Gamescom 2017 Wer sind eigentlich diese Videospieler?

Köln · Köln ist momentan der Treffpunkt der Gamer-Szene in Deutschland. Doch wer gehört überhaupt dazu? Es ist längst nicht mehr nur der jugendliche Nerd. Größte wachsende Gruppe sind zum Beispiel die Spieler über 50.

Gamescom 2017 - mögen die Spiele beginnen
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Foto: dpa, obe wie

Es ist das Jahr 2017. Ganz Deutschland spielt. Ganz Deutschland? Nicht ganz. Aber immerhin rund 30 Millionen Menschen hierzulande spielen nach aktuellen Zahlen des IT-Verbands Bitkom zumindest gelegentlich Videospiele, rund 350.000 von ihnen werden in den kommenden Tagen durch die Hallen der Gamescom (bis 26. August) streifen.

Längst widerlegt die Statistik das Klischee des PC- oder Konsolenspielers als einsamem Heranwachsenden. Aber wer sind die Spieler? "Das ist so divers, dass man das gar nicht pauschal beantworten kann", sagt Felix Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU).

Jugendliche und junge Erwachsene machen nach wie vor einen Großteil der Spieler aus. 74 Prozent der 14- bis 29-Jährigen spielen laut IT-Branchenverband Bitkom Videospiele. Auch die Videospieler der frühen Jahre sind ihrem Hobby treu geblieben. 63 Prozent der 30- bis 49-Jährigen spielen noch regelmäßig.

Gamescom 2017 - Cosplayer in ihre tollen Kostümen
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Größte wachsende Gruppe sind Spieler über 50. Schon jetzt greift hier jeder Vierte (24 Prozent) regelmäßig zu Computer, Konsole oder Smartphone, ebenso wie knapp jeder Achte (12 Prozent) der Generation 65 Plus. Und noch etwas fällt auf: Nicht nur alle Altersgruppen spielen, auch die Geschlechtergrenzen spielen keine Rolle mehr: 43 Prozent der Männer spielen Videospiele, ebenso wie 42 Prozent der Frauen.

Fragt man Branchenkenner Falk, ob es nicht doch einige grundlegende Merkmale gibt, spricht er über verschiedene Spielerschaften, wie er es nennt. Also etwa die sogenannten First Mover. Sie haben neue Spiele am liebsten gleich am ersten Tag oder nehmen schon an Early-Access-Programmen teil.

Hier können Spieler zusammen mit den Entwicklern die noch unfertigen Spiele ausprobieren. First Mover zeichnen sich auch dadurch aus, dass bei ihnen neue Technologien eher im Rechner stecken, etwa Virtual-Reality-Brillen oder besonders leistungsstarke Grafikkarten.

Ihnen gegenüber stehen die sogenannten Casual Gamer. In diesem Bereich geht es weniger um Bestleistungen als um Unterhaltung. Auch die neueste Hardware ist nicht nötig, viele spielen ältere Titel, Spiele mit wenig Hardwareanforderungen oder kleine Onlinegames im Browser.

Eine dritte Art Spielerschaft sind die Online-Gamer. Manche verschreiben sich einem Titel auf lange Zeit, spielen etwa viele Jahre regelmäßig sich entwickelnde Spiele wie "Eve Online" oder "World of Warcraft" und identifizieren sich stark damit. Auch den klassischen Spieler gibt es noch. In dieser Gruppe wird ein Spiel gekauft, durchgespielt, dann kommt das nächste an die Reihe.

Fünf bis zwölf Games kaufen sich Spieler laut BIU im Jahr. Doch die Bindung an einzelne Titel verlängert sich mittlerweile. Grund dafür ist unter anderem der Trend, dass Spiele auch nach ihrem Erscheinen weiter mit Inhalten versorgt werden - oft kostenpflichtig.

Die Spieler greifen zu, die Branche freut es. Rund 1,08 Milliarden Euro wurden im ersten Halbjahr 2017 mit Spielen für PC, Smartphone und Konsolen umgesetzt. 509 Millionen Euro entfielen dabei auf im Laden gekaufte oder heruntergeladene Spiele.

