Fragen und Antworten Endlich interessiert sich WhatsApp für Sicherheit

Düsseldorf · Diese Meldung kam überraschend: WhatsApp verschlüsselt ab sofort Nachrichten mit einer Methode, die als unknackbar gilt. Diese Entscheidung war überfällig. Jedoch nicht alle Geräte werden unterstützt.

WhatsApp interessiert sich endlich für Sicherheit seiner Nutzer
Foto: dpa, tsn ah gab

In der Vergangenheit hat WhatsApp wegen Sicherheitslücken, Ausfällen und dem Kauf durch Facebook Schlagzeilen gemacht. Trotz Kritik ist der Erfolg der Messenger-App ungebrochen. Alleine in Deutschland soll es mehr als 32 Millionen Nutzer geben.

Deswegen haben wir vor einem Monat fünf Erwartungen an den neuen Eigentümer Facebook formuliert. Der erste Punkt wird jetzt von Facebook erfüllt. Dabei ging es um eine Kultur, die Sicherheitslücken unmöglich macht. Natürlich ist WhatsApp nicht vor Pannen geschützt, aber die neue Priorität des Themas Sicherheit zeigt den Programmieren bei WhatsApp, dass sie sich mehr Mühe geben müssen.

Wir haben für Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Ab wann werden die Nachrichten verschlüsselt? Überraschenderweise läuft die Verschlüsselung bereits. Hunderte Millionen WhatsApp-Nutzer können Nachrichten schon jetzt verschlüsselt verschicken. Seit dem letzten Update der App ist die Verschlüsselung aktiv. Aber erst jetzt haben Entwickler des Verschlüsselungssystems dies in einem Blog bekanntgegeben.

Welche Nachrichten werden verschlüsselt? Allerdings können vorerst nur Android-Nutzer die Verschlüsselung nutzern, wenn sie untereinander kommunizieren. Es können auch nur Text-Nachrichten verschlüsselt werden. Gruppen-Chats, Fotos oder Videos werden noch nicht verschlüsselt.

Wann können auch iPhones und andere Plattformen von der Verschlüsselung profitieren? WhatsApp arbeitet daran, die Verschlüsselung nicht nur Android-Nutzern zur Verfügung zu stellen, sondern auch iPhone- oder Windows-Nutzern. Für die WhatsApp-Ausgaben für andere Plattformen wie iOS oder Windows Phone muss die Technik erst noch angepasst werden, schreiben die Entwickler der Technik in einem Blogeintrag. Ein genauer Zeitplan wird nicht genannt.

Wer steckt denn hinter der Verschlüsselung? WhatsApp setzt eine Open-Source-Software mit dem Namen TextSecure ein. Die kommt von einer Non-Profit-Organisation Whisper Systems. Die Nachrichten werden mit einem kryptographischen Schlüssel verschlüsselt, der das Gerät nie verlässt. Deswegen gilt das System als unknackbar. Da WhatsApp so viele Nutzer hat, ist dies die weltweit größte Einführung von solch einer Verschlüsselung.

Zehn WhatsApp-Alternativen
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Kann WhatsApp die Nachrichten noch mitlesen? Die Nachrichten werden zwischen Sender und Empfänger verschlüsselt. Wegen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kann WhatsApp die Inhalte der Nachrichten selbst dann nicht auslesen, wenn ein Gericht dies anordnet.

Wie sicher ist das System wirklich? Der Programmcode von TextSecure ist offen einsehbar und wurde bereits von unabhängigen Fachleuten überprüft. Auch deswegen erhielt die App kürzlich die volle Punktzahl in einer Sicherheitsbewertung der US-Medienseite "ProPublica". Trotz des Lobs aus Fachkreisen ist TextSecure im Vergleich mit WhatsApp winzig: Weniger als eine Million Nutzer haben die Android-App installiert. Das ändert sich jetzt schlagartig.

Was hat WhatsApp bewogen, jetzt eine Verschlüsselung einzuführen? WhatsApp-Gründer Jan Koum kommt aus der Ukraine und hat noch die Zeit des sowjetischen Systems miterlebt. Er sagte kürzlich in einem Interview: "Niemand hat das Recht zu lauschen, wie es die Art eines Staates war, aus dem ich geflohen bin, um in den USA zu leben, wo Demokratie und das Recht auf Meinungsäußerung gelten - das wollen wir beschützen." Koum hat in der Post-Snowden-Zeit verstanden, welch hohes Gut geschützte Kommunikation ist. Bisher hat er diesen Worten keine Taten folgen lassen. Das hat sich jetzt geändert.

WhatsApp hat nach eigenen Angaben etwa 600 Millionen Nutzer weltweit. Im Oktober schloss Facebook die Übernahme von WhatsApp ab, der Kaufpreis summierte sich am Ende auf fast 22 Milliarden Dollar (etwa 17,6 Milliarden Euro).

(dafi)
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