Videoportale Wettrennen der großen Streaming-Dienste

Düsseldorf · Amazon Prime und Netflix haben weltweit das Fernsehen revolutioniert. Allerdings stoßen die Videoportale auch an Grenzen - vor allem bei preissensiblen Kunden.

Netflix, Watchever, Maxdome und Co: Streamingdienste in Deutschland
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Das sind die großen Videostreaming-Anbieter in Deutschland

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Foto: dpa, toh

Bei Anhängern des Star-Trek-Universums sorgte die Ankündigung einer brandneuen Serie für Euphorie - in Deutschland und in 187 weiteren Ländern zumindest bei denjenigen, die im Besitz eines Netflix-Accounts sind. Denn der Video-Streaming-Dienst hat sich die Rechte an der von CBS produzierten Serie gesichert. Starttermin ist Januar 2017.

Der Star-Trek-Coup ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie stark die beiden größten Online-Portale dem klassischen Fernsehen das Geschäft streitig machen. Der Wettbewerb zwischen den Platzhirschen Netflix und Amazon Prime funktioniert bislang zugunsten der Kunden. Je nach Bildqualität kostet der Netflix-Account hierzulande zwischen 95,88 und 143,88 Euro im Jahr, Amazon Prime schlägt gerade einmal mit 49 Euro zu Buche. Zum Vergleich: Der Rundfunkbeitrag für die öffentlich-rechtlichen Sender kostet einen Haushalt 210 Euro im Jahr.

Und die beiden Dienste beschränken sich längst nicht mehr darauf, Filme und Serien großer Studios und TV-Sender anzubieten. Inzwischen spielen die Plattformen selbst auch bei den Emmy- und Golden-Globe-Verleihungen eine Rolle: Netflix punktete etwa mit der selbst produzierten Gefängnisserie "Orange is the New Black" oder dem Politthriller "House of Cards", Amazon mit den Drama-Serien "Transparent" und "Mozart in the Jungle".

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Und auch Hollywood ist längst nicht mehr sicher: Bei Amazon Studios können Nachwuchstalente derzeit ihre Skripte für Filme und Serien einreichen und vom Publikum bewerten lassen (studios.amazon.com/movies). Ideensichtung per Schwarmintelligenz. Noch hat das Studio selbst keinen Kinofilm auf den Markt gebracht. Das dürfte sich demnächst ändern: Die Amazon Studios haben sich mit Woody Allen ein sehr passables Aushängeschild an Bord geholt.

So berichtet das Fachblatt "Hollywood Reporter" jüngst, Allen werde im Herbst mit den Dreharbeiten zum ersten direkt für Amazon produzierten Spielfilm beginnen - dafür seien Stars wie Kate Winslet, Jim Belushi, Justin Timberlake und Juno Temple gewonnen worden. Allen soll zudem an einer Exklusiv-Serie für Amazon arbeiten.

Netflix ist beim Thema Film schon weiter. So startete der Kriegfilm "Beast of No Nation" über Kindersoldaten in Westafrika mit Idris Elba ("Luther", "The Wire", "Avengers") bei den Filmfestspielen von Venedig und war dort auch für einen goldenen Löwen nominiert. Mit dem Kurz-Dokumentarfilm "The Lady in Number 6" gewann das Studio sogar einen Oscar, der von Leonardo DiCaprio produzierte Dokumentarfilm "Virunga" über den Kampf von Wildhütern war von der Academy zumindest nominiert. Netflix-Filme starten zeitgleich im Kino und beim Anbieter selbst.

Allerdings hat die Begeisterungsfähigkeit der Streaming-Kunden ihre Grenzen. Das musste zuletzt Netflix schmerzhaft erfahren: Obwohl der Dienst nahezu überall auf der Welt zur Verfügung steht, verzeichnete das Unternehmen das schwächste Wachstum seit drei Jahren. Im zurückliegenden Quartal kamen 1,7 Millionen Kunden hinzu - Netflix selbst war von 2,5 Millionen ausgegangen.

Grund ist Unternehmensgründer Reed Hastings zufolge eine Preiserhöhung bei Bestandskunden: "Was auch immer etwas kostet, die Leute mögen nicht, wenn es teurer wird." Der Konzern müsse das aber durchstehen. Im Mai hatte Netflix den Preis um zwei Dollar (1,81 Euro) angehoben. Wie Kunden trotzdem gehalten werden könnten: Netflix lehnt eine Download-Funktion für seinen Online-Videodienst nicht mehr grundsätzlich ab. "Mit der globalen Expansion sind wir offen dafür", sagte Firmenchef Hastings. Der Dienst habe sich mit der Idee beschäftigt, weil in einigen Ländern die mobilen Datennetze nicht so gut seien. Amazon Prime bietet einen solchen Service bereits an.

(maxi)
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