Immer mehr Geld geben die Gamer auch für virtuelle Zusatzinhalte aus. Ein neues Schwert oder mehr Level für das Lieblingsspiel, neue Candy-Crush-Coins oder Pokémonfutter und andere Zusatzgüter für eigentlich kostenlose Free-to-Play-Spiele. Rund 400 Millionen Euro war das Spielern in Deutschland 2017 wert.

So unterschiedlich wie die Zusammensetzung der Spieler sind auch die von ihnen gewählten Spielgeräte. In den Messehallen der Gamescom finden sich längst nicht mehr nur Stände, die PC- und Konsolenspiele bewerben. Immer mehr Titel werden für Mobilgeräte entwickelt, große Titel wie etwa "The Witcher", "The Sims" oder die "Fallout"-Serie haben längst mobile Ableger für jene, die lieber nebenher etwas spielen und nicht stundenlang in digitale Welten eintauchen wollen.

E3 2017 - das sind die Spielehits des Jahres
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Foto: dpa, toh sir

Diese mobilen Spieler, so erklärt Falk, spielen mehr Spiele, dafür spielen sie kürzer, eben mal zwischendurch. In den App Stores von Google und Apple finden sie unzählige Spiele, viele davon nach dem Free-to-Play-Prinzip.

Für den klassischen Gaming-PC bedeutet das einen relativen Rückgang in der Gunst der Gamer. 52 Prozent geben an, auf dem PC zu spielen, 2015 waren es noch 67 Prozent. Dem gegenüber ist das Notebook für 75 Prozent der Gamer als Spielgerät erste Wahl, die Konsolen kommen auf 71 Prozent, das Smartphone auf 74 Prozent. Und neue Plattformen drängen in den Markt: etwa mobile Konsolen (26 Prozent) oder vernetzte Smart-TV mit leistungsstarker Hardware.

Internet und sozialen Medien haben auch dafür gesorgt, dass Videospiele immer häufiger nicht mehr allein an Rechner oder Konsole, sondern häufig gemeinsam mit anderen gespielt werden. 18 Millionen Menschen in Deutschland spielen laut BIU mit anderen. Neben dem klassischen Multiplayer über das Internet gewinnt auch ein anderer Teil des gemeinsamen Spielens immer mehr an Bedeutung: Streaming.

Einer spielt, andere sehen zu. Oder viele spielen gegeneinander und noch mehr sehen zu. Über Plattformen wie Twitch, Youtube Gaming oder Mixer können Spieler ihre Szenen einfach für alle ins Netz übertragen — manchmal als reiner Livestream, manchmal mit Live-Kommentar und hohem Unterhaltungsfaktor. Gerade diese sogenannten Let's Plays sind extrem beliebt. "Die Let's Player sind die neuen Popstars", sagt Felix Falk. Szenegrößen wie Gronkh oder PietSmiet haben ein Millionenpublikum.

"Man muss nicht mehr selbst spielen, um Teil dieser Kultur zu sein", sagt Felix Falk. Mittlerweile gibt es auch rund um die eigentlichen Spiele genug Anknüpfungspunkte für Menschen, die vielleicht nicht die schnellsten Finger am Controller haben, sich aber für Charaktere und Geschichten in immer aufwendigeren Videospiel-Produktionen begeistern. Sei es nun als Zuschauer eines Streams oder von Veranstaltungen vor Ort, wo andere Spieler ihre Kräfte messen.

Gamescom 2017: Medion zeigt neue Gamer-PCs
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Mit den Spielern wandelt sich auch die Gamescom als Messe. Neben den eigentlichen Videospielen gewinnen immer neue Aspekte der Spielekultur wie Cosplay, Modding, die Videostreaming-Stars und -Sternchen oder einfach nur das Zusammentreffen Gleichgesinnter an Bedeutung, sagt Falk. "Für viele ist eigentlich diese Teilhabe an der Gaming-Kultur das wichtigste Element dieser Gamescom."

(csr)
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