Ratchet & Clank: Into the Nexus Abschied zweier Playstation-Helden

Nach einem wenig überzeugenden Tower-Defense-Spielchen kehren Ratchet und Clank in Nexus gekonnt zu ihren Wurzeln zurück – auf der PS3. Und das kurz vor Verkaufsstart der Playstation 4 in Europa. Das Spiel hinterlässt etwas Wehmut.

2013: Ratchet & Clank - Into the Nexus
6 Bilder

2013: Ratchet & Clank - Into the Nexus

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Nach einem wenig überzeugenden Tower-Defense-Spielchen kehren Ratchet und Clank in Nexus gekonnt zu ihren Wurzeln zurück — auf der PS3. Und das kurz vor Verkaufsstart der Playstation 4 in Europa. Das Spiel hinterlässt etwas Wehmut.

Nach dem sauschweren und sauguten A Crack in Time, dem unterhaltsamen, aber eher simpel gestrickten Koop-Spiel All 4 One und der deplatziert wirkenden Tower-Defense-Variante QForce schienen Ratchet und Clank etwas orientierungslos durch die Galaxis zu driften — oder zu sehr mit dem für 2015 angekündigten Film beschäftigt zu sein.

Doch nun gibt es mit Into the Nexus noch ein Dessert für die Fans der Reihe. Denn das neue Abenteuer besinnt sich auf die alten Jump'n'Run-Action-Tugenden. Ratchet, der letzte Lombax, und der eigensinnige Roboter Clank springen, rennen, gleiten und fliegen durch weitläufige Areale. Und sie bekämpfen Gegner und Bosse mit einigen neuen, absurden Waffen: Da ist der "Winterisierer", der Feinde in Schneemänner verwandelt und per weihnachtlicher Musik festliche Stimmung verbreitet. Oder die Albtraum-Box, die kleine Kisten verschießt — aus denen überdimensionale Springteufel hervorschnellen. Die versetzen Gegner in Panik, kämpfen je nach Ausbaustufe mit und lenken die Feinde ab, damit Ratchet sie mit anderen Waffen ausschalten kann. Das alles sieht herrlich verschroben und witzig aus.

Als neues Spiel-Element kommt ein Jetpack zum Einsatz, mit dem man eine gewisse Zeit lang fliegen kann. Leider kann man ihn nicht überall einsetzen, sondern nur in bestimmten Abschnitten. Ebenfalls neu sind die Energietrassen, die man zwischen zwei dafür vorgesehen Verbindungspunkten erzeugen kann — um mit ihnen Höhenunterschiede oder eine große Kluft zu überwinden. Die Bewegungsrichtung wird dabei durch die Reihenfolge der Aktivierung vorgegeben: Man bewegt sich immer von Anschlussstelle 1 zu Anschlussstelle 2. Bisweilen muss man die Trassen geschickt wechseln oder noch in der Bewegung neue Verbindungen erstellen. Das ist nicht immer leicht, so wie auch einige andere Rätsel durchaus knifflig sind.

Bisweilen steht aber die Technik im Weg: Die Kamera ist nicht perfekt und verhindert ab und an den Blick auf das Wesentliche. Schade, denn das Level-Design selbst ist gelungen. Ebenso wie Clanks Abstecher in eine andere Dimension: dort kann der putzige Roboter in einem 2D-Labyrinth mit dem rechten Stick die Schwerkraft beeinflussen. Gerade in diesen Passagen wird das Spiel fordernd.

Ratchet & Clank: Into the Nexus: Abschied zweier Playstation-Helden
Foto: Sony Computer Entertainment

Gut, aber für ein Ratchet & Clank-Spiel recht kurz

Gutes Level-Design, effektvolle Action, knackige Rätseleinlagen, hübsch in Szene gesetzte Areale: Es ist also alles für ein herausragendes Ratchet & Clank-Abenteuer angerichtet. Leider nur fast. Die Welten sind zwar wunderschön gezeichnet, wirken aber wie aus allen vergangenen Spielen der Reihe recycelt und ein wenig steril. Zumal es nur fünf Planeten gibt, von denen einer nicht mehr als die Arena für das "Halsabschneider-Derby" ist. Die Spielzeit ist mit sechs bis acht Stunden für einen Ratchet & Clank-Titel darum recht kurz. Das hat man auch beim Publisher Sony erkannt und bietet das Spiel für nur knapp 30 Euro an. Als Beigabe kann der 2008er Titel Quest für Booty kostenlos heruntergeladen werden.

Die Story selbst ist an und für sich nicht schlecht, aber auch ein wenig vorhersehbar: Ein durchaus charismatisches Verbrecher-Geschwisterpaar möchte mit allen Mitteln das Tor zu einer anderen Dimension öffnen — ohne zu wissen, was dadurch in die Galaxis drängt. Klar, dass die beiden Helden das verhindern müssen. Der Humor indes, der die Spielreihe auszeichnet, bleibt weitgehend auf der Strecke. Ratchet und Clank interagieren kaum miteinander, und der tollpatschige Captain Qwark hat nur einen reichlich bemühten Gast-Kurzauftritt.

Die Helden ziehen sich zunächst einmal zurück

Ratchet & Clank: Into the Nexus wirkt so, als ob Entwickler Insomniac nicht mit voller Kraft an dem Titel gearbeitet hätte — aber durchaus erkannt hat, dass man den Fans noch in der PS3-Ära nach dem enttäuschenden QForce einen würdigen Abschluss bieten muss. Über Nexus liegt aber der Schatten des Abschieds und weht der Hauch des Epilogs. Besonders deutlich wird das beim Besuch des Museums: An allen Ecken finden sich Reminiszenzen an die vergangenen Spiele der Reihe — ebenso wie im Abspann, wo Szenen der alten Titel als Fotos auftauchen. Das hinterlässt Wehmut.

Die beiden kosmischen Helden haben sich mit Nexus noch einmal vor den Fans verbeugt und treten nun erst einmal von der Bühne ab. Vermutlich erst 2015 werden sie auf der Playstation 4 und im Kino wieder auftreten — um dann vielleicht sogar neue Wege zu gehen.

(jov)
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