Uni-Studie So transparent macht WhatsApp das Leben seiner Nutzer

Erlangen/Nürnberg · Wie oft und wie lange Sie chatten, wann sie schlafen gehen oder aufwachen – Informatiker zeigen in einer Langzeitstudie, dass sich aus dem WhatsApp-Messenger mehr Informationen entnehmen lassen, als dem Nutzer lieb ist.

Fünf Jahre WhatsApp - viele beeindruckende Zahlen hinter der App
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Wie oft und wie lange Sie chatten, wann sie schlafen gehen oder aufwachen — Informatiker zeigen in einer Langzeitstudie, dass sich aus dem WhatsApp-Messenger mehr Informationen entnehmen lassen, als dem Nutzer lieb ist.

Informatik-Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg haben ein Programm geschrieben, das zeigt, wie leicht es ist, Nutzer der Messenger-Anwendung, ihre Chat- und sogar Lebensgewohnheiten auszuspähen - etwa wann jemand zu Bett geht, wann er aufsteht, wie oft er Whatsapp während der Arbeitszeit nutzt und vor allem wann und ob er erreichbar ist. Für die Studie waren 1000 zufällig ausgefällte Nutzer aus aller Welt neun Monate lang rund um die Uhr beobachtet worden.

Zehn WhatsApp-Alternativen
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Foto: dpa, abu htf

Aus den so gewonnenen Daten geht etwa hervor, dass Whatsapp im Durchschnitt 23 Mal am Tag genutzt wird und jeder Nutzer im Schnitt 35 Minuten mit dem Schreiben und Lesen von Nachrichten verbringt. Nutzer in Deutschland liegen den Angaben nach knapp über dem Durchschnitt: Sie öffnen die App 26 Mal am Tag und nutzen sie 41 Minuten täglich — am intensivsten zwischen 13 und 21 Uhr. Alle gesammelten Daten haben die Forscher anonymisiert und ohne exakte Online-Zeitpunkte unter www.onlinestatusmonitor.com (zur Zeit nicht erreichbar) veröffentlicht.

Was die Wissenschaftler nach eigenen Angaben mit am meisten wunderte, ist die Tatsache, dass der Anbieter nichts gegen das Ausspähen unternahm. "Da unser Programm selbst keine Nachrichten verschickt, Kontakt zu vielen Nutzern gleichzeitig hat und rund um die Uhr mit dem Netzwerk verbunden ist, müsste es stark vom üblichen Nutzungsverhalten abweichen und seitens Whatsapp leicht zu erkennen und zu unterbinden sein", so der Informatiker Andreas Kurtz, der das Programm mitentwickelt hat.

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Foto: dpa, Mascha Brichta

Dergleichen sei aber nicht geschehen. Das Projekt wolle insbesondere dafür sensibilisieren, wie arglos Whatsapp mit den Daten zum Online-Status umgehe. Öffnet ein Nutzer Whatsapp, wird er im Messenger-Netzwerk automatisch als online angezeigt. Er hat keine Möglichkeit, dies abzuschalten. Und jeder, der die Handynummer des Nutzers kennt, kann dessen Online-Status abfragen - ohne jede Autorisierung durch den Nutzer.

(dpa)
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