Solingen Wald sucht einen Ausweg

Solingen · Die Veranstalter hatten Schwarz-Weiß-Fotos vom Stadtteil auf dem Boden des Walder Stadtsaals ausgelegt. So wandelten die Gäste auf dem Weg zu ihren Plätzen über mehrere Jahrzehnte Walder Geschichte.

 Rund 90 Personen waren zu einer Veranstaltung in den Walder Stadtsaal gekommen, um sich über eine Immobilien- und Standortgemeinschaft zu informieren.

Rund 90 Personen waren zu einer Veranstaltung in den Walder Stadtsaal gekommen, um sich über eine Immobilien- und Standortgemeinschaft zu informieren.

Foto: Stephan Köhlen

Doch nicht nostalgische Erinnerungen, sondern die Aussichten für die Zukunft standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Rund 90 Gäste erschienen auf Einladung des Walder Werberings, der Industrie- und Handelskammer, des Einzelhandels und des Initiativkreises, um sich über das Modell einer Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) zu informieren. Die Gesellschaftsform, die in Ohligs bereits seit über einem halben Jahr in Planung ist, soll auch in der Umgebung von Rundling und Friedrich-Ebert-Straße für weitere Belebung sorgen. "Wir brauchen einen professionellen Kümmerer", bekräftigte Peter Wirtz, Leiter der Friedrich-Albert-Lange-Schule und Organisator der Walder Theatertage.

Rainer Francke vom Walder Werbering ergänzte: "Wir können vieles, was wir vorhaben, nicht so zu Ende bringen, weil wir uns eben auch um unsere Geschäfte kümmern müssen." Trotz beliebter Kulturangebote wie den Theatertagen oder Wald leuchtet und dem großen Einsatz von Vereinen und Privatleuten gebe es Probleme am Standort. "Sie sind mitten drin in der Abwärtsspirale", warnte Gastredner Frank Heinze die anwesenden Eigentümer und Einzelhändler.

Viele Leerstände

So seien ihm bei seiner Erkundung der Walder Innenstadt vor allem die Leerstände und einige Verschmutzungen aufgefallen. Der Referent war gekommen, um über die Vorzüge der ISG zu sprechen. Diese schaffe Verbindlichkeit, während sich in Werbegemeinschaften immer dieselben Hoffnungsträger aufrieben und sich zu viele andere Bürger an Aktivitäten gar nicht beteiligten.

Bei einer ISG schließen sich sämtliche Eigentümer eines genau festgelegten Bezirkes für einen befristeten Zeitraum zusammen und zahlen einen geringen Anteil ihres Immobilienwertes in einen Topf ein. Das Geld darf nur für vorab abgestimmte Maßnahmen zur Verschönerung oder Belebung des jeweiligen Gebietes verwendet werden. Für die Umsetzung der Pläne können die Gemeinschaften einen Manager engagieren, um die ehrenamtlich in den Werbegemeinschaften engagierten Einzelhändler zu entlasten.

In Deutschland gebe es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche ISG-Gründungen, zum Beispiel in Hamburg oder in Gießen, betonte Frank Heinze. Dabei erntete er teilweise auch skeptisches Raunen und Kritik: Wo der genaue Nutzen liege, bleibe unklar, sagte ein Zuhörer. Ein anderer fragte, wie man das Gebiet für eine ISG sinnvoll eingrenzen könne. Letztlich stimmte aber eine große Mehrheit der Gäste in einer Art Vorabstimmung für das Modell. "Wir müssen die Möglichkeiten, die wir haben, auch ausschöpfen", mahnte Andreas Heibach, Inhaber des Stadtsaals. Eine Arbeitsgruppe soll im Januar zusammenkommen, um über konkrete Maßnahmen für Wald zu beraten.

(RP/rl)
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