Wermelskirchen Die Eltern sind der entscheidende Faktor

Wermelskirchen · Beim Info-Abend in Tente wurde ein umfassendes Konzept zur Errichtung einer Sekundarschule präsentiert. Einige Eltern waren trotzdem verunsichert, ob alles auch wirklich so umgesetzt wird – sie müssen sich aber bald entscheiden.

 Hauptamtsleiter Jürgen Scholz (v.l.), der ehemalige Schulrat Herbert Schiffmann und Bürgermeister Eric Weik am Montagabend bei der Info-Veranstaltung zur Sekundarschule in der Mehrzweckhalle Tente.

Hauptamtsleiter Jürgen Scholz (v.l.), der ehemalige Schulrat Herbert Schiffmann und Bürgermeister Eric Weik am Montagabend bei der Info-Veranstaltung zur Sekundarschule in der Mehrzweckhalle Tente.

Foto: Nico Hertgen

Beim Info-Abend in Tente wurde ein umfassendes Konzept zur Errichtung einer Sekundarschule präsentiert. Einige Eltern waren trotzdem verunsichert, ob alles auch wirklich so umgesetzt wird — sie müssen sich aber bald entscheiden.

Die Zeit läuft, schon bald werden die Weichen gestellt, ob im Schuljahr 2014/2015 eine Sekundarschule in Wermelskirchen an den Start gehen kann. Die Eltern sind dabei der entscheidende Faktor. Sie müssen von der Qualität der neuen Schulform überzeugt werden. Beim ersten Info-Abend in Tente wurde ein umfassendes Konzept präsentiert. Einige Eltern waren trotzdem noch verunsichert, ob das Konzept auch tatsächlich in dieser Form umgesetzt wird. Die BM beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum ist die Gründung einer Sekundarschule erforderlich?

Die demografische Entwicklung verändert die Schullandschaft, berichtet Herbert Schiffmann. Die Zahl der Schüler geht immer weiter zurück, dadurch schrumpfen die Schulen, es gibt weniger Angebote, immer mehr Schulen müssen schließen. Zudem führen fehlende Schulangebote vor Ort zu erheblichen Belastungen für die Schüler, da sie weite Wege in Kauf nehmen, dadurch weniger Freizeit haben und sich ihre Sozialkontakte verändern. Immer mehr Schüler kehren Wermelskirchen den Rücken und wechseln auf Schulen im Umland — im vergangenen Jahr lag die Abwanderungsquote bereits bei 25 Prozent.

Welche Kinder sind auf der Sekundarschule gut aufgehoben?

Grundsätzlich ist die Sekundarschule für alle Schüler geeignet, für die der G8-Bildungsgang auf dem Gymnasium nicht der richtige ist. Auf der Sekundarschule werden sie unabhängig von der Empfehlung der Grundschule aufgenommen.

Wie ist die Sekundarschule strukturiert?

Sie ist eine Schulform der Sekundarstufe I, das bedeutet der Jahrgangsstufen fünf bis zehn. In den Stufen fünf/sechs lernen alle Kinder gemeinsam, ab Klasse sieben werden die Schüler in einigen Fächern in Leistungsgruppen unterteilt (teil-integriertes System). Das bedeutet, die Schüler können — entsprechend ihrer Stärken — verschiedene Schwerpunkte wählen. Die Schullaufbahn wird in drei Bildungsphasen unterteilt: Fördern und Fordern (Stufe fünf/sechs), Schwerpunkt- und Profilentwicklung (Stufe sieben/acht) sowie Qualifizierung und Abschluss (Stufe neun/zehn). Es müssen drei Eingangsklassen mit insgesamt mindestens 75 Schülern gegründet werden.

Welche Abschlüsse können die Schüler machen?

Möglich sind weiterhin alle Abschlüsse wie bisher: Mittlerer Schulabschluss mit (besonderer) Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe, Mittlerer Schulabschluss (Fachoberschulreife), Hauptschulabschluss nach Klasse zehn oder Klasse neun. Nach der zehnten Klasse können Sekundarschüler aufs Gymnasium, aufs Berufskolleg oder in eine Duale Ausbildung wechseln. Ihnen wird die Möglichkeit geboten, sich erst später auf einen der angebotenen Schulabschlüsse festzulegen — sie haben mehr Zeit.

