FBI hackt iPhone ohne Apple Smartphones müssen jetzt noch sicherer werden

Meinung | Düsseldorf/Los Angeles · Apple hat sich wochenlang zurecht geweigert, dem FBI dabei zu helfen, das iPhone des Attentäters von San Bernadino zu entsperren. Nun hat das FBI die Sache selbst in die Hand genommen. Nutzer sollten auf der Hut sein.

 Vom FBI heißt es, Apples Hilfe werde nicht mehr gebraucht.

Vom FBI heißt es, Apples Hilfe werde nicht mehr gebraucht.

Foto: dpa

Jede Technik lässt sich knacken - wenn man genügend Aufwand in die Sache steckt. Das zeigt wohl auch der aktuelle Fall um das geknackte iPhone des Attentäters von San Bernadino. Wie genau es der US-Behörde gelungen ist, die Sicherheitsmechanismen des iPhone zu überwinden, ist noch nicht geklärt. Sie könnten zum Beispiel einen Hinweis auf das Passwort bekommen haben.

Laut einem unbestätigten Bericht der Zeitung "Yedioth Ahronoth" kam die Hilfe aber von der israelischen Firma Cellebrite. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Daten aus mobilen Geräten herauszuholen. Offiziell ist in Gerichtsunterlagen nur die Rede davon, dass das FBI die Hilfe von Apple nicht mehr benötige.

Die Behörde wollte vor allem, dass Apple die Funktion aushebelt, die den Speicherinhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. Offenbar hat das FBI genau das nun offenbar doch selbst in die Hand genommen - nach wochenlangen Beteuerungen, das Problem sei ohne Apple nicht lösbar. Doch selbst jetzt ist die Angelegenheit für den iPhone-Hersteller damit nicht vom Tisch.

Zwar dürfte es den Konzern freuen, dass seine medienwirksame Kampagne Früchte getragen hat: Apple muss keine Hilfestellung für das FBI entwickeln, das iPhone zu knacken, und muss so nicht selbst dazu beitragen, eine Hintertür ins eigene Betriebssystem in die Welt zu setzen - eine echte Gefahr für Privatsphäre und Datenschutz. Das ist gut und richtig so, doch muss sich Apple gleichzeitig fragen: Sind unsere Telefone künftig leichter zu hacken?

Der San-Bernardino-Attentäter besaß das ältere iPhone-Modell 5C, das noch nicht über den zusätzlichen Hardware-Verschlüsselungsschutz ("Secure Enclave") der aktuellen Modelle verfügt. Nun ist die Frage: Waren die Hacker einfach zu gut - was die Probleme immer noch nicht aus der Welt räumen würde, denn jeder erfolgreiche Angriff ist einer zu viel - oder gibt es eine echte Sicherheitslücke?

Wenn es einen Auftrag an Apple nach der aktuellen Posse um das wochenlang scheinbar unfähige FBI gibt, dann ist es dieser: iPhones müssen noch sicherer werden. Das gilt im Übrigen auch für die Smartphones aller anderen Hersteller. Sicher, im konkreten Fall hat das FBI ein berechtigtes Interesse daran, an die Daten des Attentäters zu gelangen. Schließlich soll der mutmaßliche Extremisten Syed F. im Dezember gemeinsam mit seiner Frau im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen ermordet haben.

Doch auch bei Unterstellung der besten Absichten muss es höchst schwierig bleiben, ein iPhone zu knacken. Ansonsten sind unter Umständen die Daten von Millionen Nutzern in Gefahr, die nicht nur von Regierungen, sondern auch von Kriminellen missbraucht werden könnten. Man muss kein Prophet sein, um sagen zu können: Gute Absichten, wie man sie dem FBI unterstellen darf, verfolgen dabei die wenigsten.

Im konkreten Fall könnte Apple sogar etwas aus der Sache lernen: Sollten die Ermittler dank einer Sicherheitslücke in Apples Software an die Daten im iPhone des Attentäters herangekommen sein, müssten sie die dabei verwendete Methode unter Umständen dem Konzern offenlegen. Nach US-Recht entscheidet ein Regierungsgremium, ob solche Schwachstellen geheimgehalten und von den Behörden ausgenutzt werden können - oder zur Sicherheit der Nutzer die betroffenen Anbieter informiert werden sollten. Diese Abwägungs-Prozedur heißt "Equities Review".

Doch eben weil es keine Pflicht für die US-Behörden gibt, den Weg offen zu legen, über den sie das iPhone gehackt haben: Apple tut gut daran, jetzt anzukündigen, die Sicherheit seiner Produkte erhöhen zu wollen. Alle Nutzer können nur hoffen, dass es der Konzern - genauso wie alle anderen Elektronikhersteller - schafft, im Rennen um die Sicherheit der eigenen Geräte wieder Boden gut zu machen.

Mit Material von dpa und ap.

(hebu)
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