Windows 10 im Schnell-Test Kein Internet Explorer, kaum Kacheln, viel Spaß

Düsseldorf · Windows 10 ist auf dem Markt. Laut Microsoft die letzte neue Version des Betriebssystems, die es jemals geben wird. Künftig soll es nur noch kleine Änderungen geben. Das Fundament bleibt. Wie die erste Version von Windows 10 läuft, haben wir in einem Schnell-Check getestet.

Windows 10 im Schnell-Check
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Das neue Windows 10 im Schnell-Test

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Foto: RPO/Christoph Schroeter

Endlich. Endlich gibt es wieder ein Startmenü. Mag eine Kleinigkeit sein. Aber genau diese Kleinigkeiten sind es, die nicht selten über Gedeih und Verderb eines Produktes entscheiden. Bei Windows 8 und 8.1 war es eher das Verderben.

Auf dem heimischen Laptop läuft jedenfalls (noch) zur vollen Zufriedenheit Windows 7 und auch der Bürorechner hat glücklicherweise kein Upgrade in die 8er-Hölle erfahren.

Denn es war nicht nur der Startbutton mit dem dahinter liegenden Menü. Den hatte Microsoft nach Protesten in Windows 8.1 in reichlich abgespeckter Form wieder eingeführt. Es war dieses ganze Kacheldesign, mit dem viele Nutzer nicht klar gekommen sind. Zwar gab es auch noch den bekannten Desktop, aber dort musste man erst einmal hingelangen. Und wirklich konsequent war das ja auch nicht. Nur für Kacheln konnte Microsoft sich dann auch nicht entscheiden.

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Foto: dpa, tsn

Und jetzt also Windows 10. Der erste Eindruck ist gut. Das gesamte Aussehen des neuen Betriebssystems hat sich dem aus der mobilen Apple- und Android-Welt bekannten Flat-Design angepasst.

Auf unserem Testgerät, dem seit Donnerstag bei Aldi-Nord für 399 Euro erhältlichen Medion-Laptop Akoya E6416 mit Intel i3-Prozessor der fünften Generation und vier Gigabyte Arbeitsspeicher, läuft Windows 10 wunderbar flüssig.

Das nährt die Hoffnung, dass auch der in die Jahre gekommene, heimische Laptop mit dem neuen Windows 10 zurecht kommen wird. Das weiße Windows-Logo unten rechts in der Taskleiste, das seit einiger Zeit zum kostenlosen Upgrade einlädt, ist dort jedenfalls erschienen. Angeblich soll das ja nur auf Hardware sichtbar sein, die auch genug Power unter der Haube hat.

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Nachdem der Aldi-Laptop verhältnismäßig schnell hochgefahren war - liegt's an Windows 10 oder an dem noch sehr frischen System? - geht natürlich der erste Klick auf den Start-Button.

Und da sind sie wieder, die Windows-8-Kacheln. Aber ruhig Blut. Diese nehmen nur den rechten Teil des Menüs ein, unterteilt in Bereiche wie "Alles auf einen Blick” oder "Spiele und mehr”. Per "Drag and Drop” lassen sich die Kacheln nach Gusto anordnen. Und hier bieten sie echten Mehrwert. Das Menü ist übersichtlich und es lassen sich auch Widgets platzieren, die etwa das aktuelle Wetter anzeigen.

Im linken Bereich des Startmenüs findet sich Altbekanntes: Der Zugriff die meistverwendeten Programme (oder neuerdings Apps) sowie auf die Systemsteuerung, der Datei-Explorer, "Alle Apps” und der Aus-Schalter. Endlich fühlt man sich bei Windows wieder zu Hause.

Einen Blick lohnt auch der neue Browser "Edge” der nach vielen Jahren den umstrittenen Internet Explorer ablöst. Das blaue "e” als Symbol ist geblieben, abgesehen davon ist "Edge” ein komplett neues Programm.

