In Großbritannien festgenommen Terrorverdächtige stammen aus Solingen

Solingen · Die britische Polizei hat zwei Deutsche offenbar unter Terrorverdacht festgenommen. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte am Freitag die Festnahme von zwei deutschen Staatsbürgern durch die britischen Behörden.

Chronik des Al-Qaida-Terrors
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Foto: dapd

Die Botschaft in London bemühe sich um konsularische Betreuung der beiden Personen, sagte eine Sprecherin in Berlin. Zu den Umständen der Festnahme und den Vorwürfen gegen die Deutschen machte sie keine Angaben. Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert von der Wuppertaler Staatsanwaltschaft bestätigte, dass die beiden Deutschen aus Solingen stammen und deren Festnahme an der Grenze in Großbritannien.

Nach einem Vorabbericht der Tageszeitung "Die Welt" sollen zwei mutmaßliche Islamisten aus Solingen versucht haben, Anleitungen zum Bombenbau ins Land zu schmuggeln. Die beiden Verdächtigen sollen 23 beziehungsweise 28 Jahre alt sein und am 15. Juli per Fähre nach Dover gereist sein, wie die Zeitung weiter berichtete. Dort seien sie von britischen Grenzpolizisten festgenommen worden. Die deutschen Behörden sollen ihre britischen Kollegen im Vorfeld über die Einreise informiert haben. Eine Sprecherin der britischen Polizei sagte der "Welt", die beiden deutschen Terrorverdächtigen würden noch bis zum 24. August in Untersuchungshaft bleiben.

Nach einem Bericht der britischen Boulevardzeitung "The Sun" handelte es sich unter anderem um Anleitungen für den Einsatz von Waffen und zum Bombenbau. Bei den Männern gefundene Propagandatexte hätten Titel wie "39 ways to support jihad" (39 Wege zur Unterstützung des Dschihad) oder "Destroying buildings" (Gebäude zerstören) gehabt. Außerdem hätten Ermittler bei ihnen das Al-Qaida-Magazin "Inspire" entdeckt.

Laut dem britischen Anti-Terror-Gesetz aus dem Jahr 2000 ist es strafbar, Informationen zu sammeln, die anderen bei der Vorbereitung oder Ausführung von Terrorakten voraussichtlich nützlich sein können. Auch der Besitz entsprechender Aufzeichnungen ist illegal und kann mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden.

Die beiden 28 und 23 Jahre alten Konvertiten sind deutschen Sicherheitsbehörden nach dapd-Recherchen bekannt. Einer von ihnen hat sich offenbar einen muslimischen Alias-Namen zugelegt und nennt sich Abdul M.. Im Internet bezeichnet er sich als Sportler und Hip-Hop-Fan. Eine britische Polizeisprecherin sagte der Nachrichtenagentur dapd, die Verhaftung der beiden sei nicht aufgrund einer zufälligen, stichprobenartigen Kontrolle erfolgt. Sie sei das Ergebnis einer "von Nachrichtendiensten geführten" Aktion.

Wie nun bestätigt wurde, hatte es im Rahmen eines Rechtshilfe-Ersuchens der britischen Strafverfolgungsbehörden Ermittlungen in Solingen gegeben. "Das ist abgearbeitet. Jetzt ist unsere Arbeit erstmal getan", sagte Oberstaatsanwalt Baumert zum Stand der Ermittlungen in Solingen.

Am vergangenen Mittwoch mussten sich die Deutschen erstmals vor einem Londoner Gericht verantworten. Es entschied, dass sie bis zum nächsten Termin am 24. August in Untersuchungshaft bleiben. Die deutsche Botschaft hat inzwischen Kontakt zu den Männern und betreut sie, wie es auf dapd-Nachfrage aus dem Auswärtigen Amt hieß, in dem von ihnen gewünschten Maße konsularisch.

In Solingen war man von der Neuigkeit geschockt. Solingens Oberbürgermeister Norbert Feith wurde am Samstag von der Nachricht der Festnahme der beiden Solinger überrascht. "Ich war erschrocken, dass offenbar wieder religiöser Fanatismus als Hintergrund für die Verbreitung von Angst und Schrecken dient", sagte Feith am Sonntag. Mit so etwas wolle die Stadt Solingen natürlich nicht in Verbindung gebracht werden. Feith: "Wir stehen in einem guten und offenen Dialog mit allen Religionsgemeinschaften unserer Stadt."

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