Wermelskirchen Alle wollen an die Wupper

Wermelskirchen · Kanutouren auf der Wupper werden immer beliebter. Für sie werden jetzt Spielregeln mit Nachbarstädten festgezurrt. So sollen sich Kanufahrer nicht mit Anglern, Wanderern und Naturschützern ins Gehege kommen.

Thomas Becker hat diesmal Glück. Die Wupper führt genug Wasser mit sich. Bei 60 Zentimetern muss der Pegel stehen. Die sind erreicht; und der Kanutour-Anbieter kann mit seinen Booten vom Wipperkotten aus starten. Von hier aus geht es flussabwärts bis Opladen — 15 Kilometer Spaß für Familien, Kollegen auf Betriebsausflug und häufig Schulklassen, die bei Becker eine geführte Paddeltour buchen.

"Das ist Erlebnistourismus", sagt Becker. Die Teilnehmer seien von den Touren auf einem Fluss, der sich abwechslungsreich durch eine sehenswerte Landschaft schlängelt, begeistert. "Die Wupper", sagt der frühere Kanuleistungssportler, "ist etwas Besonderes."

Auch der Eisvogel fühlt sich wohl

Das finden auch andere: Angler, Ausflügler, aber auch Naturschützer, die sich darüber freuen, dass sich an der Wupper auch der Eisvogel wohl fühlt. Damit die Interessen all dieser Gruppen nicht miteinander kollidieren, wollen die vier Anrainer-Städte der Wupper in den kommenden Wochen Regeln festlegen.

"Paddeltouren werden immer beliebter. Wir brauchen einheitliche Regeln", betont Ernst-Friedrich Honscheid vom Solinger Stadtdienst Natur und Umwelt. Für ihn macht es keinen Sinn, hier nicht mit den Nachbarn Remscheid, Wuppertal, Leverkusen sowie dem Rheinisch-Bergischen-Kreis zusammenzuarbeiten — zumal mitunter die Stadtgrenzen in der Flussmitte verlaufen.

Solingen hat jedenfalls bereits Verhaltensregeln festgelegt. Das Fahren der Kanus ist gestattet, wenn nicht mehr als vier Personen im Boot sitzen, die festgelegten Ein- und Ausstiegsstellen genutzt werden und die Wupper genug Wasser hat. Zusätzliche Eckpunkte sind das Tourleiter-Modell und eine Zeitenregelung. Pro zehn Kanus soll ein geschulter Leiter, der auch ökologisch versiert ist, die Gruppe begleiten. Frühmorgens und abends, wenn die Fliegenfischer im Fluss stehen, soll nicht mehr gepaddelt werden dürfen.

Horst Engels vom Angelverein Burg ist Fliegenfischer. Er sieht inzwischen immer mehr Forellen, die auf sauberes Wasser angewiesen sind. "Wir haben nichts gegen Kanuten", sagt er. "Schwarze Schafe gibt es immer. Doch das sind Ausnahmen." Die erstmalige, gemeinsame Reinigungsaktion am Wupperufer vom Frühjahr wertet er als ein gutes Zeichen.

Kanutouren-Anbieter Becker hatte dafür seine Boote zur Verfügung gestellt. Beim Miteinander zwischen Paddlern und Anglern sieht dieser allerdings noch Nachholbedarf. "Es ist ein problematisches Verhältnis. Das muss besser werden."

(RP)
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