Nett ist die Funktion, einfach auf jeder aufgerufenen Webseite herummalen zu können, Text zu markieren, Anmerkungen zu verfassen und das ganze dann als Screenshot teilen zu können. Das lässt sich am PC per Tastatur, am Tablet oder Smartphone per Finger oder Eingabestift erledigen. Ob es letztendlich eine Funktion ist, die man tatsächlich nutzt, wird sich zeigen.

Eine neue Funktion bei Windows 10, die sich mit Sicherheit großer Beliebtheit erfreuen wird, ist die Möglichkeit, zusätzliche Desktops anzulegen. Das geht sehr einfach über ein Symbol gleich neben dem Startbutton. Die Höchstzahl war nicht zu ermitteln, nach einem wilden Geklicke hatte der Testrechner plötzlich 34 davon.

Das macht für den normalen User natürlich keinen Sinn. Aber zwei oder drei zusätzliche Desktops dürften für deutlich mehr Ordnung sorgen - etwa ein privat und ein beruflicher genutzter. In der Desktop-Übersicht lassen sich geöffnete Programme per "Drag & Drop” einfach von einem zum anderen Bildschirm verschieben.

Deutlich verbessert wurde von Microsoft bei Windows 10 das Benachrichtigungscenter in Form einer Sprechblase unten rechts neben der Uhrzeit. Kennt man es noch aus Windows 7 als kümmerliches Fähnchen, an dem hin und wieder Minisymbole auftauchten, die auf eine neue Benachrichtigung hinwiesen. Ein Klick darauf und man war in den meisten Fällen so schlau wie vorher: Kryptische Symbole, mal mit Mouse-over, mal ganz ohne Erklärung, wollten dem User irgendetwas mitteilen. Was, blieb nicht selten im Dunkeln.

Richtig gut gelungen ist dieses Feature nun in Windows 10. Über die gesamt Bildschirmhöhe und knapp ein Viertel in der Breite klappt das Menü auf und erklärt einem deutlich, was es zu vermelden hat. Zusätzlich gibt es Schnellzugriff-Kacheln (!) etwa für Bluetooth, VPN, den Tablet-Modus, WLAN, die Bildschirmhelligkeit oder den Flugzeugmodus.

In wie weit man als User mit seinen technischen Geräten sprechen möchte, muss jeder selber wissen. Bei Windows 10 geht das nun auch, der Siri- und Google-Now-Konkurrent Cortana ist bei allen Versionen dabei. Der Sprachassistent beantwortet nicht nur Fragen, wie das die Android- und Apple-Kollegen tun, sondern es lässt sich auch der Rechner damit steuern.

Das Beantworten der Fragen klappt in der englischen Version bereits sehr gut. Auf Deutsch gibt sich Cortana noch häufiger sprachlos und verweist an die Microsoft-eigene Suchmaschine Bing. Das zeigt aber, das System funktioniert, muss in der lokalisierten Variante aber noch nachgeschärft werden.

Nachschärfen hat Microsoft zum Programm erklärt. Eine neue Version von Windows ist nicht mehr geplant. Mit dem "Windows as a Service" genannten Dienst will Microsoft sein Betriebssystem in den kommenden Monaten und Jahren mit kostenlosen Aktualisierungen auf dem neuesten Stand halten.

Es ist einem als Schreiber schon fast unheimlich, so viel Lob für eine neue Windows-Version. Das hat Microsoft lange nicht mehr erleben dürfen. Aber man muss den Entwicklern in Redmond lassen, sie haben ganze Arbeit geleistet.

Sicher werden einem als User in der täglichen Arbeit Dinge auffallen, die stören, haken, fehlen, überflüssig sind. Doch Microsoft wird mit seinem "Windows as a Service” bemüht sein, auch kleine Fehler schnell zu beheben, fehlende Feature zu implementieren. Das soll ja einer der großen Vorteile des neuen Systems sein.

Spannend ist der Ausblick auf das kommende Windows 10 für mobile Geräte. Die nächste Smartphone-Generation mit Microsofts Betriebssystem soll dann als PC genutzt werden können. Einfach Bildschirm, Tastatur und Maus anschließen und schon soll das Mobiltelefon als vollwertiger Heimrechner dienen.

(csr)
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