Neues Portal "foodsharing.de" Essen teilen statt wegschmeißen

Düsseldorf · Jeder Deutsche wirft im Schnitt 81,6 Kilogramm Lebensmittel in die Mülltonne. Tendenz steigend. Eine neue Internet-Seite soll diese Form der Verschwendung eingrenzen. Bei Foodshare.de können Verbraucher ab sofort Lebensmittel posten, die sie nicht mehr mögen. Einige Einträge gibt es schon.

 Die Startseite von Foodshare.de. Die interaktive Karte füllt sich langsam.

Die Startseite von Foodshare.de. Die interaktive Karte füllt sich langsam.

Foto: Screenshot

81,6 Kilogramm — diese Zahl ist beachtlich. Besonders ärgerlich: Einer Studie der Universität Stuttgart zufolge könnte das Ende in der Tonne in 65 Prozent der Fälle mehr oder weniger einfach vermieden werden. Denn ein großer Teil dieser aussortierten Lebensmittel wäre eigentlich noch genießbar. Genau hier setzt Foodsharing.de.

Im Idealfall läuft das so: Foodsharing.de-Nutzer Mustermann stellt fest, dass er beim letzten Einkauf zu viel Käse eingekauft hat. Vor dem Ski-Urlaub kann er ihn nicht mehr aufbrauchen, nach seiner Rückkehr wäre der Käse nicht mehr genießbar. Nutzer Mustermann postet den übrigen Käse bei Foodsharing.de. Andere registrierte Nutzer können mit ihm Kontakt aufnehmen und organisieren die Abholung.

In Köln ist noch Raki da

Die Idee zum Portal hatte der Filmemacher Valentin Thurn, der bereits mit seinem viel beachteten Film "Taste the Waste" für Aufsehen gesorgte hatte. Neben dem praktischen Effekt habe Foodsharing.de auch eine politische Mission, erklärte er jüngst im Magazin der "Süddeutschen Zeitung". Es gehe im darum, Lebensmitteln wieder einen ideellen Wert zu geben, sagte der Filmemacher. Denn Lebensmittel seien mehr als nur Ware.

Am Mittwoch hat der Naturschutzbund Deutschland das Projekt offiziell vorgestellt. Gegen Mittag waren bereits mehrere Dutzend "Essenskörbe" abholbereit. In Köln war der erste Eintrag noch eher kurioser Art. User "Mike" bietet zwei Flaschen Raki (45 Prozent Alkohol) an. Mit der Abholung haben Interessenten noch genug Zeit. Der Schnaps läuft erst Ende 2013 ab. Bei anderen Fällen muss man sich beeilen. In Berlin sind Ziegenmilch und Brötchen zu haben. Verfallsdatum ist der 18.12. 2012.

Bisher machen in erster Linie private Nutzer mit. Und hier ist Abhilfe auch besonders nötig. 61 Prozent aller unnötigen Lebensmittelabfälle fallen in privaten Haushalten an. Es folgen Großverbraucher und Industrie (beide 17 Prozent). Daher sollen sich nach dem Willen der Foodsharing.de-Macher auch Supermärkte sowie Bäckereien und Metzger an dem Projekt beteiligen.

2013 soll Foodsharing auch als App an den Start gehen.

(csi)
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