Wermelskirchen "Rumänien ist meine zweite Heimat"

Wermelskirchen · Vor 22 Jahren hat Lutz Noack (69) das Missionswerk Osteuropa ins Leben gerufen. Etliche Hilfstransporte wurden bereits auf die Reise geschickt. In Rumänien hilft er den Ärmsten der Armen. Ohne Spenden der Bürger geht es nicht.

Es ist nur schwer vorzustellen, wie viele Menschen in der rumänischen Stadt Botosani leben müssen: ein Zimmer, keine 20 Quadratmeter groß, bis zu sechs Personen leben dort auf engstem Raum zusammen. Es sind die Ärmsten der Armen in Rumänien, denen der Wermelskirchener Lutz Noack hilft – vor mittlerweile 22 Jahren hat er das Missionswerk Osteuropa "Er bleibt treu" ins Leben gerufen. Etliche Hilfstransporte – mit notwendigsten Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung – sind bereits aus dem Bergischen auf die Reise nach Rumänien geschickt worden. Drei bis vier Transporte stehen pro Jahr an. Der nächste Lastwagen – ein riesiger 40-Tonner – soll Ende Februar von Forthausen auf die Reise gehen.

In der 120 000-Einwohner Kreisstadt Botosanis sowie in mehr als 350 umliegenden Dörfern werden dadurch die Ärmsten der Armen versorgt. Über 950 registrierte Familien durften sich bereits über Hilfspakete mit Textilien, Möbeln oder auch Hygieneartikeln freuen. Vor Ort werden die Lastwagen ausgeladen, die Hilfsgüter sortiert und anschließend auf die einzelnen Bedürftigen verteilt. Auch sonstige Institutionen wie Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten konnte das Missionswerk bereits helfen. Kurz gesagt: Der 69-Jährige hat in Rumänien ein beachtliches Hilfsnetzwerk auf die Beine gestellt.

In dem Missionshaus im Stadtzentrum Botosanis erhalten zudem rund 100 Kinder täglich ein warmes Mittagessen. Jetzt, in der Winterzeit, können es sogar bis zu 150 Kinder sein, die versorgt werden müssen. "Wir bieten dort zudem eine Halbtagsbetreuung an, die Kinder können spielen und bekommen Unterstützung bei den Hausaufgaben", erzählt Noack. Außerdem können rund Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren an einer zweiwöchigen Freizeit in einem Ferienhaus der Mission in den Karpaten teilnehmen.

Die ganze Hilfe, die der gelernte Koch und Straßenbauer, der früher als Ausbildungsleiter bei der Werkstatt Lebenshilfe gearbeitet hat, seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich in Rumänien leistet, wäre ohne die Spendenbereitschaft vor allem der Wermelskirchener Bürger nicht möglich. "Wir sind sehr dankbar, dass unsere Arbeit so unterstützt wird", sagt der 69-Jährige und fügt an: "Wir freuen uns natürlich, wenn dies auch in Zukunft der Fall sein wird." Neben den immer gern gesehenen Sachspenden seien auch Geldspenden von enormer Bedeutung. "Die Arbeit, die wir leisten, kostet viel Geld, die Mitarbeiter vor Ort müssen entlohnt werden, jeder einzelne Transport nach Rumänien kostet bereits rund 2700 Euro", macht er deutlich. Da auch der Bedarf steigt – die Schere zwischen Arm und Reich in der Region klafft immer weiter auseinander – sei das Missionswerk weiter auf die Hilfe der Bürger in Wermelskirchen und Umgebung angewiesen. Noack: "Wir würden uns freuen, wenn Menschen Patenschaften übernehmen würden und dann kontinuierlich einen bestimmten Betrag spenden. Damit könnte die Kinderspeisung gesichert werden."

In den Anfangsjahren ist der Wermelskirchener, dessen Stammgemeinde die Freikirche Forthausen ist, mehrmals pro Jahr von Wermelskirchen nach Botosani gefahren. Das hat sich mittlerweile geändert: Rumänien ist zu seiner zweiten Heimat geworden, rund zehn Monate im Jahr verbringt er dort und hilft den Armen vor Ort. Seine Frau Inge-Maria und die vier Söhne leben weiterhin in Wermelskirchen. Wie lange kann und will er noch im Missionswerk Osteuropa aktiv sein? "Die Arbeit macht mir sehr viel Freude. Solange es gesundheitlich noch geht, bleibe ich dabei – und momentan geht es mir sehr gut", sagt er mit einem Lächeln.

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(RP)
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