Schach Topfavorit eine Klasse für sich

Solingen · Schach-Bundesligist SG Solingen unterlag im Spitzenspiel dem Liga-Primus OSG Baden Baden.

 Jan Smeets konnte gegen Alexei Schirow (Baden Baden) der Versuchung eines Baueropfers nicht widerstehen und geriet so auf die Verliererstraße.

Jan Smeets konnte gegen Alexei Schirow (Baden Baden) der Versuchung eines Baueropfers nicht widerstehen und geriet so auf die Verliererstraße.

Foto: GEU

Es sollte nicht sein. Auch in dieser Saison konnte die SG Solingen dem Topfavoriten OSG Baden-Baden keine ernsthafte Paroli bieten. Mit 3:5 musste sich der Tabellenzweite der Schach-Bundesliga dem Abonnementsieger der vergangenen sieben Jahre wieder einmal den Vortritt lassen. Ob die Klingenstädter bis zur letzten Runde ihre Position halten können, ist fraglich, da es noch schwere Aufgaben zu lösen gilt.

In der ersten Partie des Wochenendes war gegen die SG Trier nur mit größter Anstrengung ein Rückstand in einen knappen 4.5 : 3.5-Sieg umgewandelt worden. Davor stand eine Marathonsitzung von mehr als sieben Stunden. Gewohnt umsichtig agierte der fleißigste Punktesammler im Team, Großmeister Predrag Nikolic. Seinem Erfolg standen aber urplötzlich unerwartet klare Niederlagen von GM Daniel Stellwagen und GM Chanda Sandipan entgegen. Bei drei Unentschieden von GM Artur Jussupow, GM Alexander Naumann und GM Michael Hoffmann liefen die Denksportler nach der Zeitkontrolle einem Rückstand hinterher.

Die ausstehenden Positionen wiesen zwar Gewinncharakter aus, aber die technische Umsetzung war keineswegs einfach. Beide Stellungen mündeten in Turmendspiele. GM Jan Smeets erwies sich als Kenner und sorgte für den 3.5 : 3.5-Ausgleich nach 78 Zügen. Noch schwieriger gestaltete sich das Finale für GM Markus Ragger am Spitzenbrett. Aber auch der Österreicher behandelte die Position filigran und sorgte mit seinem vollen Punkt für den knappen Gesamterfolg, der erst nach einem Kraftakt realisiert wurde.

In der Spitzenpartie ging die OSG Baden-Baden als haushoher Favorit an die Bretter – obwohl weder Weltmeister Viswanathan Anand, noch der Weltranglistenerste GM Magnus Carlson oder die Nummer Drei, GM Levon Aronian aufgeboten wurden. Zunächst machten die Solinger erstaunlicherweise ihre Sache viel besser als erwartet. Bis auf die sehr schwer zu spielende Stellung von Michael Naumann hielten die weiteren sieben Akteure sehr gut mit.

Artur Jussupow legte ein engagiertes Spiel an den Tag und brachte ein interessantes Bauernopfer. Der Großmeister kam trotzdem über ein Remis nicht hinaus. Zwischenzeitlich hatte Chanda Sandipan einige Schwierigkeiten zu überwinden, aber er hielt seine Position taktisch zusammen und steuerte bald in den Remishafen ein. Markus Ragger und Daniel Stellwagen neutralisierten die Spitzenspieler an den ersten Brettern und trennten sich wie zuvor Michael Hoffmann unentschieden von ihren Kontrahenten. Predrag Nikolic agierte verwegen und riskierte einiges. Aber auch er musste sich zum Schluss mit einer Punkteteilung zufriedengeben.

In der hektischen Zeitnotphase gerieten die Bergischen dann ins Hintertreffen, aus der es kein Entrinnen mehr geben sollte. Michael Naumann stand nun klar auf Verlust. Zudem kippte auch die lange Zeit geschlossene Stellung von Jan Smeets zu Gunsten von Alexei Shirow. Von Zeitknappheit geprägt öffnete Smeets mit einem nachteiligen Damenabtausch die Position und konnte diese nicht mehr im Gleichgewicht halten. Der Niederländer hätte deutlich mehr herausholen können.

Das war gleichbedeutend mit der 3:5-Gesamtniederlage, über die sich die Solinger nicht ärgern müssen. Sie haben gegen einen übermächtigen Widersacher einen ansprechenden Wettkampf geführt.

(ay)
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