Angeschaut und ausprobiert Die Wii U - daddeln mit Doppeldisplay

Düsseldorf · Hochauflösende Grafik, zeitgemäße Onlineanbindung und dazu ein völlig neues Steuerungskonzept: Nintendo läutet mit der Wii U die neue Konsolengeneration ein. Im Test zeigt das neue Gerät viele spannende Ideen, aber auch ein paar Schönheitsfehler.

Das ist die Nintendo Wii U
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Das ist die Nintendo Wii U

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Seit etwa sieben Jahren sind Wii, Xbox 360 und Playstation 3 in Deutschland erhältlich. Kein Wunder, dass alle drei großen Hersteller längst an den Geräten der nächsten Generation arbeiten. Den Anfang macht Nintendo mit seiner Wii U.

Auffälligste Neuerung daran ist das Steuerungskonzept: Statt eines simplen Controllers hat der Nutzer ein sogenanntes Gamepad mit großem Touchscreen, Neigungssensor und Kamera in der Hand. Wir haben uns die neue Konsole, die seit Freitag (30. November) in den Läden steht, angeschaut und sie ausprobiert.

Was auf dem Display des Gamepads zu sehen ist, hängt vom Spiel ab.
Action-Adventures wie "Mass Effect 3" und "Batman: Arkham City" zeigen darauf zum Beispiel das Inventar des Helden oder eine Karte. Minispielsammlungen wie "Nintendo Land" binden das Gamepad auf kreative Art in Mehrspielerpartien ein. Allerdings spielt dabei immer nur ein Spieler mit dem Touchscreen und muss sich zum Beispiel in einem Labyrinth verstecken.

TV-Gerät oder Gamepad

Bei "New Super Mario Bros. U" und ein paar anderen Titeln wird das komplette Spiel sowohl auf dem Touchscreen als auch auf dem Fernseher angezeigt. Wollen Kinder oder Ehepartner den Fernseher für andere Zwecke benutzen, kann man das Spiel ohne Einschränkungen und Unterbrechung auf dem Gamepad weiterzocken.

Dafür kann das Handheld sogar Ton wiedergeben, auch über Kopfhörer. Theoretisch funktioniert die Übertragung zum Gamepad selbst über größere Distanzen. Im Test zeigen sich bereits nach wenigen Metern erste Bildaussetzer.

Das Gamepad ist für Konsolenspieler aber ungewohnt groß und schwer - bei langen Sitzungen macht sich das zusätzliche Gewicht deutlich bemerkbar. Die sind allerdings aufgrund des relativ schwachen Akkus ohnehin nicht ohne weiteres möglich: Je nach Spiel muss das Gamepad schon nach drei bis fünf Stunden wieder ans Ladekabel. Immerhin kann es aber während des Ladens weiter benutzt werden, natürlich mit eingeschränktem Bewegungradius.

Menüs sind sehr langsam

Die Wii U funktioniert aber auch mit den alten Fernbedienungen der Wii sowie einem neuen, separat erhältlichen Pro-Controller, der den Controllern von Playstation und Xbox ähnlich sieht. Allerdings sind diese Gamepad-Alternativen längst nicht mit jedem Spiel kompatibel - selbst das von Nintendo selbst entwickelte "New Super Mario Bros. U" lässt sich zum Beispiel nicht mit dem Pro-Controller steuern.

Konsole und Gamepad der Wii U haben eine Hülle aus Hochglanzplastik. Auf den ersten Blick sieht das schick aus, auf den zweiten schon weniger: Schnell erweisen sich beide Geräte als wahrer Magnet für Staub und Fingerabdrücke.

Weniger schön sind auch die arg langsamen Menüs, die Erinnerungen an die Wii wach werden lassen: Schon das Aufrufen der Systemeinstellungen quittiert die Konsole manchmal mit mehreren Sekunden Denkpause. Da hätte man sich einen Geschwindigkeitszuwachs gewünscht.

Soziales Netzwerk Miiverse

In Sachen Onlineanbindung hat die Wii U einen großen Schritt nach vorne gemacht. Im Zentrum der Webfunktionen steht das sogenannte Miiverse. Das ist eine Art soziales Netzwerk, in dem sich Nutzer mit ihren virtuellen Alter Egos, Mii genannt, austauschen und für Mehrspielerpartien verabreden können. Mitspieler lassen sich wie bei Xbox und Playstation auf eine Freundesliste setzen.