Besteht die Gefahr, dass Sekundarschülern, die aufs Gymnasium wechseln, Lerninhalte fehlen?

"Es wird durch die Lehrpläne und auch durch enge Kooperationen sichergestellt, dass dies nicht passiert", sagt Herbert Schiffmann. "Die Lehrpläne der Sekundarschule orientieren sich an denen der Gesamtschule mit dem besonderen Schwerpunkt in der Differenzierung."

Welche Kooperationen gibt es?

Das Gymnasium Wermelskirchen, das Berufskolleg Bergisch Land und die Grundschulen werden verbindliche Kooperationspartner der Sekundarschule sein. Diese Zusammenarbeit wird vertraglich festgezurrt. So soll es gemeinsame Projekte, Fachkonferenzen, Fortbildungen, Arbeitsgemeinschaften oder auch eine Zusammenarbeit bei der Berufs- und Studienorientierung geben. Schüler, die sich nach Klasse zehn noch nicht für die gymnasiale Oberstufe eignen, bekommen garantiert einen Platz am Berufskolleg.

Welche Lehrer unterrichten an einer Sekundarschule?

Grundsätzlich sind dies Lehrer aller Lehrerlaufbahnen der Sekundarstufe I. Sie bewerben sich auf Stellen oder lassen sich freiwillig versetzen. "Die Lehrer stehen hinter diesem Konzept und arbeiten alle an einem Ziel", betont Schiffmann. Zum Start der Sekundarschule würden definitiv genügend Lehrer zur Verfügung stehen. "Das Kollegium wächst dann mit der Zeit."

Wie läuft der Unterricht ab?

In den Stufen fünf und sechs erfolgt der Kernunterricht im Klassenverband, alle Kinder lernen gemeinsam. Es gibt Förder- und Forderkurse für etwas über- bzw. unterforderte Schüler. Von Klasse sieben bis zehn gibt es eine Differenzierung nach Leistung in den Kernfächern sowie eine Differenzierung nach Neigung im Profil-Schwerpunkt.

Welche Sprachen können die Kinder lernen?

Englisch wird als erste Fremdsprache in Klasse fünf weitergeführt. Von Klasse sechs bis zehn können die Schüler mit Französisch eine weitere moderne Fremdsprache lernen. Zudem können sie ab Klasse acht eine weitere Fremdsprache wählen, zum Beispiel Spanisch oder Latein.

Wie lang sind die Schultage?

Die Sekundarschule ist eine Ganztagsschule mit Nachmittagsunterricht (bis etwa 15.30 Uhr) an drei Tagen sowie zusätzlichen, freiwilligen Nachmittagsangeboten an den übrigen zwei Tagen. Geplant ist, jeweils in "Zwei-Stunden-Blöcken" zu unterrichten, zudem gibt es eine Stunde Mittagspause. Einmal pro Woche tagt der Klassenrat, in dem Schüler sich mit ihren Problemen beschäftigen können.

Wo wird die Sekundarschule untergebracht?

Die Sekundarschule wird die Räume der Hauptschule nutzen. Das Gebäude soll in den kommenden Jahren komplett umgebaut und modernisiert werden. Gesamtkosten: etwa 20 Millionen Euro.

Wer garantiert, dass das Konzept der Sekundarschule auch tatsächlich so umgesetzt wird?

Es gibt feste Verträge mit den Kooperationspartnern, die eingehalten werden müssen. Außerdem werden nur Lehrer an der Sekundarschule unterrichten, die dieses Konzept mittragen. "Die Politik steht ebenfalls dahinter, dass es ein Erfolgsmodell wird", sagt Schiffmann. Das Konzept steht fest, nur einige nicht vorhersehbare Kleinigkeiten könnten sich noch ändern.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort