Solingen Viel Zuspruch für Gesamtschule

Solingen · Bereits beim ersten Anmeldetag an den drei Gesamtschulen bildeten sich gestern wieder Warteschlangen. Für Eltern geht es um viel, weil sie nicht sicher sein können, einen Platz fürs Kind in der Wunschschule zu bekommen. Erst zum Abschluss heute werden die Anmeldezahlen veröffentlicht.

Für Eltern, die sich mit ihrem Kind und der roten Mappe des Grundschulzeugnisses in der Hand in die Warteschlange einreihen, geht es um die Zukunft. Das ist gestern bei den Anmeldungen an den drei Gesamtschulen aufs Neue deutlich geworden. Die Anspannung ist spürbar, ein Gefühl zwischen Hoffen und Bangen — nicht leer auszugehen, stattdessen einen Platz für den kleinen Sohn oder die kleine Tochter zu bekommen. Jeder weiß, das Jahr für Jahr Hunderte Kinder wegen des großen Zuspruchs abgelehnt werden müssen.

Dorothee Preiss kennt die Anspannung nur zu gut. Vor Jahren hatte sie mit ihrem Kind selbst in der Anmelde-Warteschlange der Friedrich-Albert-Lange-Schule gestanden. Nun gibt sie zusammen mit Bärbel Weinand und Bärbel Varoquier vom Schul- und Mensaverein in Wald Kaffee und selbst gebackenen Kuchen an die Wartenden aus. Auch Fragen zur Anmeldung beantworten sie.

Das Kind kennenlernen

"Wir haben es erst einmal hinter uns", sagen Franziska Zimmermann und Heike Feldmann nach der Anmeldung ihrer Kinder Paul (9) beziehungsweise Nico (10). Jetzt können die Familien nur noch abwarten, bis der Brief mit der Aufnahmeentscheidung eintrifft. "Wir hängen ein bisschen in der Luft und müssen eine Woche bangen."

Die beiden Jungs sind Freunde und wollen auch in der neuen Schule zusammenbleiben. "Es wäre schade, wenn nur einer von ihnen angenommen würde." Die Familien haben sich bewusst für die Gesamtschule entschieden." Auch, weil den Kindern alle Wege offenbleiben, weil kein Turbo-Abitur durchzuziehen ist, sondern ein Jahr länger Zeit bleibt. Bei einem Kind in der vierten Grundschulklasse könne man doch noch gar nicht genau abschätzen, wie es sich beim Lernen weiter entwickele. Eltern in der Anmeldeschlange wundern sich jedenfalls, warum es die Schulpolitik in Solingen in all den Jahren nicht geschafft hat, die vierte Gesamtschule hinzubekommen. Das wäre jedenfalls allemal besser, als mit einer Sekundarschule wieder ein neues Experiment aus dem Hut zu zaubern, heißt es.

Mirko Wilhelm, Mauro Scaduto und Mustafa Tirpan helfen zusammen mit ihren Mitschülern aus der 10d im Gebäude Uhlandstraße der Geschwister-Scholl-Gesamtschule bei der Anmeldung. Die Klasse betreut das Café, zeigt Eltern den Weg zum Aufnahmegespräch mit einem Lehrer.

Dass es für die Familien dabei um viel geht, ist "Scholle"-Schulleiterin Elke Mosebach-Garbade bewusst. "Für die Eltern und Kinder ist es doch die Wunschschule. Sie wissen, dass wir mehr Anmeldungen haben, als wir Schüler aufnehmen zu können." Entscheidend für die Aufnahme ist nicht allein die Zeugnisnote, sondern das Kind insgesamt. "Wir möchten es kennenlernen", sagt die Rektorin. Deshalb erkundigen sich die Lehrer beispielsweise nach Hobbys, fragen auch nach Haustieren.

Anja Drees-Krampe, Annette Grah und Frank Roth von der Schulpflegschaft der Gesamtschule Solingen sind an der Wupperstraße in die Anmeldung eingebunden, helfen Eltern beim Erledigen der Formalitäten. Ob gestern oder heute, ob vormittags oder nachmittags — der Zeitpunkt der Anmeldung sagt nach ihren Worten nichts über die Chancen der Aufnahme aus. "Es wird doch nach den Kindern geschaut", erklären sie. Die Gesamtschule Solingen bildet unter den neuen Fünftklässler diesmal auch eine integrative Klasse. "Wir sind hier gerne Vorreiter für andere weiterführende Schulen", sagen die Elternvertreter selbstbewusst.

(RP/rl)
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