Dazu hat die Wii U einen überraschend schnellen und leicht zu bedienenden Browser, der allerdings keine Flash-Videos abspielt. Für Videos und Filme aus dem Netz gibt es eine Youtube-App mit toller Bildqualität und schicken Menüs, aber etwas unübersichtlicher Bedienung, und eine App für die Onlinevideothek Lovefilm.

Bereits im Menü vorhanden, aber noch nicht aufrufbar ist der Dienst TVii, der ab 2013 Zugang zu weiteren Inhalten bieten soll - etwa aus Mediatheken. Bevor Käufer der Wii U die Onlinefunktionen nutzen können, müssen sie allerdings erst ein relativ umfangreiches Update herunterladen, was je nach Internetanschluss etwa ein bis zwei Stunden dauern kann.

Guter Umgang mit den Nutzerdaten

Danach muss ein Nintendo ID genanntes Benutzerkonto eingerichtet werden. Mit Ausnahme des Geburtsdatums fragt die Konsole dabei aber kaum persönliche Daten ab. Bei der Anmeldung beim Miiverse und dem Start von anderen Apps erkundigt sie sich außerdem jedes Mal vorbildlich, welche Informationen der Nutzer mit anderen teilen will und ob er Werbemails des jeweiligen Dienstes erhalten möchte.

Die Einrichtung der Wii U ist unkompliziert und dank der guten Anleitung auch für Laien problemlos zu schaffen. Das Gamepad lässt sich ohne großen Aufwand oder viel Fachwissen - es muss nur der TV-Hersteller aus einer Liste ausgewählt werden - in eine Fernbedienung für den Fernseher verwandeln. So muss der Nutzer nicht ständig mit zwei oder mehr Geräten herumfummeln.

Ein weiteres schönes Detail: Die Discs für Wii-U-Spiele sind an den Kanten abgerundet und lassen sich daher viel besser am Rand anpacken als andere DVDs oder Blu-rays. Die Konsole schluckt und spielt aber nicht nur die neuen Titel, sondern auch die alten Wii-Spiele.

Speicherstände und heruntergeladene Spiele können per SD-Karte von der alten zur neuen Konsole übertragen werden, allerdings muss dafür erst auf beiden Geräten eine App heruntergeladen werden. Das ist sehr nutzerfreundlich realisiert. GameCube-Spiele wie auf der Ur-Wii werden allerdings nicht mehr erkannt.

Das wahre Potenzial wird erst später erkannt werden

Vom erhofften Leistungssprung der neuen Konsolengeneration ist bei der Wii U noch nicht viel zu spüren. Alle Spiele laufen zwar in HD, allerdings längst nicht immer in Full HD (1920 mal 1080 Pixel).

Spiele wie "New Super Mario Bros. U" und "Nintendo Land" sind hübsch, zeigen außer der höheren Auflösung aber nichts, was es nicht schon auf der Wii zu sehen gab. Und Titel wie "Assassin's Creed 3", die Spieler von Xbox 360, Playstation 3 oder PC kennen, sehen auf der Wii U kaum besser aus und laufen längst nicht immer flüssig. Die Erfahrung sagt aber: Die wahre Leistungsfähigkeit einer Konsole zeigt sich erst mit der Zeit, wenn die Spiele besser angepasst werden.

Zum Verkaufsstart ist die Wii in Geräte-Versionen erhältlich: Im Basic Pack stecken neben der weißen Konsole und dem farblich passenden Gamepad nur wenig Zusatzausstattung und nur acht Gigabyte interner Speicher. Dieser lässt sich aber per USB-Stick oder externer Festplatte erweitern. 299 Euro werden für die Basisvariante fällig.

Wer 50 Euro mehr bezahlt, bekommt das sogenannte Premium Pack mit einer schwarzen Wii U, 32 Gigabyte Speicher, dem Spiel "Nintendo Land" und mehr Zubehör - darunter eine Ladestation für das Gamepad und zwei Ständer, mit denen sich die Konsole hochkant aufstellen lässt. Für nocheinmal 50 Euro mehr bekommt man eine Special-Edition im "Zombie U"-Design. Mit im Paket liegt natürlich das gleichnamige Horror-Spiel.

Erfreulicherweise in allen Paketen dabei ist ein HDMI-Kabel. Zusätzliche Videokabel muss nur kaufen, wer noch ein älteres TV-Modell ohne den dazu passenden Anschluss besitzt.

(csr/dpa)
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