iPhone-Spiel Alles super, Nintendo?

Düsseldorf · Das iPhone-Spiel "Super Mario Run" bricht alle Rekorde. Für Erfinder Nintendo ist der Erfolg wichtig: Bislang hatte der Kult-Konzern den Sprung ins Smartphone-Zeitalter verpasst.

 Seit Mitte Dezember zu haben: "Super Mario Run".

Seit Mitte Dezember zu haben: "Super Mario Run".

Foto: Nintendo

Dieser Klempner ist noch immer Kult - sogar auf dem iPhone: Die Neuauflage des Nintendo-Klassikers "Super Mario" steht seit dem Erscheinen vor knapp zwei Wochen an der Spitze der Charts im App-Store des iPhone-Herstellers Apple und bricht dort alle Rekorde. Mit mehr als 40 Millionen Downloads in den ersten vier Tagen überholte "Mario Run", wie das Spiel offiziell heißt, sogar den Smartphone-Hit des Jahres "Pokémon Go" - an dem das japanische Unternehmen ebenfalls mitgewirkt hatte.

Alles super also bei Nintendo? Hat der Hersteller der 90er-Jahre-Kult-Konsole "Super Nintendo" zu alter Stärke zurück gefunden und verstanden, sich auf eine neue, mobile Spieler-Generation einzustellen?

Erfolge bitter nötig

Eher nicht. Kleine Erfolge wie "Mario Run" hat der Hersteller vielmehr bitter nötig; die Bilanz der vergangenen Jahre fällt enttäuschend aus: Das Smartphone-Zeitalter hatte der japanische Konzern bislang verschlafen. Dabei zeigen Spiele-Erfolge wie "Candy Crush" des britischen Anbieters King, dass jeder Smartphone-Nutzer auch leicht zum Spieler werden kann.

An der Heim-Konsole spielen dagegen immer weniger. Nintendo bekommt das durch sinkende Verkäufe zu spüren. Gerade bei der einstigen Stärke des Unternehmens, den Konsolen, verlor Nintendo zuletzt gegenüber Konkurrenten wie Sony und Microsoft an Boden. Zuletzt wurde Nintendo nur noch wenige hunderttausend Geräte seiner neuesten Konsole Wii U los. Von der 2006 gestarteten Vorgänger-Konsole Wii hatte der Konzern noch mehr als 100 Millionen Stück verkauft.

Mit der Konkurrenz konnte Nintendos Wii U nie wirklich mithalten. Die Playstation 4 wird in Deutschland gut fünfmal so häufig verkauft. Auch die Xbox, die wie die Playstation zudem deutlich leistungsstärker ist, verkauft sich häufiger. Beide Konkurrenten hatten pünktlich zum Weihnachtsgeschäft mit der Playstation 4 Pro und der Xbox One S neuere Versionen im Angebot. Nintendo vertröstet seine Anhänger unterdessen auf das kommende Frühjahr, wo man die Konsole Switch vorstellen will.

Immerhin: Die Anziehungskraft der alten Helden besteht weiter. Viele kennen Mario, Donkey Kong und Co. noch aus ihrer Kindheit - jetzt bedient Nintendo sie auch auf dem Smartphone. Das Unternehmen spielt mit der Erinnerung an die unbeschwerte Kindheit, wo "Game Over" zu den schlimmsten Nachrichten gehörte.

Das Problem ist: Statt Neuheiten bietet Nintendo nur noch Retro an. Am Anfang funktionierte das noch: Nach Veröffentlichung von "Pokémon Go" im Juli schoss das Papier des japanischen Spieleherstellers kräftig nach oben, wodurch sich der Wert des Unternehmens kurzzeitig mehr als verdoppelte. Doch schon jetzt, bei "Super Mario Run", ist das anders: Entgegen der starken Verkaufszahlen, löste "Mario Run" zunächst Verunsicherung aus. Seit Veröffentlichung der Retro-App ist das Papier von 29,35 US-Dollar auf 25,76 US-Dollar (Stand 28. Dezember) gefallen. Ein Grund mag die Befürchtung sein, der Durst nach den Superhelden der Kindheit könnte zu schnell gestillt sein. Denn wie schon "Pokémon Go" kommt auch "Super Mario Run" mit zu wenig Finesse daher. Eine Herausforderung sind die 24 Level nicht.

Die neue Version funktioniert ähnlich wie der Klassiker: Der Klempner mit roter Schiebermütze bleibt ständig in Bewegung. Auf seinem Weg muss er in die Luft Hüpfen und möglichst viele Münzen einsammeln. Einziger Unterschied: Das Spiel fürs Smartphone ist so angelegt, dass es mit nur einer Hand bedient werden kann.

Kritik am Preis

Kritik gibt es aber auch am Preis. Die App kann zwar kostenlos heruntergeladen werden, doch schon nach nach drei Leveln werden zehn Euro fällig, falls Spieler weiterkommen wollen. Und erst seit gestern gibt es "Mario Run" auch in Googles Play Store. Zwar verrät Nintendo noch kein genaues Veröffentlichungsdatum, Android-Nutzer können sich aber bereits registrieren. Bislang hatte Apple den Erfolg für sich beansprucht. "Mario Run" wurde gemeinsam mit dem iPhone 7 präsentiert. Beim Verkauf der App kassiert Apple kräftig mit: Drei von zehn Euro gehen ins Silicon Valley. Auch das zeigt, wie sich die Kräfteverhältnisse inzwischen verändert haben.

Immerhin: Im Jahresvergleich fährt Nintendo mit der Retro-Strategie dennoch ziemlich gut: Der Aktienkurs der Japaner hat 2016 um mehr als 60 Prozent zugelegt. Das Potenzial der Retro-Spielemarken wie "Super Mario", "Donkey Kong" oder "Zelda" ist groß. Das zeigt auch die Wiederauflage der 80er-Jahre-Konsole NES, die bereits nach wenigen Tagen ausverkauft war.

Die Frage ist, ob es bei der Hybrid- Konsole Switch, die sowohl unterwegs als auch als Heimkonsole benutzt werden kann, ähnlich sein wird. Sie ist der Kompromiss, mit dem Nintendo den Anforderungen einer neuen, mobilen Gaming-Community doch noch gerecht werden will - auf seine Art.

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