Wermelskirchen Richtungswechsel wird teuer

Wermelskirchen · Die von der WNKUWG vorgeschlagene Drehung der Einbahnstraßen-Richtung könnte über eine Million Euro kosten. Stadtrat entscheidet über parteiübergreifenden Antrag. Wird Balkantrasse durch die Kölner Straße geführt?

 Hat der Radverkehr gegen die Einbahnstraße – ohne parkende Autos auf der Fahrbahn – eine Chance?

Hat der Radverkehr gegen die Einbahnstraße – ohne parkende Autos auf der Fahrbahn – eine Chance?

Foto: Teifel

Die von der WNKUWG vorgeschlagene Drehung der Einbahnstraßen-Richtung in der Telegrafenstraße könnte bis zu 1,2 Millionen Euro kosten. Diese Zahl nannte gestern Bürgermeister Eric Weik auf Anfrage dieser Zeitung. Unklar ist derzeit, ob darüber hinaus eine Rückforderung von Fördermitteln entstehen könnte — weitere 1,6 Millionen Euro stehen da im Raum, hat sich Weik vom Fachamt ausrechnen lassen.

Am Montag steht im Stadtrat (öffentliche Sitzung, 2.7., 18 Uhr, Mehrzweckhalle Dabringhausen) der fraktionsübergreifende Antrag zur Wegeführung der Balkantrasse in der Innenstadt auf der Tagesordnung. Elf Politiker haben ihn auf den Weg gebracht, um dem gegenläufigen Radverkehr durch die Telegrafenstraße eine Chance in einem verlängerten Verkehrsversuch mit neuen Rahmenbedingungen zu geben.

Eine Mehrheit im Fachausschuss hatte den Versuch gestoppt — ohne überhaupt zu diskutieren. Dann hatte die WNKUWG den Antrag für die September-Fachausschusssitzung eingebracht, die Einbahnstraßen-Richtung zu drehen und den Radverkehr über den Brückenweg zu führen.

Fünf Szenarien

Fünf Szenarien hat das Fachamt entworfen und die Kosten ermittelt. Allein der Rückbau der Bushaltestelle wird mit rund 250 000 Euro beziffert, viele Straßenbäume müssten entfernt, Parkplätze neu angelegt werden. Neben den Baukosten droht laut Verwaltung aber auch eine Rückzahlung der Fördermittel — denn die Zahlung setzte ein integriertes Handlungskonzept mit Verkehrskonzept voraus, dass durch die Drehung der Einbahnstraßen-Richtung aufgehoben würde.

Denn die Umgestaltung, so die Einschätzung des Fachamtes, geschehe ohne Not, ohne städtebaulich nachvollziehbare Gründe. Ebenso liege keine Verkehrsgefährdung vor. Das jedenfalls hat die Polizei zum gegenläufigen Radverkehr mitgeteilt. Auch der Einzelhandel würde keine Verbesserung erfahren.

Stark betroffen würde durch so eine Entscheidung das künftige Einkaufszentrum Telegrafenstraße: Einmal würde der Anlieferverkehr durch eine Bushaltestelle behindert. Zudem müsste die komplette Beschlusslage zur Innenstadt erneuert werden. Sicher auch mit Folgen für den Haushalt.

Wie die Mehrheit nun am Montag mit dem parteiübergreifenden Antrag umgehen wird, ist offen. Politiker sprechen hinter vorgehaltener Hand schon von einer "spannenden Sitzung". Zumal im nichtöffentlichen Teil der Fachausschuss-Sitzung nach dem Beschluss, die Balkantrasse durch die abschüssige Kölner Straße zu führen, Bedenken von der Verwaltung geäußert sein sollen: Der Markt wird ja vier Wochen nach den Sommerferien gesperrt. Da soll dann vereinzelt schon über einen Rückzieher nachgedacht worden sein. Offen bleibt, wie die Mehrheit denn bei einer Sperrung des Marktes die Radfahrer führen will. Denn das war ja nicht angesprochen worden. Denn es wurde ja nicht diskutiert.

(RP/rl)
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