Der Marvel Antiheld jetzt mit eigenem Videospiel Deadpool — abgedrehte Daueraction

Wenn es eine Marvel-Figur gibt, die man als ultimativen Anti-Helden bezeichnen kann, dann trifft das auf Deadpool zu. In seinem eigenen Videospiel ist der Herr im rot-schwarzen Bodysuit genauso irre und größenwahnsinnig, wie man es aus den Comics gewohnt ist. Taugen diese Eigenschaften auch für ein gutes Spiel?

Screenshots aus "Deadpool"
8 Bilder

Screenshots aus "Deadpool"

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Kinobesuchern kennen Deadpool aus dem Film "X-Men Origins: Wolverine", in dem Ryan Reynolds die Rolle des Anti-Helden übernahm. In der Comic-Vorlage ist der schizophrene Söldner aber deutlich abgedrehter als im Film mit Hugh Jackman.

Deadpool und Wolverine wurden zwar beide in Laboren des Militärs mehr oder weniger auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Auch Deadpools Verletzungen heilen darum rasant schnell — noch schneller sogar als bei Wolverine.

Allerdings sind die Experimente nicht ganz spurlos an seinem Geist vorübergegangen. Mit anderen Worten: Deadpool ist irre. Total irre.

Ungewohnte Spielwelt

Reichlich ungewöhnlich beginnt darum auch das Spiel. Der Spielcharakter hängt in seiner abgewrackten Bude auf der sehr mitgenommenen Couch ab und wartet darauf, dass es losgeht. Vor lauter Langeweile nimmt er seine eigene Wohnung ein bisschen unter die Lupe.

Schon da zeigt sich der teils sehr pubertäre Humor des Spiels voller sexueller Andeutungen, die ansatzlos ins Vulgäre abdriften. Eine herbe (englische) Sprachausgabe unterstreicht den Tenor des Spiels. Dazu kommt, dass zwei Stimmen im Kopf unseres Anti-Helden immer wieder überaus sarkastische und unterhaltsame Diskussionen führen.

Eigentlich geht es im Spiel um einen Vertrag für ein Deadpool-Videospiel. Zumindest irgendwie. Und immer wieder spricht der Protagonist den Spieler direkt an und reißt so die berühmte vierte Wand ein. Das ergibt eine sehr interessante und bislang unbekannte Erzählweise, die von der hervorragenden Leistung der Sprecher getragen wird.

Auf eine deutsche Synchronisierung wurde dabei verzichtet. Was angesichts des englischen Wortwitzes auch besser ist. Deutsch synchronisiert wäre das Spiel vermutlich so lahm wie eine Butterfahrt mit Akkordeon.

Technisch solide

Wer indes spielerische Innovationen oder ein komplexes Gameplay erwartet, wird mit Deadpool sicher nicht glücklich. Das Kampfsystem ist vergleichbar mit "God of War", Batman und "Devil May Cry". Es spielt sich aber im Vergleich zur Konkurrenz nicht ganz so flüssig.

Mit doppeltem Katana oder Hammer und Feuerwaffen setzt sich Deadpool gegen eine Vielzahl von Klon-Gegnern zur Wehr. Und wie gewöhnlich sammelt man durch besonders lange und spektakuläre Combos Erfahrung und Geld, mit denen man seinen Charakter aufwerten kann.

Die Grafik und die Effekte bewegen sich technisch auf gutem Niveau. Ein paar Schwierigkeiten gibt es gelegentlich mit der Kameraführung. Beim rasanten Spieltempo kann es dadurch passieren, dass sich Deadpool dadurch das eine oder andere Mal seinen Widersachern geschlagen geben muss.

Fazit

Bei einer Spielzeit von ungefähr sechs Stunden ist Deadpool leider ein kurzes Vergnügen. Würde das Spiel statt 60 Euro (PS3) nur 30 Euro kosten, wäre der Preis auch gerechtfertigt. Denn das Spiel definiert das Genre nicht neu, aber man hat eine Menge Spaß.

Die abgedrehte und absurde Komik voller Doppeldeutigkeiten und Anspielungen passt zum größenwahnsinnigen Ex-Söldner Deadpool wie die Faust aufs Auge. Allerdings ist das Spiel zu recht erst ab 18 freigegeben.

Der bisweilen tiefschwarze, bitterböse Humor und die teilweise sehr übertriebene Gewaltdarstellung ist nichts für jeden. Wertung

Grafik 7,5 von 10
+ passende Comic-Optik
- teils unsaubere Texturen
- einige unschöne Kulissen

Sound 8,0 von 10
+ sehr gute Sprachausgabe
+ gute Soundkulisse
-Teils sich wiederholende Kommentare

Gameplay 7,0 von 10
+ gute Steuerung
+ bewehrtes Kampfsystem
+ zahlreiche Upgrades und Verbesserungen
- nicht so flüssig wie bei der Konkurrenz
- teilweise Trial and error
- wenig Abwechslung
- sehr simple Rätsel

Story 8,0 von 10
+ durchgeknallter Anti-Held
+ interessante Erzählform
- sehr kurz

Gesamtwertung 7,5 von 10

(csr)
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