Support-Ende für Windows XP am Dienstag Wie groß ist jetzt das Risiko wirklich?

Düsseldorf · Dass ein Hersteller Werbung dafür macht, seine Software nicht zu benutzen, ist eher ungewöhnlich. Doch Microsoft tut genau das:Seit Monaten versucht das Unternehmen, die letzten Windows-XP-Nutzer davon zu überzeugen, das Betriebssystem aufzugeben. Das hat gute Gründe. Was müssen Nutzer tun? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was bedeutet es, wenn Microsoft den Support einstellt?

Es bedeutet vor allem, dass es keine Updates für neu entdeckte Sicherheitslücken mehr gibt. Kriminelle können solche Schwachstellen zum Beispiel ausnutzen, um sich über manipulierte Dateien oder Webseiten Zugriff auf fremde Rechner zu verschaffen. Auch in ausgereifter Software werden immer wieder Lücken entdeckt, die dann üblicherweise per Update geschlossen werden. So war es in den vergangenen zwölf Jahren auch bei Windows XP - doch damit ist jetzt Schluss.

Nach dem finalen Update ist XP also erstmal wieder sicher?

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Foto: AFP

Microsoft weist schon seit Monaten darauf hin, dass am 8. April das letzte Update für Windows XP erscheint. Experten wie Sebastian Barchnicki vom Institut für Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen befürchten daher, dass Kriminelle neu entdeckte Schwachstellen für sich behalten haben und sie erst jetzt ausnutzen wollen. Es ist also denkbar, dass sofort nach dem letzten Update eine neue Angriffswelle auf XP-Nutzer beginnt - die wären den Attacken dann schutzlos ausgeliefert.

Wie hoch ist das Risiko?

Je sensibler die Daten auf dem Rechner, desto größer ist die Gefahr. Angreifer können über bisher unentdeckte Schwachstellen zum Beispiel wichtige E-Mails oder Zugangsdaten fürs Onlinebanking abfangen. Denkbar ist auch, dass der XP-Rechner Teil eines Botnetzes wird und zum Beispiel zum Verschicken von Spam-Mails oder für Angriffe auf große Webseiten genutzt wird. Auch ein guter Virenscanner hilft gegen solche Angriffe nur begrenzt, warnt Sicherheitsexperte Barchnicki.

Was sollten XP-Nutzer jetzt tun?

Die einzig sinnvolle Alternative ist, das Betriebssystem zu wechseln - entweder durch neue Software auf dem alten Computer oder mit einem ganz neuen PC. Weiter nutzen sollte man den XP-Rechner nur, wenn er gar nicht mit dem Internet verbunden ist. Das lohnt sich aber eigentlich nur für Anwender mit spezieller Hard- oder Software, die neuere Windows-Versionen nicht unterstützt.

Welche Alternativen gibt es?

Die naheliegendste Alternative ist eine neue Windows-Version. Nach Angaben von Günter Born, der mehrere Ratgeberbücher über Windows und andere Betriebssysteme geschrieben hat, läuft selbst das aktuelle Windows 8.1 auf vielen älteren Computern noch überraschend gut. Windows 7 gibt sich sogar mit noch weniger zufrieden. Von Windows Vista rät der Experte dagegen eher ab.

Bastler mit ein wenig Fachwissen können sich auch Linux installieren, zum Beispiel in der Variante Ubuntu. Die läuft theoretisch sogar parallel zu Windows XP, dass auch dann aber nicht mit dem Internet verbunden sein sollte. Und wer einen neuen Computer kauft, kann natürlich auch zu den Mac-Rechnern von Apple mit dem Betriebssystem OSX oder zu den Chromebooks von Google wechseln - letztere brauchen aber eine permanente Internetverbindung.

Wie kann ich meine Daten auf den neuen Rechner mitnehmen?

Für den Umzug von einem XP-Rechner zu Windows 7 oder 8.1 hat Microsoft die kostenlosen Programme Easy Transfer und PCmover Express von Laplink ins Netz gestellt. Die sollen theoretisch alle persönlichen Dateien und Einstellungen auf den neuen PCübertragen.
In einem aktuellen Test der "c't" klappte das aber nur teilweise. Nutzer sollten nach dem Umzug daher unbedingt kontrollieren, ob alles angekommen ist, rät die Computerzeitschrift. Profis können die Arbeit daher auch gleich selbst erledigen.

Etwas Handarbeit ist auch beim Wechsel zu OSXoder Linux gefragt. Viele populäre Programme gibt es inzwischen aber für alle Betriebssysteme - Office-Dokumente lassen sich so auch auf dem Mac problemlos öffnen. Und wer unter XPzum Beispiel den Browser Firefox nutzt, kann seine Lesezeichen und Einstellungen einfach exportieren und dann auf dem neuen System wieder einspielen.

(dpa)
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