Wermelskirchen Das Miteinander klappt nicht

Wermelskirchen · Die "Balkantrasse" in der Innenstadt: Fehlende Rücksichtnahme führt zu gefährlichen Situationen. Vor allem das Radeln gegen die Einbahnstraße birgt Gefahren. Polizei empfiehlt durchgehenden Markierungsstreifen.

 Ein parkendes Auto auf dem Radstreifen. Solches Fehlverhalten sorgt immer wieder für gefährliche Situationen.

Ein parkendes Auto auf dem Radstreifen. Solches Fehlverhalten sorgt immer wieder für gefährliche Situationen.

Foto: BM-Foto: Hertgen

Es macht Angst und betroffen bei den Szenen, die im Straßenverkehr zu beobachten sind. Vier Wochen sind seit der Eröffnung der "Balkantrasse" vergangen und die Zahl der Radfahrer hat in der Innenstadt mächtig zugenommen. Ob nur in der Freizeit, zum Einkaufen, zur Schule oder Arbeitsplatz — Fahrrad fahren ist absolut "in".

 Erst radeln, dann in den Biergarten direkt an der Trasse – besser geht es doch nicht.

Erst radeln, dann in den Biergarten direkt an der Trasse – besser geht es doch nicht.

Foto: Schubert

Während das Fahren auf der Trasse meistens unproblematisch ist, kommt es in der Stadt doch immer wieder zu brenzlichen Situationen. "Gott sei Dank hatten wir noch keine Unfälle", berichtet Polizeihauptkommissar Björg Bosbach. Aber: "Etwas mehr Rücksicht und Verständnis würde aber sicher nicht schaden."

An einem Samstagvormittag sind in der Telegrafenstraße Beobachtungen zu machen, die Hans Erwin passend beschreibt: "Ich bin mir nicht sicher, ob die alle Leute — Fußgänger, Radler und Autofahrer — wirklich wissen, was sie da tun." Der Rentner hat auf einer Bank vor dem Rathaus Platz genommen und schaut dem Treiben kopfschüttelnd zu. Ein permanentes Ärgernis sind die parkenden Autos in der Telegrafenstraße. Am linken Fahrstreifen abgestellt, parken sie nicht nur verbotswidrig, sondern blockieren auch den Fahrradweg.

Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass die Fahrradfahrer auch entgegen der Einbahnstraße fahren dürfen. "Klarheit und eine Hilfe dürfte ein kompletter Markierungsstreifen bringen", sagt Bosbach.

Spricht man die parkenden Autofahrer auf diese Situation an, trifft man auf (gespielte?) Unwissenheit, Ignoranz und Bosheit. "Ich bin immer froh, wenn ich die Stadt heil durchquert habe", sagt Paul Hammerschmidt, der im Eiscafé Cordella eine Pause macht. "Auch über den Brückenweg bin ich schon gefahren. Das ist auch nicht besser." Durch die Grünstreifen in der Mitte könnten die Autos ihn nicht überholen, erzählt er. "Ich höre schon am Gas geben, wie sie mich von hinten ungeduldig bedrängen."

Rennradfahrer rücksichtslos

Auch die Fußgänger müssen umdenken. Bisher kamen Fahrzeuge nur von einer Seite — aus Westen. Da springt ein Fußgänger erschrocken zurück oder ein Radfahrer steigt voll in die Bremse. Es scheint schwierig, diese Situation zu entschärfen. Jeder fühlt sich im Recht oder besteht auf alten Gewohn- heiten.

Aber nicht nur die Autofahrer verhalten sich falsch. Eine Gruppe Rennradfahrer fährt wesentlich schneller als die erlaubten 20 km/h und ein Mountainbike-Fahrer fährt mittig die Kölner Straße hoch (!), überquert die Kreuzung an der Eich mit hoher Geschwindigkeit, um dann über den Bürgersteig in der Jörgensgasse zu verschwinden.

Im Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung heißt es: "Die Teilnahme am Straßen verkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht". So einfach ist das — eigentlich.

(wsb)
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