gesprochen: "car to go") heißt das Carsharing-Modell in Kooperation mit Daimler, von dem man nach Meinung von Conrad Troullier, dem Geschäftsführer der SWS-Verkehrsbetriebe, nur träumen kann.

"Dort stehen über 200 Autos verteilt in der Stadt", berichtet er. "Im Internet kann man nachgucken, wo das nächste Auto steht, geht hin, gibt eine PIN-Nummer ein, kann den Wagen nutzen und ihn später auf jedem öffentlichen Parkplatz wieder abstellen."

Eigenes Auto nicht mehr im Trend

Warum sich ein Busunternehmen für Autoverleih interessiert? "Verkehrsbetriebe müssen über den Tellerrand hinausschauen", erklärt Conrad Troullier, "auch für den Klimaschutz." Denn Menschen nutzten heute die verschiedenen Verkehrsmittel anders als früher. "Insbesondere bei Jugendlichen geht der Trend dorthin, dass sie zwar mobil sein wollen, aber nicht mehr ein eigenes Auto als Statussymbol brauchen."

Daher müssten die Stadtwerke überlegen, wie sie verschiedene Verkehrsmittel zu einer breiten Fortbewegungspalette zusammenbringen könnten. Auch Radverleih gehöre dazu. "Als Konkurrenz sehen wir das nicht, sondern als Ergänzung", sagt der SWS-Geschäftsführer.

So betrachten es auch die Stadtwerke Ulm, die an der Donau ebenfalls den öffentlichen Nahverkehr betreiben. "Seit der Einführung von ,Car2go' haben wir keine Fahrgäste verloren", berichtet Pressesprecher Bernd Jünke. Gerade nachts, wo die Busse und Bahnen nur halbstündlich fahren, sei das Carsharing-Modell sehr sinnvoll. Diesen Monat gehen außerdem fünf Elektroautos an den Start, für die die Ulmer Stadtwerke bis Ende des Jahres noch ein Tankstellennetz mit 24 Stromzapfsäulen aufbauen wollen.

Auch die Deutsche Bahn setzt bereits auf Auto- und Fahrradverleih und bietet seit rund drei Monaten am Solinger Hauptbahnhof zwei Carsharing-Autos über ihr Tochterunternehmen Flinkster an, um Bahnkunden Anschlussfahrten zu ermöglichen. "Ein solches Gesamtpaket ist für Reisende interessant", ist man bei der Bahn überzeugt.

Das glaubt auch Conrad Troullier. "Wer Carsharing nutzt, nutzt den öffentlichen Nahverkehr häufiger als klassische Autobesitzer", zitiert der SWS-Geschäftsführer Studien. Er hofft durch die zusätzlichen Angebote auf höhere Fahrgastzahlen in den Bussen. Einen kleinen Fuß haben die Stadtwerke beim Carsharing schon in der Tür. Beim Anbieter Stadtmobil, der in Solingen bislang mit vier Wagen vertreten ist, erhalten SWS-Abokunden einen Rabatt von vier Euro im Monat. Mit Flinkster befinde man sich noch in Gesprächen.

"Carsharing-Markt ist riesig"

"Wir würden das Carsharing nicht selbst betreiben, sondern müssten dafür ein geeignetes Unternehmen finden", erklärt Troullier. Zunächst einmal müsse auch erst die Machbarkeit eines solchen Vorhabens für Solingen untersucht werden. "Dafür brauchen wir den Auftrag der Politik." Der SWS-Geschäftsführer glaubt aber, dass sich eine solche Überlegung lohne. "Der Markt für Carsharing ist riesig."

(RP/rl)
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